In Europa lebt es sich am besten

von Redaktion

Zürich ist die lebenswerteste Stadt der Welt – aber auch eine der teuersten. Wien auf Platz zwei ist dagegen für seine günstigen Mieten bekannt. © Ennio Leanza/dpa

Steigende Preise, politisches Hickhack und auch noch trübes Wetter: Gerade denkt vielleicht der ein oder die andere darüber nach, ins Ausland umzuziehen. Zumindest für diejenigen, die am Schreibtisch arbeiten, bieten Computer, Internet und Videokonferenzen gute Chancen. Nur wohin? Die Unternehmensberater der US-Firma Mercer untersuchen jedes Jahr die Lebensqualität von Städten weltweit. Wer jetzt an Karibik, US-Westküste oder Asien denkt, wird enttäuscht: Ganz oben auf der aktuellen Liste stehen acht europäische Städte.

An der Spitze liegt in diesem Jahr Zürich. Die Experten berichten von herausragenden Bürgerdiensten, niedriger Kriminalitätsrate, einer lebendigen Kulturszene. Dazu komme eine effiziente Infrastruktur und ein hohes Maß an Nachhaltigkeit. Auf Rang zwei folgt Wien. Vergangenes Jahr lag Österreichs Hauptstadt noch auf Rang 1. Auf dem dritten Platz findet sich Genf. Und in die Top Ten schafften es mit Bern und Basel noch zwei weitere Städte aus der Schweiz.

Weit oben hielt sich auch Kopenhagen. Amsterdam stieg in die Top Ten auf und verdrängte München. Für die Bayern reichte es nur zu Rang 11. Lebenswerteste deutsche Stadt ist den Beratern zufolge allerdings Frankfurt auf Rang 7. Ebenfalls in den Top 20 sind Düsseldorf (16) und Berlin (19). Wer es gern etwas abgelegener hat, kann sich vielleicht mit Auckland in Neuseeland anfreunden. Aus Nordamerika schaffte es nur die recht weit nördlich gelegene kanadische Stadt Vancouver in die Topliste.

Kanada, Europa, Australien – so geht es weiter bis mit Singapur auf Rang 30 die erste asiatische Stadt kommt. Und die USA? Die Stadt mit der besten Lebensqualität ist danach Boston auf Rang 32, vor Paris und hinter Toulouse im Südwesten Frankreichs. Dubai, zuletzt vor allem bei Influencern und dem ein oder anderen Prominenten beliebt, liegt in der Liste auf Rang 83, hinter Bratislava in der Slowakei und vor Vilnius, der Hauptstadt von Litauen.

Die Experten von Mercer untersuchten insgesamt mehr als 450 Großstädte weltweit. 241 schafften es auf die Liste. Bewertet wurden 39 Einzelpunkte, die unter anderem politische Stabilität, Gesundheitssystem, Infrastruktur, Straßen, Internetzugang und Mobilfunk, das gesellschaftliche Miteinander und das Angebot an Kunst und Kultur widerspiegeln. Auch die Wohnsituation, Reisemöglichkeiten, Verkehr, Luftqualität, Wirtschaftslage und Wachstumschancen fließen ein. Die Berater erstellen die Liste jährlich.

Gute Bildung, Straßen und Verwaltung, schnelles Internet, viel Grün und ein entspanntes Lebensgefühl sind allerdings nicht alles. Denn da sind noch die Lebenshaltungskosten. Und die sollte man vor allem beachten, wenn man einen Umzug zum Beispiel nach Zürich erwägt.

In der Untersuchung von Mercer werden die Lebenshaltungskosten der größten Stadt der Schweiz nur noch von denen in Hongkong und Singapur übertroffen. Mit einem deutschen Gehalt in Zürich wohnen und leben zu wollen, ist mindestens sportlich.

Viele der lebenswertesten Städte der Mercer-Liste sind auch besonders teuer: Bereits im Sommer untersuchten die Berater die Kosten von mehr als 200 Produkten und Diensten, etwa, was die Menschen in den jeweiligen Städten weltweit für Miete, Lebensmittel, Restaurants, Kleidung, Nahverkehr ausgeben müssen.

Unter den zehn teuersten Städten waren Zürich, Genf, Basel und Bern – alle auch oben auf der Lebenswert-Liste. Teuerste Stadt in Deutschland ist demnach auf Rang 31 übrigens Berlin.

Und welche Städte sollten alle, die vielleicht darüber nachdenken, aus dem Ausland zu arbeiten, nicht ansteuern? Besonders schlecht werten die Berater von Mercer die Lebenssituation vor allem in Afrika. Unter den Flop Ten finden sich neben Port-au-Prince in Haiti und Bagdad im Irak auch Tripolis (Libyen), Ouagadougou (Burkina Faso) und ganz am Ende die sudanesische Hauptstadt Khartum.

In dem bitterarmen Land tobt ein Bürgerkrieg. Kurios: Bangui in der Zentralafrikanischen Republik gehört zu den Städten mit der schlechtesten Lebensqualität und hat gleichzeitig überraschend hohe Lebenshaltungskosten (Rang 14).

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