Wird die Bahn jetzt pünktlicher?

von Redaktion

Selfie der Planer: Bundesverkehrsminister Volker Wissing (Mitte) und Bahn-Chef Richard Lutz am Samstag im hessischen Gernsheim. Links im Bild: Elke Zimmer, Staatssekretärin im Verkehrsministerium von Baden-Württemberg. © Andreas Arnold, dpa

Frankfurt/Mannheim – Fünf Monate lang war die Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim wegen umfangreicher Sanierungsarbeiten vollständig gesperrt. Im Regionalverkehr brachten Ersatzbusse die Menschen an ihr Ziel, Fern- und Güterverkehr wurden umgeleitet. Nun sind die Arbeiten beendet, seit Sonntag rollen die Züge wieder. Gekostet hat das alles bisher 1,3 Milliarden Euro. Bahn-Chef Richard Lutz und Verkehrsminister Volker Wissing (parteilos) kamen am Samstag zur feierlichen Inbetriebnahme der Strecke im hessischen Gernsheim. Sie soll als Vorbild für weitere Mega-Baustellen dienen, bei denen ebenfalls voll gesperrt wird.

Hat das Baukonzept funktioniert?

Dass die Bahn eine so wichtige Strecke für einen so langen Zeitraum vollständig sperrt, ist ein Novum. Normalerweise baut der bundeseigene Konzern bei laufendem Betrieb. Auf diese Weise hätte es aber noch viele Jahre gedauert, bis die Riedbahn vollständig saniert gewesen wäre. Die Sanierung gilt als notwendig, um das an vielen Stellen völlig marode Schienennetz wieder fit zu machen und die desloate Pünktlichkeitsstatistik der Bahn in den Griff zu bekommen. Auf der Riedbahn ist das zunächst gelungen. Der Ersatzverkehr für die Regionalbahnen mit 150 Bussen lief weitgehend reibungslos. Auch die Umleitungen für den Fern- und Güterverkehr funktionierten. Selbst die Bahn-Wettbewerber im Güterverkehr hatten mit Blick auf die Abläufe kaum Grund zur Beschwerde. „Das Bahnsanierungskonzept funktioniert. Damit befinden wir uns auf dem Weg zu einer pünktlichen und zuverlässigen Eisenbahn“, sagte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (parteilos) im südhessischen Gernsheim. „Viele haben das Konzept der Generalsanierung infrage gestellt“, sagte Bahnchef Richard Lutz. „Wir haben es geschafft.“ Ein Ziel hat die Bahn jedoch herabgesetzt: Statt zehn Jahre soll die Strecke nun lediglich mindestens fünf Jahre lang baufrei bleiben.

Wird die Bahn jetzt pünktlicher?

Davon ist zumindest der Konzern überzeugt. Die Fernzüge der Bahn sind auch dieses Jahr so unpünktlich unterwegs wie lange nicht. Ein Großteil der Verspätungen ist laut Bahn auf den schlechten Zustand des Schienennetzes und damit verbundene Bauarbeiten zurückzuführen. Durch die Sanierung sollten Störungen aufgrund der Infrastruktur auf einer der meistbefahrenen Strecken in Deutschland „um bis zu 80 Prozent gesenkt werden“, teilte die Bahn mit. Ob das die Fahrgäste von einem auf den anderen Tag spüren werden, ist indes fraglich. Schließlich ist die Riedbahn nur eine von insgesamt 41 viel befahrenen Korridoren, die in den kommenden Jahren saniert werden müssen.

Wie geht es weiter?

Die Feuerprobe bei der sogenannten Generalsanierung steht noch aus: Ab dem kommenden Jahr soll die Fernverkehrsstrecke zwischen Hamburg und Berlin modernisiert werden. Von August 2025 bis April 2026, also für rund neun Monate, bleibt die Verbindung gesperrt. Die Fahrzeiten zwischen Hamburg und Berlin verlängern sich um mindestens 45 Minuten. In den kommenden Jahren sollen dann weitere Korridore folgen, unter anderem auch die Strecke Obertraubling – Passau.

Ist die Finanzierung überhaupt gesichert?

Nein. Der DB-Vorstand für die Infrastruktur, Berthold Huber, sprach sich daher für die Einrichtung eines Investitionsfonds aus. Es brauche jetzt neben vielen Milliarden vor allem Kontinuität und Planbarkeit, sagte Huber dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“. Ein Fonds hätte den Vorteil, dass die Finanzierung von großen Projekten gesichert sei, ohne dass diese alle paar Jahre durch wechselnde politische Mehrheiten infrage gestellt werde. Finanziert werden könnte der Fonds laut dem Manager durch Haushaltsmittel, Trassengebühren und privatem Kapital.


MIT MATERIAL VON AFP

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