Die Dornier 328 Eco ist ein Propellerflugzeug. Wegen der Effizienz dieser Technologie sagen Experten Propeller-Flugzeugen eine neue Zukunft voraus. © Deutsche Aircraft (Illustration)
Oberpfaffenhofen – Rumpf und Flügel sehen aus wie bei jedem anderen neuen Flugzeug im Bau. Grüne Grundierung. hunderte sichtbare Nieten. Alles neu? Mitnichten. Das Flugzeug, das gerade in einer Halle in Oberpfaffenhofen neu aufgebaut wird, entstand aus Rest-Teilen der 2008 zuletzt montierten Dornier328. Und doch ist es der Start zu einer Wiedergeburt.
Die Produktion des grundlegend modernisierten Flugzeugs soll wieder aufgenommen werden. An der Fabrik für die Serienfertigung in Leipzig wird bereits gearbeitet. Gerade wurde mit dem Aufbau der Endmontagelinie begonnen. Teile der Fertigung bleiben aber in Oberpfaffenhofen angesiedelt (siehe Interview). Ein 30 Jahre altes Flugzeugmodell wird ganz neu. Bleibt die Frage: Warum? Es gibt offenbar gute Gründe dafür.
Viele Piloten halten das Flugzeug für das beste seiner Klasse. Einige sagen sogar: Es ist das beste der Welt. Die 328 mit ihren Turboprop-Triebwerken kann sogar auf schlechtem und unbefestigtem Terrain landen und starten. Die geringere Höchstgeschwindigkeit wird teilweise durch überragende Steig- und Sinkfähigkeiten ausgeglichen, um schnell die besten Flughöhen und -routen zu erreichen, die am meisten Sprit sparen. Unter vergleichbaren Turboprops ist die D328 ohnehin das schnellste Flugzeug.
Das ist aber nur eine Seite. Die andere: Vielen Flottenbetreibern war die Dornier 328 trotz ihrer Überlegenheit bei ihrer Einführung vor 30 Jahren schlicht zu teuer. Sie war zu ehrgeizig konstruiert. Und es gab weltweit eine Reihe Konkurrenten, die zum Teil mit massiver staatlicher Unterstützung auf den Markt für kleine Regionalflugzeuge drängten. Diese Reihen haben sich gelichtet.
Nicht nur das nennt Nico Neumann‚ neuer Vize-Chef der Deutschen Aircraft, die sämtliche Rechte an dem Flugzeug erworben hat, als Grund für die nunmehr günstigere Kalkulation. Es muss ja nicht alles vollkommen neu entwickelt werden und der Aufwand dafür ist einer der großen Kostentreiber im Flugzeugbau.
Die D328 Eco, wie das Flugzeug nun heißt, bekommt durch die Verwendung etwas längerer Rumpfteile sowie 2,11 Meter mehr Länge mehr Raum. Bis zu drei zusätzliche Sitzreihen haben nun Platz im Flugzeug – für bis zu 40 statt wie bisher für 33 Passagiere. Außerdem soll die D328 Eco deutlich effizienter sein als das bisherige Modell. Nach Unternehmensangaben kann es auch zu 100 Prozent mit synthetischen Treibstoffen geflogen werden.
Das spricht für die Zukunftsfähigkeit des Flugzeugs. Denn die Klima-Auswirkungen der Fliegerei lassen sich auch durch Wasserstoff und Brennstoffzelle nicht wirklich dämpfen. Wegen ihrer höheren Effizienz sagen Experten Propellerflugzeugen daher wieder eine Zukunft voraus. Alle großen Flugzeughersteller denken – meist unter dem Stichwort „Open Rotor“ – über entsprechende Modelle nach.
Dazu kommen eine Reihe Modernisierungen: Ein aktuelles Glascockpit von Garmin ist aktueller Stand der Technik. Die ohnehin schon komfortable Bedienung wurde weiter erleichtert. Das Cockpit im Mock-Up, einem nicht flugfähigen Vorführmodell, das in Oberpfaffenhofen aufgebaut wurde, wirkt noch übersichtlicher als das im ursprünglichen Flugzeug.
Das Flugzeug muss bisher noch von zwei Piloten gesteuert werden. Es ist aber für das Fliegen mit nur einem Piloten vorbereitet – zunächst im Cargo-Betrieb oder bei Militäreinsätzen. Auch das senkt die Betriebskosten.
Selbst gebrauchte Dornier 328 haben sich neue Märkte erobert, an die ursprünglich niemand gedacht hat. So ist die US Air Force inzwischen mit 21 Dornier 328 der größte Flottenbetreiber. Denn irgendwie ist es auch ein amerikanisches Flugzeug. Die Deutsche Aircraft ist Tochter des US-amerikanischen Luft- und Raumfahrt Zulieferers Sierra Nevada Company.
Dagegen hat noch keine europäische Armee das Flugzeug in ihrem Bestand, heißt es vonseiten des Unternehmens. Dabei ist ein umgerüstetes Flugzeug aus der Serie oft günstiger als die aufwendige Eigenentwicklung für ausschließlich militärische Zwecke. Und gerade die schnellen Wechsel für unterschiedliche Einsatzszenarien sind eine der Stärken dieses Flugzeugs.