München – Die Stimmung in der bayerischen Metall- und Elektroindustrie ist bereits am Boden – und im zweiten Halbjahr hat sie sich offenbar noch weiter verschlechtert. Das geht aus der jüngsten Umfrage der Arbeitgeberverbände bayme und vbm unter ihren Mitgliedsunternehmen hervor, die gestern in München veröffentlicht wurde. Demnach hatten 213 Unternehmen an der Befragung teilgenommen, die insgesamt 227 000 Beschäftigte auf sich vereinen.
Das aktuelle Inlandsgeschäft wird demnach von weniger als 17 Prozent der befragten Unternehmen positiv bewertet, 46 Prozent hingegen kommen zu einer negativen Einschätzung. „Im Vergleich zur Umfrage aus dem Sommer haben sich beide Anteile etwas erhöht“, hieß es in der Auswertung.
Im Auslandsgeschäft sieht es genauso aus. Gut 16 Prozent der Betriebe beurteilten das Exportgeschäft laut der Umfrage positiv, gut 44 Prozent bewerten es hingegen schlecht. Dieser Anteil habe sich gegenüber der Sommer-Umfrage „kräftig“ von 29,5 Prozent erhöht, wie in der Umfrage zu lesen ist.
An dieser Situation dürfte sich so schnell auch nichts ändern: „Eine Aussicht auf Besserung ist nicht in Sicht“, sagte Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Branchenverbände. Deutschland sei zu langsam, zu teuer und zu bürokratisch, kritisierte er. Die Neuwahlen im Februar müssten daher zu einer „schnellen, echten und drastischen“ Wirtschaftswende genutzt werden. Deutschland brauche Entlastungen bei den Arbeitskosten, den Energiekosten, den Unternehmenssteuern und bürokratischen Vorgaben.
70 Prozent der befragten Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektroindustrie gaben an, dass sich die Standortbedingungen in Deutschland in den vergangenen beiden Jahren verschlechtert hätten. Mehr als jeder fünfte Betrieb habe in den vergangenen zwölf Monaten bereits Teile der Wertschöpfung ins Ausland verlagert. 43 Prozent der Unternehmen planen dies offenbar.
Die Leidtragenden einer verfehlten Industrie- und Standortpolitik seien die Beschäftigten, sagte Brossardt. „Bis Jahresende werden die Metall- und Elektrounternehmen rund 11 000 Stellen abbauen. Und für das kommende Jahr prognostizieren wir einen weiteren Rückgang um 20 000 auf dann 841 000 Beschäftigte.“ Angesichts der schlechteren Arbeitsmarktlage entspanne sich der Arbeitskräfte- und Fachkräftemangel zwar leicht – er bleibe aber ein strukturelles Problem.
Die Metall- und Elektroindustrie gilt als Schlüsselindustrie im Freistaat, neben der Automobil- und Zulieferindustrie sind unter anderem der Maschinenbau und die Elektronikindustrie Teil dieser Branche.
SEBASTIAN HÖLZLE