Börsen wegen Trump-Sorgen und Zinsrisiken auf Talfahrt

von Redaktion

New York/Frankfurt – In den Tagen nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten kannten die Börsen nur eine Richtung: nach oben. Die Hoffnung, dass Trump Steuersenkungen, Deregulierung und eine Politik für Unternehmer und Wohlhabende durchsetzt, löste eine regelrechte Börsenparty aus. Die ging nach der Sitzung der US-Notenbank Fed am Mittwoch Abend erst einmal jäh zu Ende, womit Trump ebenfalls indirekt zu tun hat: Der US-Leitindex Dow Jones brach nach der Sitzung um 2,6 Prozent ein, der breitere S&P 500 um fast drei Prozent und der Technologieindex Nasdaq sogar um 3,6 Prozent. Insgesamt wurden an der Wall Street in wenigen Stunden fast zwei Billionen Dollar an Börsenwert vernichtet. Auch der deutsche Dax gab am Donnerstag um etwa ein Prozent nach und fiel wieder unter 20 000 Punkte.

Die US-Notenbank hatte die Zinsen zwar erneut um 0,25 Prozent auf den Korridor von 4,25 bis 4,5 Prozent gesenkt. Dafür stellte sie für das kommende Jahr aber nicht mehr vier sondern nur noch zwei weitere Zinssenkungen in Aussicht. Die Märkte müssen sich also auf etwas weniger Liquidität als erwartet einstellen und die Wirtschaft auf nicht weniger gute Finanzierungsbedingungen als gedacht. Ein Grund für die Zurückhaltung: Die Fed geht davon aus, dass die Inflation nicht mehr so schnell sinkt, wie Fed-Chef Jerome Powell in der Pressekonferenz sagte. Er verwies dabei auch auf politische Unsicherheiten und das Inflationsrisiko, dass die Zollpolitik von Donald Trump mit sich bringt. Trump will schon zu Amtsantritt hohe Zölle auf Importe aus China, aber auch Kanada oder Mexiko erheben. Das könnte die Preise in den USA spürbar nach oben treiben. Zugleich könnten auch die Arbeitskosten in den USA steigen, wenn Trump seine Drohung mit massenhaften Ausweisungen von Migranten, die oft im Niedriglohnsektor arbeiten, wahr macht.

Der Zinsentscheid ruft also die möglichen negativen Effekte einer zweiten Trump-Administration zurück in die Köpfe der Anleger. Das gilt nicht nur mit Blick auf das Zinsrisiko, sondern auch auf die Unberechenbarkeit des kommenden Präsidenten, der am 20. Januar sein Amt antritt. „Auch bei der kommenden Sitzung der Fed dürften die konkreten Maßnahmen der neuen Regierung größtenteils noch nicht feststehen“, erklärt der Analyst Jochen Mörsch von HQ Trust. Schon deshalb sei eine Zinspause der Fed mehr als wahrscheinlich. „An den Börsen scheinen einige Bullen unsanft aus ihren vorweihnachtlichen Träumen gerissen worden zu sein“, kommentiert auch Indexradar. Anleger sollten sich deshalb auf weitere Turbulenzen an den Finanzmärkten einstellen.
HÖSS

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