Container, so weit das Auge reicht (hier am Umschlagbahnhof Köln Eifeltor). Ungestörter internationaler Handel war in der Vergangenheit Garant für Wohlstand in Deutschland. © Oliver Berg, dpa
München – Womöglich war ein Konjunkturausblick selten mit so vielen Unwägbarkeiten verbunden wie dieses Mal. Denn mit der Wiederwahl von Donald Trump zum US-Präsidenten gibt es einen Faktor, der auf die wirtschaftliche Entwicklung im kommenden Jahr erheblichen Einfluss haben kann.
Zugleich aber ist nicht klar, was er von seinen Wahlkampf-Ankündigungen wirklich umsetzen wird. Zölle in Höhe von 25 Prozent auf alle Waren aus Mexiko und Kanada sowie Maßnahmen gegen Europas Handelsüberschüsse. Zudem will er die bereits bestehenden Zölle auf chinesische Waren um zehn Prozent erhöhen.
Da andere Länder solche Maßnahmen nicht unbeantwortet lassen dürften, zeichnet sich für die Weltwirtschaft noch mehr Protektionismus ab, schreibt Alexander Krüger, Chefvolkswirt von Hauck Aufhäuser Lampe (HAL) in seinem aktuellen Ausblick. Die Vorteile der internationalen Arbeitsteilung, die insbesondere für Kostenersparnisse sorgen, nehmen damit immer weiter ab, erklärt er. Gewinner werde es bei diesem Rennen nicht geben.
■ Zölle würden Milliarden kosten
Soweit es Deutschland betrifft, könnten Trumps Zollpläne nach Berechnungen des ifo-Instituts rund 33 Milliarden Euro kosten. Für die hiesige Volkswirtschaft wäre das ein Problem. Schließlich stagnierte das Wachstum schon in diesem Jahr und auch für 2025 ist kaum Belebung zu erwarten. „Deutschland dürfte 2025 mit praktisch null Wachstum das Schlusslicht in der Eurozone bleiben“, sagt Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck. Er rechnet frühestens im zweiten Halbjahr mit ersten echten Wachstumsimpulsen der nächsten Bundesregierung.
Zwar sind andere Experten für die deutsche Wirtschaft optimistischer und gehen zumindest von 0,3 bis 0,6 Prozent Wachstum im kommenden Jahr aus, doch wäre auch das nicht viel. Eine Ursache sieht Krüger in der nur moderat wachsenden Weltwirtschaft, die der hierzulande hohen Exportausrichtung zu schaffen macht. Dazu kommen Faktoren wie die überbordende Bürokratie, die hohen Lohnnebenkosten, die hohen Energiepreise oder die strukturellen Probleme der Automobilindustrie, die das Wachstum beeinträchtigen.
Und viele dieser Probleme, zum Beispiel der Wandel im Automobilsektor oder die hohen Energiepreise, gelten auch für Europa insgesamt. Im Euroraum soll das Wirtschaftswachstum – nach 0,7 Prozent in 2024 – im kommenden Jahr laut HAL auch nur bei einem Prozent liegen. Allerdings gibt es für den alten Kontinent eine gute Nachricht: Die Inflation ist auf dem Rückzug. In der Eurozone soll sie 2025 nach Einschätzung der DWS nur zwei Prozent im Schnitt betragen. Das würde es der EZB ermöglichen, die Zinsen weiter zu senken. Und das könnte der Wirtschaft etwas Erleichterung verschaffen und das Wachstum ankurbeln.
■ In den USA droht Überhitzung
Anders sieht es in den USA aus. Dort gehen die meisten Ökonomen davon aus, dass Trumps politische Agenda aus Steuersenkungen, Deregulierung und Zollerhöhungen das inländische Wachstum kräftig anschieben wird. Dort soll die Wirtschaft nach HAL-Berechnung im kommenden Jahr um 2,4 Prozent wachsen. Allerdings mit einem potenziell negativen Nebeneffekt: Es besteht das Risiko einer Überhitzung mit einer stark ansteigenden Inflation.
„Das Wachstum“, folgert Michael Holstein, Chefvolkswirt der DZ Bank, „könnte schnell zum Strohfeuer werden. Zölle haben meistens Gegenzölle zur Folge. Das treibt die Inflation und verunsichert die Verbraucher.“ Das Research der DZ Bank rechnet deshalb mit einem sprunghaften Anstieg der US-Inflation ab Mitte 2025. Insgesamt soll die Teuerung dann bei 2,8 Prozent liegen. Dies könnte dazu führen, dass die US-Notenbank Fed, wie sich zuletzt bereits andeutete, die Zinsen für längere Zeit auf hohem Niveau belässt.
■ China fällt als Lokomotive aus
Ganz andere Sorgen belasten China, die einstige Lokomotive der Weltwirtschaft. Wuchs das Reich der Mitte zu Beginn des Jahrhunderts noch mit zweistelligen Zuwachsraten, so gingen diese in der Folge sukzessive nach unten. 2025 sollen es nur noch 4,5 Prozent sein – mit weiter abnehmender Tendenz. Belastungsfaktoren sind dabei unter anderem ungelöste Strukturprobleme wie die hohe Verschuldung der Gebietskörperschaften und der stark aufgeblähte Bau- und Immobiliensektor. Dazu kommt eine hohe Jugendarbeitslosigkeit.
Während in China viel davon abhängen wird, ob die Regierung wirksame Maßnahmen ergreift, um die strukturellen Probleme zu überwinden, ist Indien der neue Wachstumsstar in Asien. Es ist inzwischen nicht nur das bevölkerungsreichste Land der Welt mit einer sehr jungen Bevölkerung, sondern wächst auch dynamischer als das Reich der Mitte. Laut IWF sollen es 2024 sieben Prozent gewesen sein, 2025 dann 6,5 Prozent.