Um die richtige Heizung gab es zwischenzeitlich fast einen Kulturkampf. Klar ist: Auch ohne das Heizungsgesetz wird es tiefgreifende Veränderungen geben. © Silas Stein/picture alliance/dpa
München – Das Ringen um das Heizungsgesetz hört nicht auf. Doch selbst ohne die ungeliebte Verordnung spricht vieles gegen eine Renaissance von Öl- und Gasheizungen. Für Eigentümer ist die Lage denkbar schlecht: Während die meisten noch auf die Wärmeplanung ihrer Kommune warten müssen, wackeln ihre Fördergelder. Und der CO2-Preis steigt.
Was gilt aktuell?
Bestandsheizungen dürfen anstandslos weiterbetrieben werden. Wer eine neue Heizung einbaut, muss diese seit diesem Jahr zu mindestens 65 Prozent mit klimaneutraler Energie betreiben. Die Technologie ist relativ egal, der Staat übernimmt bis zu 70 Prozent der Kosten für den Umbau. Der Gedanke: Heute ist es oft noch rentabler, eine fossile Heizung statt einer Wärmepumpe zu betreiben. Mit der Förderung kann die Wärmepumpe aber häufig günstiger sein, zeigen verschiedene Berechnungen (oft auch ohne). Dazu gibt es Förderprogramme für Dämmmaßnahmen. Auch Öl- und Gasheizungen dürfte man theoretisch neu einbauen, sofern sie mit grünen Brennstoffen betrieben werden. Die oft beschworene Technologieoffenheit steht bereits im Gesetz, allerdings gibt es nahezu keinen Markt für entsprechende Brennstoffe.
Was könnte sich ändern?
Unions-Spitzenkandidat Jens Spahn stellt sich gegen das Gesetz und seine Förderungen, auch Fraktionschef Friedrich Merz will „definitiv Änderungen“ vornehmen. Und mit über 30 Prozent Wählerzustimmung in den Umfragen dürfte die Union gute Chancen auf eine wesentliche Regierungsbeteiligung haben. Aus ihrem Wahlprogramm lässt sich bislang wenig Konkretes ableiten. Klar ist nur: Man will das Heizungsgesetz abschaffen. Darüber hinaus will man „technologieoffen emissionsarme Wärmelösungen fördern“, auch das Heizen mit Holz gehöre dazu. Wie sich die Union damit differenzieren will, ist unklar: Bereits im von der Ampelregierung beschlossenen Heizungsgesetz werden die Energieträger Strom, Wasserstoff, Biomasse – auch Holz ist Biomasse – und Fernwärme gleichberechtigt gefördert (siehe Tabelle). Für besonders feinstaubarme Holzöfen gibt es 2500 Euro extra. Möglich wäre deshalb höchstens, den Einbau neuer, fossiler Öl- und Gasheizungen länger zu erlauben oder die Förderung zu kürzen.
Aus ihrem Wahlprogramm lässt sich bislang wenig Konkretes ableiten. Klar ist nur: Man will das Heizungsgesetz abschaffen. Darüber hinaus will man „technologieoffen emissionsarme Wärmelösungen fördern“, auch das Heizen mit Holz gehöre dazu.
Wie sich die Union damit differenzieren will, ist unklar: Bereits im von der Ampelregierung beschlossenen Heizungsgesetz werden die Energieträger Strom, Wasserstoff, Biomasse – auch Holz ist Biomasse – und Fernwärme gleichberechtigt gefördert (siehe Tabelle). Möglich wäre, den Einbau neuer, fossiler Öl- und Gasheizungen länger zu erlauben oder die Förderung zu kürzen.
Wie hoch ist die Förderung?
„Die Heizungsförderung, die wir heute haben, ist die attraktivste, die es je gab“, konstatierte Thomas Heim, Geschäftsführer der inzwischen verkauften Heizungssparte von Viessmann jüngst gegenüber dem „Handelsblatt“. Er ist gegen eine Rückabwicklung des Heizungsgesetzes. In der Tat sind die Förderungen üppig: Wer bis 2028 zuschlägt, bekommt mindestens 50 Prozent Zuschuss. Selbstnutzende Eigentümer mit einem Jahreseinkommen von unter 40 000 Euro können noch einmal 30 Prozent bekommen. Das soll „arme Eigentümer“ schützen, also vor allem jene, die in ihr Haus als Altersvorsorge investiert haben. Der Zuschuss ist auf 70 Prozent der förderfähigen Kosten gedeckelt.
Ist eine neue Öl- oder Gasheizung eine Option?
Mittelfristig sprechen zwei Punkte gegen fossile Heizungen, die eine Bundesregierung nicht direkt beeinflussen kann. 2021 beschloss das Bundesverfassungsgericht, dass die, ebenfalls aus dem Grundgesetz abgeleitete, Reduktion der CO2-Emissionen nicht unbestimmt auf die Zeit nach 2030 verschoben werden darf. Ohnehin reißt eine Gasheizung, die heute eingebaut wird, bereits die Klimaneutralitätsziele in Deutschland (2045) und Europa (2050). Eine Bundesregierung wird Übergangsfristen also nicht unendlich strecken können. Dazu kommt ökonomischer Druck: In der EU gilt ein CO2-Handelssystem. Für jede ausgestoßene Tonne CO2 muss der Inverkehrbringer ein Zertifikat erwerben. Preis derzeit: 73 Euro. Dieser wird am Markt gebildet. Es ist das wichtigste Klimaschutzinstrument der EU. Denn die Kommission verknappt die Emissionsrechte sukzessive, um die Emissionen bis Netto-Null zu reduzieren. Um die verbleibenden Zertifikate entsteht ein immer härterer Bieterwettbewerb, der die Preise steigen lässt. Die EU muss den Mechanismus, will sie ihre Glaubwürdigkeit als Gesetzgeber nicht irreparabel aufs Spiel setzen, entsprechend weiterführen. Auch die Union will explizit auf die Wirkung des CO2-Preises im Wärmebereich setzen. Deshalb sind künftig steigende CO2-Kosten quasi sicher.
Wie teuer wird fossiles Heizen?
Für Verbraucher gilt in Deutschland aktuell ein CO2-Preis von 55 Euro die Tonne. Diese Zertifikate sind nicht handelbar, sie haben einen Festpreis. Das wird sich 2027 ändern: Dann wird der nationale mit dem europäischen CO2-Handel fusioniert. Je nach Nachfrage – und Zertifikatverknappung –, werden die Preise steigen. Konkret heißt das: Pro Kilowattstunde Gas werden 0,20088 Kilogramm CO2 gerechnet, pro Liter Heizöl 2,6763 Kilo. Bei einem Jahresverbrauch von 20 000 Kilowattstunden Gasverbrauch – etwa für ein großes Einfamilienhaus – sind das heute vor Steuer rund 221 Euro. Einen marktlichen CO2-Preis von 200, 300 oder mehr Euro halten Experten künftig aber durchaus für realistisch. Für die europäischen Klimaziele muss es entsprechende Verknappungen geben. Genaue Prognosen sind wegen der Unsicherheiten bei EU-Politik und Nachfrage aber schwierig. Hier liegt auch das Risiko für Eigentümer.
Im nächsten Teil
zeigen wir, weshalb das Versprechen vom günstigen grünen Brennstoff in Öl- und Gasheizungen nicht seriös ist und was Eigentümer jetzt tun können.