Vor Trumps Amtseinführung verkaufen Händler Fanartikel – und einen lebensgroßen Pappaufsteller. Für Bayerns Firmen dürften die Geschäfte schlechter laufen. © Kayla Bartkowski/AFP
München – Die Wahl von Donald Trump dürfte für die bayerische Wirtschaft kein Gewinn sein: Mehr als die Hälfte der bayerischen Unternehmen rechnet während seiner Amtszeit mit schlechteren Wirtschaftsbeziehungen zu den USA: „Trump hat angekündigt, diesmal von Tag eins an seine Politik des ‚America first‘ vehement umzusetzen, auch in der Handelspolitik. Die bayerische Wirtschaft muss sich daher auf Turbulenzen gefasst machen“, sagt Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags (BIHK). Als größte Risiken in den Beziehungen zu den USA sehen die bayerischen Unternehmen laut einer BIHK-Umfrage vom Herbst 2024 mehr Zölle und Handelshemmnisse (70 Prozent). Das Ifo-Institut rechnet damit, dass die bayerischen Ausfuhren in die USA, sollten die Zolldrohungen wahr werden, um 15 Prozent schrumpfen. Auch Rückkopplungen auf das China-Geschäft seien wahrscheinlich.
Das ist ein Problem: Die USA sind nicht nur das wichtigste Exportland für Bayern, sie sind auch – unter anderem durch den Inflation Reduction Act von Joe Biden – das wichtigste Investitionsziel. Allein 27 Prozent der bayerischen Pharmaexporte gehen in die Staaten, eine Summe von 1,6 Milliarden Euro (siehe Tabelle).
Insgesamt waren die USA mit einem Handelsvolumen von rund 42 Milliarden Euro Bayerns zweitwichtigster Handelspartner, wie die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) bekanntgab. Auch sie fürchtet die Trump-Amtszeit: „Die angedrohten Zölle und eine Reduzierung oder Beendigung der Unterstützung der Ukraine im russischen Angriffskrieg hätten spürbare wirtschaftliche und sicherheitspolitische Auswirkungen auf uns.“
Deutlicher formuliert es Josef Braml, Europadirektor der Denkfabrik Trilateral Commission: „Wer heute noch von Freihandel spricht, hat den Schuss nicht gehört.“ Auf einer Veranstaltung der vbw, die ausdrücklich nicht alle von Bramls Positionen teilt, warnte der Politikwissenschaftler vor einer neuen Weltordnung: „Die Zeit des Rechts ist vorbei, wir leben in der Zeit des Stärkeren. Und das heißt auch des militärisch Stärkeren.“ Auch die transatlantische Freundschaft sei durch Trump gefährdet: „Europa ist für ihn das Feindbild Nummer 1, noch vor China.“
Die bayerischen Wirtschaftsverbände fordern ein starkes Europa – vor allem aber bessere Standortbedingungen, um der Abschottungspolitik zu begegnen: „Wir brauchen mehr Freihandelsabkommen mit den anderen großen globalen Wirtschaftsräumen und sind dort auch bereits mit Südamerika und Kanada auf einem guten Weg. Mehr Unabhängigkeit von den USA in der Energiepolitik ist ebenfalls anzuraten“, so Gößl. Die Politik solle sich auf Innovationen und Regulierungsabbau konzentrieren.
Gößl rechnet aber nicht mit einer Katastrophe: „Letztendlich dürfte aber auch Trumps impulsive und radikale Wirtschaftspolitik in der Realität an Grenzen stoßen.“ Denn auch die USA bräuchten ein nicht zu unterschätzendes Mindestmaß an funktionstüchtigen internationalen Wirtschaftsbeziehungen. „Denn nur auf dieser Basis kann Trump in den USA gleichzeitig die Inflation, Zinsen und Staatsverschuldung in Grenzen halten und steigende Börsenkurse an der Wall Street erreichen. Ohne Importe von Waren, Kapital, aber auch ausländischem Personal ist das selbst für die USA nicht machbar.“
MAS