TikTok-Verbot in den USA: Donald Trump stellt Aussetzung des Gesetzes in Aussicht. Stand heute müssen die Amerikaner auf die vor allem bei jungen Menschen beliebte Plattform verzichten. © Jacquelyn Martin/AP/dpa
Washington – Einmal aus – und dann wieder an: Für die mehr als 170 Millionen US-Nutzer von Tiktok war das Wochenende eine Achterbahnfahrt. Ohne einen Eigentümerwechsel hat die Video-App laut einem Gesetz auf Dauer keine Zukunft in den USA – aber Donald Trump mag sie nach der gewonnenen Präsidentenwahl auf einmal und hat schon konkrete Ideen.
Wie kam es dazu, dass Tiktok in den USA offline ging?
Tiktok wird in den USA als Tochter des in China ansässigen Bytedance-Konzerns als Sicherheitsrisiko gesehen. Politiker und Experten warnen davor, dass die chinesische Regierung auf Daten von Amerikanern zugreifen und die öffentliche Meinung manipulieren könnte. Der US-Kongress beschloss deshalb ein Gesetz, nach dem sich Bytedance binnen 270 Tagen von Tiktok trennen oder ein Aus der App in den USA in Kauf nehmen muss. Diese Frist lief am Sonntag ab. Tiktok zog vorsorglich schon kurz davor den Stecker.
Und wieso ging es dann nach einem halben Tag plötzlich wieder weiter?
Heute wird Donald Trump als US-Präsident vereidigt. Er stellte Tiktok eine zusätzliche Frist von drei Monaten in Aussicht. Außerdem kündigte er an, dass er per Dekret Straffreiheit für US-Dienstleister garantieren werde, die mit der App zusammenarbeiten. Nach Informationen des Senders NPR reichte das Tiktoks Infrastruktur-Anbietern Oracle und Akamai aus. In den App-Stores von Apple und Google war die App aber zunächst weiter nicht zu finden.
Und was passiert nach drei Monaten?
Das ist die große Frage. Auch Donald Trump muss sich an das Gesetz zu ausländischem Besitz von Online-Plattformen halten. Es sieht nach zusätzlichen 90 Tagen keine weitere Verlängerung vor. Das Gesetz spricht derweil eine klare Sprache: Danach kann Tiktok in den USA nur mit einem Eigentümer weiter aktiv sein, der nicht einem gegnerischen Staat zugerechnet wird. Trump zeigte sich überzeugt, eine Lösung finden zu können, die die Sicherheitsbedenken ausräumt. Am Sonntag schlug er ein Gemeinschaftsunternehmen vor, in dem „die Vereinigten Staaten“ 50 Prozent halten – und der Rest den bisherigen „und/oder“ neuen Besitzern von Tiktok gehört.
Wie könnte eine Lösung aussehen?
Tiktok betonte stets, man könne nicht nur einen Teil wie das US-Geschäft verkaufen, weil man dadurch die Plattform aufspalten würde. Bytedance zeigte bisher keine Bereitschaft, über eine Trennung von Tiktok zu sprechen. Laut US-Medienberichten wurde in der chinesischen Regierung aber bereits das Szenario durchgespielt, Tiktok an Tech-Milliardär Elon Musk zu verkaufen.
Wo sind die größten Knackpunkte?
Das größte Hindernis liegt im Algorithmus von Tiktok – der Software, die entscheidet, welches Video die Nutzer als Nächstes angezeigt bekommen. Bytedance will sich nicht davon trennen – und die Regierung in Peking müsste einer Weitergabe erst zustimmen. Deshalb erscheint es vielen in den USA zu riskant, den aktuellen Algorithmus zu behalten. Stattdessen müsse er durch US-Software ersetzt werden.
Wer kann das stemmen?
Zuallererst natürlich der Facebook-Konzern Meta – der aber aus Wettbewerbsgründen aus der Riege der potenziellen Anwärter fällt. Die Meta-Plattformen haben Milliarden Nutzer und mit Instagram direkte Konkurrenz für Tiktok. Ansonsten brachte sich Milliardär Frank McCourt mit seinem „Project Liberty“ in Stellung, wo schon seit Jahren ein technisches Protokoll für Social Media entwickelt wird. Musk wiederum könnte Tiktok mit X zusammenlegen, um seinen Einfluss auf die öffentliche Meinung weiter zu steigern.
Was bedeutete der Stopp für Nutzer in Deutschland?
Außerhalb der USA funktionierte die App wie bisher. Aber: Auf die Plattform kamen vorerst keine Clips aus den USA mehr. Auf Dauer könnte das Tiktok weniger attraktiv für die Nutzer machen. Es kann aber auch eine Gelegenheit für Video-Autoren aus anderen Ländern sein, die Lücke zu füllen und eigene Trends zu setzen.