Für die Hersteller dürfte es ein entscheidendes Jahr werden. Sie müssen mit Rabatten gegen die Zurückhaltung der Verbraucher kämpfen. © Sven Hoppe/dpa
München – Nach einigen von staatlicher Förderung beflügelten Boomjahren sind die Elektroauto-Neuzulassungen in Deutschland vergangenes Jahr eingebrochen. Ihr Anteil an den Neuzulassungen lag 2024 laut Kraftfahrt-Bundesamt bei 13,5 Prozent. Im Bestand sieht es noch deutlich schlechter aus: Ende Oktober 2024 gab es auf deutschen Straßen 1,6 Millionen rein batteriebetriebene Pkw (BEVs). Inzwischen dürfte ihre Zahl um die 1,7 Millionen liegen. Das sind gut 3 Prozent des Bestands. Vor einem Jahr waren es 1,4 Millionen oder knapp 3 Prozent. Dem stehen 44 Millionen Verbrenner gegenüber.
Heute können sich 38 Prozent der befragten Autofahrer einen Umstieg auf ein BEV vorstellen. Aber der Wert sinkt: Vor drei Jahren waren es noch 46 Prozent. Immerhin – unter den Verbrauchern, die schon einmal ein BEV gefahren sind, können sich 52 Prozent einen Umstieg vorstellen. Von denen, die tatsächlich einen Neuwagen gekauft haben, haben aber nur 23 Prozent einen reinen Stromer in Erwägung gezogen und bei den tatsächlichen Käufen waren es nur knapp 15 Prozent, wie aus der Neuzulassungsstatistik hervorgeht.
Gegen den Kauf eines Stromers sprachen für Neuwagenkäufer laut dem DAT Report vor allem die Infrastruktur, begrenzte Reichweite, Anschaffungskosten und Ladezeiten. Allerdings nennen die Verbraucher auch Gründe gegen Verbrenner: Die Lust auf eine neue Technologie, dass ein Stromer zu ihrem Mobilitätsbedarf passe und den Umweltgedanken. Und die Hälfte derer, die schon einmal Stromer gefahren sind, sagt, dass ihnen aktuell bezahlbare Modelle auf dem Markt fehlten.
Auch Thomas Peckruhn, der Vizepräsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK), beklagt einen Mangel an BEV-Modellen „gerade in den günstigeren Segmenten. Da brauchen wir Einstiegsmodelle“, betont er. Der Wegfall der Kaufprämie jedenfalls habe die Kunden „komplett verunsichert“ und außerdem sei das öffentliche Laden viel zu teuer.
Ganz am Anfang könnte ein kurzer Boom stehen. Weil Autohersteller BEV-Neuzulassungen aus dem Jahr 2024 nach 2025 verschoben haben, um bei den zum Jahresbeginn verschärften CO2-Flottengrenzwerten besser dazustehen, erwarten Experten zum Jahresbeginn einen Schub bei den Neuzulassungen. Doch danach wird es schwierig. Zwar werde sich bei der Modellpalette etwas tun, sagt Peckruhn, „wirklich helfen wird die Ausweitung des Angebots aber erst Mitte 2026“.
Das wird auch für den Autohandel zum Problem. „Die Hersteller geben den Druck, den sie durch die Flottengrenzwerte bekommen, teilweise direkt an den Handel weiter“, sagt Peckruhn. Erfüllt der Händler gewisse Quoten nicht, kostet ihn das viel Geld. „Dadurch wird es für den Handel lebensnotwendig, Elektroautos zu verkaufen. Und das wird auch mit Angeboten passieren, die an die Schmerzgrenze gehen. Da ist im zweiten Halbjahr 2025 eine Rabattschlacht bei Stromern und Plug-in-Hybriden zu erwarten.“
„Mit entscheidend wird sein, was eine künftige Bundesregierung tut. Wenn man einen schnellen Hochlauf der Elektromobilität will, braucht es eine Prämie. Und vor allem beim öffentlichen Laden muss man von den hohen Kosten weg“, sagt Peckruhn. „Grundsätzlich wirken Preisanreize ganz offensichtlich“, ist er überzeugt. „Das haben wir beim Einbruch der Neuzulassungen nach dem Wegfall der Prämie gesehen.“