Ökonomen: Zollschlacht mit Harley und Jeans

von Redaktion

Was könnte Europa gegen höhere US-Zölle tun? Eine Ökonomin und ein Wirtschaftsforscher beantworten drei Fragen.

Donald Trump regiert mit lautstarken Drohungen. Unser Bild zeigt ihn bei einem NFL-Spiel in Pittsburgh. © Evan Vucci/dpa

München – Den eigentlich mit den USA befreundeten Staaten Mexiko und Kanada hat der neue Präsident Donald Trump bereits Importzölle angedroht. Die Europäische Union muss ebenfalls mit einer solchen Aktion rechnen. Dazu beantworten Sabine Stephan, die Außenhandelsexpertin des Instituts für Makroökonomie in Düsseldorf, und Oliver Holtemöller vom Institut für Wirtschaftsforschung in Halle die wichtigsten Fragen.

Wie könnte die EU grundsätzlich auf US-Zölle reagieren?

Zusätzliche US-Zölle würden die Einfuhr von Produkten aus Deutschland und anderen europäischen Ländern in die USA verteuern, sie dort also unattraktiver machen. Dies verringerte die Erträge hiesiger Unternehmen. Deshalb sollte die EU, die für die Handelspolitik ihrer Mitglieder zuständig ist, auf mehreren Ebenen gleichzeitig reagieren, rät Sabine Stephan. Dazu gehörten eine „Klage gegen die USA bei der Welthandelsorganisation“, welche sich um fairen internationalen Austausch kümmert, und „Vergeltungszölle in unterschiedlicher Höhe“. Das sieht auch Oliver Holtemöller so: Angekündigte US-Zölle sollten mit ebensolchen Zolldrohungen „beantwortet werden, um die Bereitschaft der US-Administration zu erhöhen, sie gar nicht erst in Kraft treten zulassen“. In Trumps erster Amtszeit hatte die EU mit dieser Taktik einen gewissen Erfolg. Auch die kanadische Regierung versucht das jetzt. Im Übrigen solle die EU daran arbeiten, ihre eigenen Strukturen zu verbessern, betont Stephan: „Um die negativen Auswirkungen der Trump-Zölle auf die eigene Wirtschaft abzumildern, könnten Deutschland und Europa eine expansivere Finanzpolitik betreiben, etwa durch eine schnelle Umsetzung eines kreditfinanzierten öffentlichen Investitionsprogramms.“ Dadurch ließe sich der „Zollschock“ abfedern. Maßnahmen in diese Richtung plant auch die EU-Kommission. Deren Präsidentin Ursula von der Leyen will zum Beispiel den Kapitalfluss über die EU-Binnengrenzen hinweg erleichtern, um die Finanzierungskosten hiesiger Unternehmen zu senken.

Welche Gegenzölle kämen infrage?

Ökonom Holtemöller empfiehlt, die EU solle zunächst höhere Abgaben auf die Einfuhr von US-Konsumgütern wie beispielsweise Jeans, Whiskey und Motorräder androhen. Der Charme bestehe darin, dass diese Produkte nicht von hiesigen Unternehmen als Vorleistungen benötigt würden, also nicht die europäische Herstellung verteuerten. Letztlich kämen aber alle Güter für höhere Zölle infrage, die „in quantitativ bedeutendem Umfang aus den USA in die EU exportiert“ würden, so Holtemöller.

Was könnten EU-Staaten den USA anbieten?

Es zeichnet sich ab, dass der US-Präsident kompromissbereit ist, wenn es ihm gelingt, Vorteile für US-Firmen herauszuhandeln. Also „könnte die EU versuchen, den USA beim Import von Energieträgern und Rüstungsgütern entgegenzukommen“, sagt Holtemöller. Dies beträfe vermutlich umfangreichere Einfuhren von Flüssiggas. Kriegsflugzeuge, Panzerfahrzeuge und Munition wären ebenso relevant, weil Europa wohl sowieso mehr in seine Sicherheit investieren wird. Ein „interessantes Feld könnten auch klimafreundliche Technologien und Produkte aus den USA sein“, so Stephan. Europa brauche für den Ausbau der Elektromobilität zum Beispiel Batterien, „deren Produktion in Europa momentan eher schleppend verläuft. Eine Kooperation wäre hier in beiderseitigem Interesse.“

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