München – Der österreichische Licht- und Sensorkonzern AMS Osram sieht sich auf einem guten Weg, die Krise hinter sich zu lassen. „Unser Turn-Around ist in vollem Gange“, sagte der Chef des Unternehmens, Aldo Kamper, gestern in München. Unterm Strich gelang es dem Konzern, den Verlust im Geschäftsjahr 2024 auf 785 Millionen Euro zu halbieren. Der Umsatz fiel um fünf Prozent auf 3,4 Milliarden Euro.
„785 Millionen Verlust, das ist natürlich eine schrecklich hohe Zahl“, sagte Finanzvorstand Rainer Irle. Würde man die Restrukturierungskosten des in die Wege geleiteten Sparprogramms aber abziehen, komme man auf einen Verlust von 100 Millionen Euro. Spätestens im Jahr 2026 wolle das Unternehmen wieder in die Gewinnzone kommen.
Restrukturierung bedeutet auch: AMS Osram hält am geplanten Abbau von Arbeitsplätzen fest. Kamper bestätigte, dass weltweit 500 Stellen gestrichen werden sollen, davon ein Großteil in Deutschland und davon wiederum ein Großteil an den Standorten Regensburg und München. In Regensburg seien 140 Mitarbeiter betroffen, in München etwas weniger. An beiden Standorten habe man mit dem Betriebsrat eine Einigung erzielt. Erfreut zeigte sich Kamper, dass AMS Osram mit der Umsetzung der Sparmaßnahmen offenbar schneller vorankommt als ursprünglich geplant. Die Einsparungen lägen „über Plan“, sagte er.
„Besonders stolz macht mich, dass wir im vergangenen Jahr unser Innovationstempo aufrechterhalten haben“, sagte Kamper. Das Unternehmen, das unter anderem Autohersteller beliefert, will in diesem Geschäft mit hauchdünnen LEDs punkten. „Aliyos“ nennt der Konzern ein hauchdünnes Licht-System, das Autodesignern der großen Hersteller neue Möglichkeiten eröffnen soll, Lichtmuster zu erzeugen – sowohl im Innenraum der Fahrzeuge als auch außen an der Karosserie. „Unsere auf einer Folie aufgebrachte LEDs bringen praktisch Licht aus dem Nichts“, sagte Kamper.
Nach Angaben des Unternehmens werden dabei Mini-LEDs auf ein dünnes, flexibles und transparentes Substrat aufgebracht. Verbunden durch fast unsichtbare Metallleitungen sollen sich die Mini-LEDs in einzeln ansteuerbaren Segmenten in beliebiger Form frei anordnen lassen. Am Auto sollen die hauchdünnen LED-Folien dann Standardfunktionen wie Bremslicht oder Blinker ermöglichen, genauso ließen sich mit der Beleuchtung aber auch kundenspezifische Formen und Animationseffekte erzeugen.
Während AMS Osram einerseits in neue Technologien investiert, versucht sich das Unternehmen gleichzeitig von Altlasten zu trennen. So steht etwa die Fabrik für Micro-LEDs in Kulim in Malaysia zum Verkauf, nachdem ein Großkunde abgesprungen ist – dem Vernehmen nach handelt es sich um den iPhone-Hersteller Apple. Noch ist aber kein Käufer für die Fabrik gefunden: „Wir sind in einem geordneten Verkaufsprozess“, sagte Kamper, es gebe aber „sehr aussichtsreiche Gespräche“.
AMS Osram ist 2019 aus der Übernahme des Münchner Lichtkonzerns Osram durch das österreichische Unternehmen AMS entstanden. Seinen Sitz hat das Unternehmen in Premstätten in der Steiermark, Co-Sitz ist München. Die Aktien des Unternehmens werden an der Schweizer Börse gehandelt. Eine Zentralisierung ist offenbar nicht geplant: „Was von außen kompliziert aussieht, ist gut beherrschbar“, sagte Kamper. Ihm gehe es jetzt ohnehin um „operative Verbesserungen“ für das Unternehmen.
VON SEBASTIAN HÖLZLE