So sollte der Lilium-Jet einmal fliegen. Jetzt könnte das Projekt in einem zweiten Insolvenzverfahren endgültig scheitern. Die Lilium-Retter scheinen das Geld für den Kauf nicht überwiesen zu haben. © Foto: dpa
Gauting/Oberpfaffenhofen – Eigentlich sollte Lilium nach der zunächst abgewendeten Insolvenz in eine hoffnungsvolle Zukunft blicken und den Erstflug seines Flugzeugs vorbereiten. Doch inzwischen stellt sich erneut die Frage, ob der Elektroflugzeugbauer überleben wird. Nach übereinstimmenden Berichten mehrerer Medien sind die zugesagten Investoren-Gelder bisher nicht geflossen. Lilium konnte bereits die Januar-Gehälter der Mitarbeiter nicht überweisen. Nun steht eine erneute Insolvenz im Raum.
Das Unternehmen war gestern zu einer Stellungnahme nicht bereit. Doch schon die Aussage, die Lage nicht zu kommentieren, ist indirekt eine Bestätigung dafür, dass die Entwicklung alles andere als planmäßig verläuft.
Noch kurz vor Weihnachten sah alles nach einem soliden Angebot zu Rettung aus: Die Gruppe DTM Investments wollte im Wesentlichen den weiteren Geschäftsbetrieb des Flugzeugbauers finanzieren.
DTM gehört dem Unternehmer Marian Bocek aus der Slowakei. Er ist Gründer des Batterie-Herstellers Inobat und federführend in der Auffanggesellschaft Lilium Aerospace beteiligt. Neben Bocek mit an Bord: die Technologie-Investoren Jan Beckers, Christian Reber, Frank Thelen und Niklas Zennström, die bereits eigenes Geld für die Lilium-Rettung eingesetzt haben. Doch von den versprochenen 150 bis 200 Millionen Euro ist in Oberpfaffenhofen bisher nichts angekommen. Angeblich gab es Verzögerungen beim Transfer des Geldes.
Es droht ein weiterer Insolvenzantrag
Am Freitag sicherte das Unternehmen zu, die ausstehenden Januar-Gehälter innerhalb einer Woche zu überweisen. Das wäre heute. Sollte das nicht der Fall sein, ist ein neuer Insolvenzantrag nahezu unausweichlich. Damit wäre das Schicksal von Lilium wohl besiegelt. Schon heute suchen sich Mitarbeiter neue Jobs. Viele haben das Unternehmen bereits verlassen. „Eine Katastrophe“, sagt ein Beobachter.
Lilium wurde 2015 von dem Luft- und Raumfahrtingenieur Daniel Wiegand gegründet. Das Start-up hat ein batterieelektrisch betriebenes Flugzeug entwickelt, das senkrecht starten und landen kann. Anders als die meisten Konkurrenten schwenkt es für den eigentlichen Flug die Triebwerke energiesparend in die Horizontale. Anfangs wurde vor allem bezweifelt, ob dies technisch überhaupt möglich sei. Ein unbemannter Versuchsträger hat diesen Übergang des Flugzustands bei Testflügen in Spanien aber erfolgreich demonstriert. Und es gab trotz erheblicher Verzögerungen bereits Festbestellungen für das Flugzeug mit vier bis acht Passagierplätzen unter anderem aus Saudi Arabien.
Das Management um Wiegand und dem Unternehmenschef Klaus Roewe hatte bereits Vorüberlegungen für ein elektrisches Verkehrsflugzeug. Dies sollte zugunsten der Reichweite ohne Senkrechtstartfähigkeit auskommen.
Die Flugzeuge für den ersten bemannten Flug wurden in den Hallen von Lilium am Sonderflughafen Oberpfaffenhofen zwischen Weßling, Gilching und Gauting (Landkreis Starnberg) gerade aufgebaut, als eine staatliche Bürgschaft in Höhe von 100 Millionen Euro am Veto des Bundes scheiterte. Die Insolvenz Ende 2024 warf das gegenüber ursprünglichen Planungen bereits verspätete Projekt weiter zurück.
Die neuerlichen Turbulenzen dürften für eine weitere Verzögerung sorgen – im günstigsten Fall.