Neubiberg – Der Vorstand des Chip-Riesen Infineon konnte seine Aktionäre trotz mäßiger Zahlen weitgehend zufriedenstellen. Dazu tragen eine stabile Dividende und das Versprechen einer Präsenz-Hauptversammlung im kommenden Jahr bei.
Infineon leidet derzeit darunter, dass viele Kunden wegen der allgemeinen Wirtschaftsflaute ihre Lagerbestände an Chips abbauen. Auf der virtuellen Aktionärsversammlung betonte Infineon-Chef Jochen Hanebeck aber die Erfolge des Jahres: Infineon sei führend bei den Halbleitermaterialen Silicium, Siliciumcardbid und Galliumnitrid, erst dieses Jahr wurden die marktführenden 20-Mikrometer-Silizium-Wafer auf den Markt gebracht. Mit Infineon-Chips werden Stromflüsse verlustarm geschaltet, etwa in Windrädern, E-Autos und KI-Rechenzentren. Letztere sind ein Hoffnungsträger: Denn Infineon-Schaltanlagen sind technisch führend bei der Stromversorgung der energiehungrigen Großrechner. Um das zu bestätigen, ließ sich Hanebeck eine Videobotschaft von Lisa Su einsprechen. Sie ist die Chefin des US-Chipgiganten AMD, der die eigentlichen Recheneinheiten für KI-Prozesse herstellt.
Doch, kritisierten einige Eigner, konnte Infineon weit weniger vom KI-Boom der letzten Monate profitieren als etwa der Branchen-Star Nvidia. Denn heute machen KI-Lösungen nur fünf Prozent des Umsatzes aus. Der soll aber kräftig wachsen: Seien es heute rund 250 Millionen Euro, will man in zwei Jahren die Marke von einer Milliarde Euro knacken.
Deutlicher wichtiger ist das Geschäft mit E-Autos. Infineon vertreibt unter anderem mit seinem Aurix-Controller Steuereinheiten für die Motoren. Ein Kassenschlager, auch in China. Die neue Generation des Aurix wird zudem eine neuartige KI-Steuerung enthalten. Sie soll die bis zu 10 000 Zellen einer Batterie deutlich präziser auslesen, als bisher üblich. Dadurch müssten die Hersteller weniger Puffer einplanen. „Wir können die Reichweite damit um bis zu 20 Prozent steigern“, erklärt Jochen Hanebeck. Das ermögliche Herstellern, bei gleicher Reichweite kleinere Batterien einzubauen und das Modell günstiger anzubieten.
Das starke Geschäft mit Chinas Autoherstellern erfreut die Aktionäre grundsätzlich. Sie monieren aber auch große Abhängigkeit. Hanebeck betonte: „Wir können ein bis zwei Generationen Vorsprung zu den chinesischen Chip-Herstellern behaupten.“ Zudem habe man sich verstärkt in Japan und Südkorea aufgestellt.
Erfreulich: Finanzchef Sven Schneider erwartet, dass die bereits Talsohle erreicht ist und der Umsatz sich dieses Jahr erholt. Der Gewinn wird – ohne Akquisitionen – in einer gleichbleibenden Dividende von 35 Cent pro Aktie ausgeschüttet. Die Hauptversammlung 2026 wird in Präsenz stattfinden.
MATTHIAS SCHNEIDER