„Wie Phönix aus der Asche“

von Redaktion

Sorgenkind Windkraft: Onshore-Anlagen haben Siemens Energy in eine Krise gestürzt. Dank des traditionellen Geschäfts gelang an der Börse aber eine rasante Aufholjagd. © S. SCHULDT, DPA

München – Im Geschäftsjahr 2023 kämpfte Siemens Energy mit einem Milliardenverlust, 2024 gelang dem Münchner Energietechnikkonzern die Rückkehr in die schwarzen Zahlen – zur Freude der Aktionäre: „Aus Sicht des Kapitalmarktes waren die vergangenen zwölf Monate bei Siemens Energy eine Erfolgsstory“, sagte Ingo Speich, Fondsmanager bei Deka Investments gestern auf der Hauptversammlung des Konzerns. Die Krise sei überwunden, weiteres Wachstum programmiert, die Managementleistung sei beeindruckend. „Die Aktie ist um mehr als 300 Prozent gestiegen – das ist bemerkenswert und sehr ungewöhnlich für einen Dax-40-Wert.“ Siemens Energy sei aufgestiegen „wie Phoenix aus der Asche“.

Ähnlich äußerte sich Arne Rautenberg vom Fondsanbieter Union Investment. Er sprach von einem „sensationellen Comeback“, auch wenn das „Horrorjahr 2023“ den Aktionären noch in den Knochen stecke. Tobias Klaholz vom Fondsanbieter DWS fasste es etwas nüchterner zusammen: „Nach einem desaströsen Geschäftsjahr 2023 folgte ein fulminantes Geschäftsjahr 2024.“ Bei Siemens Energy endet das Geschäftsjahr traditionell Ende September.

2023 hatte das Unternehmen wegen massiver technischer Probleme bei tausenden Gamesa-Windanlagen an Land (Onshore) einen Verlust von 4,6 Milliarden Euro ausgewiesen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr gelang die Wende, der Konzern erzielte einen Gewinn von 1,3 Milliarden Euro.

Eine Dividende für die Aktionäre gibt es aber nicht: Grund sind Staatsbürgschaften, mit denen der Bund im Krisenjahr 2023 Aufträge abgesichert hatte. Die Bürgschaften seien „sachfremd“ wie eine Beihilfemaßnahme behandelt worden, kritisiere Siemens-Energy-Chef Christian Bruch das Wirtschaftsministerium, weshalb es nun keine Dividende gebe.

Noch ist die Krise bei der Wind-Sparte Gamesa ohnehin nicht ausgestanden. Die Probleme würden Schritt für Schritt abgearbeitet, betonte Bruch. Mehrere Aktionärsvertreter fragten, ob es nicht sinnvoller sei, sich vom Geschäft mit Onshore-Windrädern zu trennen. Energy-Chef Bruch erwiderte, es sei unstrittig, dass das Onshore-Geschäft langfristig die richtigen Zielmargen erzielen müsse, „ansonsten wären wir nicht der richtige Eigentümer“. Übersetzt heißt das: Ein Verkauf ist denkbar, sofern Onshore nicht liefert. Insgesamt biete der Wind-Markt aber erhebliche Wachstumschancen, sagte Bruch, insbesondere auf See (Offshore).

Diesen globalen Trend kann offenbar auch US-Präsident Donald Trump nicht stoppen. In den USA selbst hat Trump zwar den Rückwärtsgang eingelegt und das US-Energieministerium angewiesen, Staatskredite im Bereich der Erneuerbaren Energien zu stoppen. Außerdem soll die Verpachtung neuer Windparks vor der US-Küste verboten werden, laufende Genehmigungsverfahren für Windparks sollen überprüft werden. Energy-Chef Bruch scheint das wenig zu beeindrucken. Zwar prüfe und analysiere Siemens Energy aktuell den Kurs der neuen US-Regierung und passe die Geschäftstätigkeit gegebenenfalls an, sagte er. Bruch verwies aber auf das breit gefächerte Geschäft von Siemens Energy. Dazu zählt etwa das Geschäft mit Stromnetzen und Kraftwerkstechnik, etwa Gasturbinen. Unterm Strich gilt: „Stand heute sehen wir mehr Chancen als Risiken in den USA“, sagte Bruch.

Eine gute Nachricht an die Anteilseigner hatte auch Aufsichtsratschef Joe Kaeser: Nach Kritik im vergangenen Jahr soll die Hauptversammlung im kommenden Jahr – anders als gestern – wieder in Präsenz stattfinden, versprach er. Aktionäre bemängelten aber, dass Siemens Energy seine gestrige Online-Hauptversammlung zeitgleich mit der von Infineon aus Neubiberg (Landkreis München) abgehalten hatte. Daniela Bergdolt von der Aktionärsvereinigung DSW sprach von einem „Missgriff“. Kaeser sagte, dass man sich mit Infineon schlicht nicht abgesprochen habe, versprach aber, dies in Zukunft ändern zu wollen.

Artikel 7 von 9