BMW-Umbau auf der Zielgeraden

von Redaktion

BMW-Werksleiter Peter Weber (links) und Produktionschef Milan Nedeljkovic krempeln das über 100 Jahre alte Stammwerk komplett um.

In der neuen Montagehalle für Elektroautos stehen schon die ersten Industrieroboter.

Im Münchner BMW-Werk ragen im Moment die Kräne in den Himmel. Wo die neue Montagehalle für E-Autos entsteht, war früher der Motorenbau. © Fotos: BMW

München – Mitten im BMW-Werk in München ragen die Kräne in den Himmel, Arbeiter bauen aus Wänden aus Fertigbeton eine 30 Meter hohe Halle auf, die so groß ist wie sechs Fußballfelder. Auf der gigantischen Baustelle geht alles wie im Zeitraffer: Vor zwei Jahren stand hier noch der Motorenbau, in dem die prestigeträchtigen Sechszylinder zusammengeschraubt wurden. Im Herbst 2023 wurde er abgerissen, um Platz für eine Montagehalle für E-Autos zu machen. Obwohl deren Vorderteil noch ein Betongerippe ist, ziehen hinten heute schon die Industrieroboter ein. Zeit wird es: Immerhin müssen dort in wenigen Monaten die ersten Limousinen der „Neuen Klasse“ vom Band laufen, der nächsten Generation der Elektro-BMWs.

Auch wenn die E-Mobilität in Deutschland weiter hinterfragt wird – BMW hält an seinen Umbauplänen fest, wie Produktionsvorstand Milan Nedeljkovic bei einem Pressetermin im Werk in Milbertshofen betonte. Die „Neue Klasse“ werde 2026 in München anlaufen, 2027 sollen im Stammwerk im Schatten des berühmten Vierzylinder-Hochhauses dann gar keine Verbrenner mehr gebaut werden. Dafür muss im Sommer der Rohbau der neuen Montagehalle stehen. 650 Millionen Euro lässt sich der Dax-Konzern den gesamten Umbau kosten, der München neben Debrecen in Ungarn zu einem von nur zwei Werken im rund 30 Fabriken umfassenden BMW-Verbund macht, die ausschließlich auf E-Autos spezialisiert sind.

BMW kehrt damit ausgerechnet in seinem Stammwerk von dem Prinzip ab, Benziner, Diesel, Hybride und E-Autos an einem Band zu bauen. Der Grund: die E-Mobilität bleibe der größte Wachstumsmarkt und damit die Zukunft, so Nedeljkovic. „Deshalb investieren wir viel Geld in die Transformation.“ Außerdem bringe die Fokussierung auf E-Autos einen Kostenvorteil, wie Werksleiter Peter Weber erklärt: „So sparen wir rund zehn Prozent an Produktionskosten.“

Bis zum Sommer soll der Rohbau stehen

Um die Transformation in München hinzubekommen, ist aber noch viel Arbeit nötig. Zum einen werden weiter Mitarbeiter für die Elektrifizierung umqualifiziert. Dafür wurde ein spezielles Programm mit der Industrie- und Handelskammer gestartet, wie Weber berichtet. Zum anderen müssen Logistikketten geändert werden. Die derzeit in Österreich und England gefertigten Verbrenner werden in München bald nicht mehr gebraucht, dafür werden Orte wie das neue Batteriewerk im niederbayerischen Straßkirchen enorm wichtig.

Auch die Bauarbeiter haben noch viel zu tun: Gut 60 000 Tonnen Schutt wurden bereits von der Baustelle gefahren. Nun werden 80 Wandelemente aus Fertigbeton pro Tag verbaut, damit die riesige Montagehalle, die aus 7000 Betonteilen besteht und wie ein riesiges Legohaus zusammengesetzt wird, auch wirklich bis August fertig ist. Das Ganze passiert übrigens parallel zur laufenden Produktion, in der weiter Tag für Tag 800 bis 1000 Autos gebaut werden.

Doch der Kraftakt lohnt sich, ist Werksleiter Peter Weber überzeugt. „So sichern wir die Zukunftsfähigkeit unseres Stammwerks und damit Arbeitsplätze in München.“ Auch Produktionschef Nedeljkovic sieht den Umbau des Münchner Werks als starkes Bekenntnis zum Standort Deutschland, wo die BMW-Werke übrigens gerade gut ausgelastet seien. Das werde auch nach der kompletten Umstellung in München auf E-Autos so bleiben, beteuert der Autobauer – deutsche Skepsis gegenüber der E-Mobilität hin oder her. Schließlich werden von München aus E-Autos für die ganze Welt produziert.
ANDREAS HÖSS

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