BMW: Die fetten Jahre sind vorerst vorbei

von Redaktion

Jetzt auch BMW: Der Münchner Autohersteller muss für das abgelaufene Geschäftsjahr 2024 einen Gewinneinbruch hinnehmen.

Die Neue Klasse soll wieder mehr Schub bringen. Doch auch für BMW (im Bild Vorstandschef Oliver Zipse) wird es die enormen Gewinne der vergangenen Jahre so bald nicht wieder geben. © TOBIAS SCHWARZ, dpa

München – Nach Jahren extrem guter Erträge geht es für die Autohersteller gerade abwärts. Doch selbst nach den aktuellen Einbrüchen verdienen Konzerne wie BMW gut.

Wie ist die Bilanz von BMW ausgefallen?

Nach Steuern verdiente der Münchner Konzern 7,7 Milliarden Euro. Das klingt viel, ist aber 37 Prozent weniger als im Jahr davor und schon der zweite starke Rückgang. Auch beim Umsatz gab es einen deutlichen Dämpfer: 142 Milliarden Euro sind ein Minus von 8,4 Prozent.

Woran lag´s?

Neben schwächelnden Verkäufen in China litt BMW auch unter Problemen mit vom Zulieferer Continental bezogenen Bremsen. BMW hatte im September wegen Problemen am Bremssystem weltweit 1,5 Millionen Fahrzeuge zurückgerufen oder deren Auslieferung gestoppt. In der Folge passte der Autobauer seine Gewinnprognose für 2024 bereits an und erklärte, das Ergebnis vor Steuern werde deutlich zurückgehen.

Was bedeutet das für Aktionäre und Mitarbeiter?

Die Dividende wird gekürzt, von 6 Euro je Stammaktie auf 4,3 Euro. Susanne Klatten und Stefan Quandt sind die Hauptaktionäre mit einem gemeinsamen Anteil von etwa 48,5 Prozent. Die Mitarbeiter werden wie bei BMW und in der deutschen Autobranche allgemein üblich relativ großzügig am Unternehmenserfolg beteiligt. Für 2023 gab es bei BMW eine Prämie von 8400 Euro je Mitarbeiter. Diese dürfte für das vergangene Jahr entsprechend geringer ausfallen.

Anders als etwa bei VW müssen BMW-Mitarbeiter aber nicht um ihre Arbeitsplätze fürchten. Die Mitarbeiterzahl wurde im vergangenen Jahr sogar noch aufgestockt. Von Stellenabbau und Werksschließungen ist nicht die Rede. Im Gegenteil: BMW investiert massiv in den Umbau des Münchner Stammwerkes, in dem 2026 die neue Generation der Elektro-BMWs, die „Neue Klasse“ anlaufen wird. 2027 sollen im Stammwerk dann gar keine Verbrenner mehr gebaut werden. 650 Millionen Euro lässt sich der Dax-Konzern den Umbau kosten.

Wie sind die Zahlen einzuordnen?

Die aktuellen Zahlen sind nicht so schlecht, sie sehen nur schlecht aus, verglichen mit den vorangegangenen Ausnahmejahren. Branchenexperte Frank Schwope von der Fachhochschule des Mittelstands in Köln und Hannover: „Wir sehen im Moment eine Normalisierung nach einer Sondersituation mit bisher nicht gekannten Profiten. Nach dem ersten Corona-Einbruch 2020 gab es in den folgenden Jahren – insbesondere durch den Chip- beziehungsweise Fahrzeugmangel – kaum Rabatte und eine Verschiebung hin zu teureren Modellen“. Das habe den Herstellern exorbitant hohe Margen eingebracht. Das lässt sich auch an den BMW-Zahlen nachvollziehen: Der bisherige Rekordgewinn von 18,6 Milliarden Euro datiert aus dem Jahr 2022. 2021 und 2023 waren es jeweils mehr als 12 Milliarden. Verglichen damit sieht das aktuelle Ergebnis mickrig aus. Doch bevor diese drei besonderen Jahre den Maßstab veränderten, lag der alte Rekordgewinn aus dem Jahr 2017 bei 8,7 Milliarden. Selbst wenn man die Inflation berücksichtigt, sieht das aktuelle Ergebnis von 7,7 Milliarden nicht mehr ganz so schlecht aus.

Also kein Grund zur Sorge?

Doch. Die Autokonzerne haben „Sorge vor einer drohenden Krise und tun gut daran, die Strukturen frühzeitig wetterfest anzupassen“, sagt Schwope. Die Unternehmensberatung AlixPartners sieht die globale Autoindustrie besonders von Disruption betroffen. Die größten Probleme seien gestörte Lieferketten, steigende Materialkosten und wachsende Unsicherheiten in internationalen Handelsbeziehungen. Letztere werden nicht zuletzt von den Zollplänen des US-Präsidenten Donald Trump bedroht.

Dazu kommen für die Industrie die relativ hohen Kosten für Personal und Energie im Heimatland. Und dann ist da noch China: Einerseits ist der weltgrößte Markt, der lange für rasantes Wachstum und hohe Gewinne gesorgt hatte, deutlich schwieriger geworden. Andererseits wird die Konkurrenz dort immer stärker – gerade im wichtigen Bereich der Elektromobilität.

Ist nicht die E-Mobilität Teil des Problems der Branche?

Ja, sie ist ein Problemfeld für sich. Noch machen die reinen Stromer nur relativ kleine Anteile an den Verkäufen der Konzerne aus und das parallele Arbeiten mit Verbrennern, Hybriden und reinen Stromern macht vieles komplizierter. Und bei den meisten Herstellern kommt der Absatz der Elektroautos nicht recht voran. BMW steht hier zwar sehr viel besser da als die anderen deutschen Hersteller. Doch auch 427 000 verkaufte E-Fahrzeuge sind noch nicht einmal ein Fünftel der Gesamtproduktion. Dennoch – und obwohl der Konzern den Wert von Technologieoffenheit betont – bezeichnet BMW die Stromer als wichtigsten Wachstumstreiber. Zusätzlichen Schub soll hier die sogenannte Neue Klasse bringen, mit der BMW einen breiten Generationswechsel einleitet. Auch dafür hat BMW vergangenes Jahr viel Geld in die Hand genommen.

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