Wie teuer das Pendeln wird

von Redaktion

Die meisten Pendler steigen Tag für Tag ins Auto – trotz Dauerstau an Punkten wie dem Mittleren Ring in München. Wer den Stau meidet und mit der Bahn ins Büro fährt, kann übrigens trotzdem Pendlerpauschale kassieren. © Matthias Balk/dpa

München – Sieben von zehn Deutschen fahren mit dem Auto in die Arbeit. Das hat eine am Mittwoch veröffentlichte Erhebung der Universität Sankt Gallen ergeben. Davon wiederum sind mehr als 80 Prozent mit einem Verbrenner-Auto unterwegs. Auch für München kommen diese Werte hin. Laut dem Autoclub ADAC kommen täglich rund 525 000 Menschen für ihren Job in die Isar-Metropole, was München zur deutschen Pendler-Hauptstadt macht. Die allermeisten von ihnen fahren zumindest einen Teil der Strecke mit dem Auto. Für sie könnte es künftig teurer werden.

CO2-Abgabe für Diesel und Benzin steigt

Der Grund: die CO2-Abgabe, die seit fünf Jahren auch für Sprit erhoben wird. Derzeit kostet eine Tonne CO2 55 Euro, was den Liter Diesel im Vergleich zur Zeit vor der Abgabe um 17,3 Cent verteuert hat, bei Benzin sind es 15,7 Cent. 2026 wird die Steuer auf 65 Euro je Tonne angehoben, was die Spritpreise um weitere drei Cent nach oben treiben dürfte.

Den größten Anstieg dürfte es aber ein Jahr später geben. Ab 2027 gibt es keinen fixen Preis für CO2 mehr, Treibstoffhändler müssen dann zu einem Marktpreis Emissionszertifikate ersteigern, der sich aus Angebot und Nachfrage ergibt. Der ADAC geht deshalb von einer starken Erhöhung der Spritpreise aus und hält sogar eine Verdoppelung des heutigen CO2-Preises für wahrscheinlich. „Das würde einen weiteren Anstieg von bis zu 19 Cent pro Liter Benzin und Diesel bedeuten“, so der Autoclub.

Unter dem Strich könnten die Spritpreise damit dauerhaft Richtung zwei Euro tendieren – oder darüber. Der ADAC verweist darauf, dass „kein Limit für die Handelspreise“ vorgesehen sei. Heißt: Ist die Spritnachfrage hoch, kann es noch teurer werden. Steigen aber viele Pendler auf E-Autos um und die Nachfrage sinkt, könnte der Aufschlag niedriger ausfallen.

Doch nicht nur Sprit wird teurer, sondern auch die Autos selbst. Laut einem Report der Marktforscher von DAT mussten Autokäufer 2019 noch 7,4 Monate für einen Neuwagen arbeiten, heute sind es bei Verbrennern 9,6 und E-Autos 11,4 Monate. „Daher sind Pendler besonders von steigenden Kosten betroffen und müssen mehr entlastet werden als bisher“, sagt ADAC-Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand.

Der ADAC fordert deshalb, dass schon ab dem ersten Kilometer auf dem Weg zum Job die erhöhte Pendlerpauschale von 38 Cent gezahlt wird. Bisher sind es bis zum 20. Kilometer 30 Cent und erst danach 38 Cent. Eine entsprechende Erhöhung ist auch in den Koalitionsverhandlungen ein Thema.

Millionen kassieren Pendlerpauschale

Profitieren würde vor allem die Mittelschicht, wie am Mittwoch veröffentlichte Zahlen des Statistischen Bundesamtes nahelegen, die sich auf das Jahr 2020 beziehen. Damals erhielten 13,8 Millionen Menschen die Pendlerpauschale – mehr als die Hälfte von ihnen mit einem Jahresgehalt zwischen 20 000 und 50 000 Euro brutto. Im Schnitt lag ihre Pendelstrecke bei 28 Kilometern. „Je ländlicher eine Person wohnte, desto häufiger fuhr sie zudem mit dem Auto“, so die Statistiker.

Doch an der Pendlerpauschale gibt es auch Kritik, etwa von Umweltverbänden. Sie halten die Förderung für eine teure und zugleich klimaschädliche Subvention. Allerdings ist sie nicht an das Verkehrsmittel gebunden. Man kann sie also auch dann kassieren, wenn man mit der Bahn oder dem Rad in die Arbeit fährt.

Artikel 6 von 11