„Die Zölle sind der Super-GAU für die Branche“

von Redaktion

Frankfurt – Nachdem US-Präsident Donald Trump 25 Prozent Zoll auf ausländische Autos angekündigt hat, brachen die Aktien der deutschen Hersteller ein. Wie hart treffen die Zölle die deutschen Hersteller? Das haben wir Moritz Kronenberger von Union Investment gefragt, einem der größten Anteilseiger deutscher Autobauer.

Herr Kronenberger, die Autobranche kämpft mit E-Mobilität und China-Schwäche, jetzt kommen wohl noch US-Zölle hinzu. Wie stark belastet das die deutschen Hersteller?

Das ist ein Super-GAU. Im Moment kommt viel zusammen: Die Absatzschwäche in China, die nötigen Milliarden-Investitionen in die E-Mobilität, die härteren Flottenziele in Europa, die jetzt wohl immerhin etwas aufgeschoben werden. Die Zölle erschweren die ohnehin sehr angespannte Lage also definitiv. Man muss jetzt sehen, ob die Strafzölle wirklich so kommen. Aber wenn, dann trifft das die gesamte Branche – inklusive der US-Konzerne. Denn auch Ford, GM und Stellantis samt Marken wie Chrysler oder Doge produzieren viel im Ausland und importieren die Fahrzeuge dann.

Können die Hersteller die Zölle an die US-Kunden weitergeben?

Zumindest nicht komplett. Wegen der Angst vor einem Wirtschaftsabschwung in Amerika und den Massenkündigungen bei US-Behörden sitzt das Geld bei US-Verbrauchern jetzt schon nicht mehr so locker. Wenn Autos durch die Zölle teurer werden – und genau das wird selbst bei in den USA produzierten Autos passieren, weil sie importierte Vorprodukte beinhalten –, drohen Absatzprobleme und damit sinkende Umsätze und schrumpfende Gewinne. Für die Europäer ist das bitter. Sie hatten gehofft, die schwachen Absätze in China mit Verkäufen in den USA kompensieren zu können.

Wen treffen die Zölle am härtesten? VW? Porsche?

Beide haben jedenfalls keine Fabrik in den USA. Am stärksten betroffen wären aber Stellantis, Ford, GM und Volkswagen, weil sie alle sehr viel in Mexiko für die USA produzieren. Für BMW und Mercedes wäre die Lage dagegen besser, weil sie US-Werke haben. Sollte die EU aber Gegenzölle verhängen, sieht die Sache wieder anders aus. BMW wäre dann einer der großen Leidtragenden, weil viele in Europa verkaufte SUV aus Spartanburg in South Carolina kommen. Noch sind aber zu viele Details unklar, um das genau beurteilen zu können.

Drohen Produktionsverlagerungen in die USA?

Wer keine US-Werke hat, wird definitiv überlegen, dort welche aufzubauen. Doch so eine Fabrik kostet Milliarden und bis das erste Auto vom Band rollt, vergehen mindestens zwei Jahre. Das Gute ist, dass die deutschen Hersteller immer noch extrem viel Geld auf der Seite haben. Sie können es stemmen, weiter in die E-Mobilität zu investieren und parallel womöglich in den USA Fabriken aufzubauen. Dafür werden sie aber andernorts Kapazitäten abbauen, Sparen und Ausschüttungen kürzen müssen. Wenn es nötig ist, kann VW zum Beispiel noch Beteiligungen wie Lamborghini, Bentley, MAN oder Traton versilbern.

Autoaktien sind nun schon lange auf Talfahrt. Wann geht es wieder aufwärts?

Wir hatten eigentlich damit gerechnet, dass die Unternehmensgewinne in der Branche gegen Ende des Jahres wieder anziehen und die Kurse dann nach oben drehen. Doch mit den Zöllen jetzt kann es doch noch etwas länger dauern. Interview: Andreas Höß

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