Trump zettelt den Zollkrieg an

von Redaktion

Autos aus deutschen Werken werden künftig auf dem riesigen US-Markt um einiges teurer sein. © dpa

Washington/Brüssel – Die USA als „Sparschwein“, das von der ganzen Welt beklaut wird? Das behauptet Donald Trump und kündigte an, Autoexporte aus dem Ausland künftig mit 25 Prozent zusätzlichem Zoll zu belegen. Damit verschärft der US-Präsident den Handelskonflikt mit Deutschland und Europa, aber auch mit Japan, Mexiko oder Kanada. In den Tagen zuvor hatte EU-Kommissar Maros Sefcovic mit Vertretern der US-Regierung über eine Lösung des Konflikts verhandelt, um die Zölle doch noch abzuwenden.

Die Zölle gelten für alle importierten Autos – von Kleinwagen über Limousinen und SUV bis zu leichten Nutzfahrzeugen. Der Importzoll wird auch bei zentralen Autoteilen fällig. Die hohen Zölle sollen am 3. April in Kraft treten, wie es aus dem Weißen Haus hieß. Trump hatte zuvor vom 2. April gesprochen, aber auch gesagt, dass die USA erst ab dem 3. April kassieren würden. In der später veröffentlichten Anordnung hieß es, die Strafabgaben für Autoteile könnten etwas später in Kraft treten – in jedem Fall aber bis zum 3. Mai. Importeure aus Kanada und Mexiko können offenbar nachweisen, dass ihre Produkte US-Anteile enthalten. Die Zölle sollen dann nur auf den Anteil gelten, der nicht aus den USA ist – sofern das in der Praxis überhaupt genau bezifferbar ist.

Trump zielt direkt auf Deutschland

Viel Unklarheit und Chaos also, wie man es mittlerweile von der Trump-Administration gewohnt ist. Was aber immer klarer wird: Dass es vor allem Hersteller aus Staaten trifft, die eine lange und enge Partnerschaft mit den USA verbindet, scheint die US-Regierung nicht zu bedauern. Manchmal seien die eigenen Freunde die größten Betrüger, monierte Trumps Handelsberater, Peter Navarro, und spielte damit vor allem auf Deutschland und Japan an.

Auch Trump beschwert sich immer wieder öffentlich über die Europäische Union – so nun auch bei seiner Zollankündigung. „Einer der Gründe, warum ich Zölle einführe, ist der, dass wir Millionen ihrer Autos nehmen – BMW, Volkswagen, Mercedes-Benz“, sagte der 78-Jährige. Gleichzeitig sei es wegen weiterer Handelshemmnisse „fast unmöglich“, US-Autos in die EU zu importieren. Tatsächlich verlangt die EU bereits zehn Prozent Einfuhrzölle auf amerikanische Autos, die USA hingegen nur 2,5 Prozent auf europäische.

Wie hart die Zölle die deutsche Wirtschaft treffen werden, ist unklar. 2014 gingen zwar 13,4 Prozent der neuen PKW aus Deutschland in die USA. Laut einer Studie des Münchner ifo-Instituts würden US-Zölle die deutschen Autoexporte dennoch nur um fünf Prozent sinken lassen. Das Institut für Weltwirtschaft rechnet durch die Maßnahmen mit einem Rückgang der deutschen Wirtschaftsleistung um lediglich 0,2 Prozentpunkte. „Die Auswirkungen für Deutschland dürften sich erst einmal in Grenzen halten“, sagte die Wirtschaftsweise Veronika Grimm.

Für die deutschen Hersteller selbst könnten die Zölle dennoch zum großen Problem werden, weil sie mit ihren globalen Produktionsnetzwerken vor allem auch aus anderen Ländern wie Mexiko in die USA exportieren. Da bisher viele Details des Zollpakets unklar seien, sei es jedoch schwer abzuschätzen, wer genau wie hart getroffen werden, erklärt Autoexperte Moritz Kronenberger von der Fondsgesellschaft Union Investment (siehe Interview unten). Zumal auch noch offen sei, wie die EU auf die US-amerikanischen Zölle antworten wird.

Europäer planen Gegenmaßnahmen

Die für die europäische Handelspolitik zuständige EU-Kommission zeigt sich weiterhin gesprächsbereit. Für den Fall, dass die USA nicht an den Verhandlungstisch kommen, will sie allerdings zurückschlagen. Ein Sprecher sagte am Donnerstag in Brüssel, es würden Gegenmaßnahmen mit „maximaler Wirkung“ vorbereitet. Was genau geplant ist, dazu schweigt die EU sich aus, um dem US-Präsidenten konkrete Kalkulationen zu erschweren.

Bereits angekündigt ist, dass Mitte April die derzeit ausgesetzten Sonderzölle auf US-Produkte wie Jeans, Bourbon-Whiskey, Motorräder und Erdnussbutter wieder eingeführt werden. Dies ist aber die Reaktion auf die bereits geltenden US-Sonderzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte, die vor zwei Wochen in Kraft getreten sind. Zusätzliche Maßnahmen könnten weitere US-Waren, theoretisch aber auch Dienstleistungen treffen.

Aus dem Europäischen Parlament kommen so bereits Forderungen nach einer Drohung mit Maßnahmen gegen amerikanische Tech-Unternehmen wie Google, Amazon oder Netflix. „Zölle auf digitale Dienstleistungen, bei denen die USA ein großes Marktinteresse an der EU haben, sollten auf den Tisch kommen“, sagt der Vorsitzende des Handelsausschusses im Europäischen Parlament, Bernd Lange.

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