München/Frankfurt – Der Absturz an den weltweiten Aktienmärkten geht weiter. Auslöser des aktuellen Crashs, der von den US-Märkten ausgeht, sind die von US-Präsident Trump verhängten Autozölle und der von ihm ausgerufene „Tag der Befreiung“. An diesem Tag, dem morgigen Mittwoch, will Trump ein weiteres, groß angelegtes Zollpaket verkünden – und das hat sich bis dato als Gift für die Börsen, auch für US-Konzerne erwiesen.
„Die Trump-Rally wird rückabgewickelt“, urteilt der renommierte Chartanalyst Harald Weygand. Zu Jahresbeginn hatten infolge des Amtswechsels im Weißen Haus vor allem Technologieaktien kräftig zugelegt und den US-Bösen Aufwind gegeben. Nach an den Börsen zunehmend als unkalkulierbar und irrational empfundenen Aktionen des neuen Präsidenten drehte jedoch die Stimmung rasch und gründlich. Nachdem im amerikanischen Technologieindex Nasdaq die Linie bei 19 660 Punkten nach unten durchbrochen wurde, könnte der Kursrutsch nun in Richtung 17 450 Punkte weitergehen, erwarten Analysten. An der Wall Street hieß es hinter vorgehaltener Hand, ab einem Kurssturz um 20 Prozent könnten sich zentrale Marktteilnehmer, die sich bislang auffällig zurückhalten, offen gegen Trumps Politik stellen.
Auch der Deutsche Aktienindex Dax rutschte im Sog der Wall Street weiter ab. Die starken Kursgewinne, insbesondere bei Aktien aus der Bau- und der Rüstungsbranche, die als Folge des gewaltigen Infrastrukturpakets der Koalition in Berlin aufgelaufen sind, treten in den Hintergrund, Zoll-Sorgen in den Vordergrund. Allein gestern verlor der Dax an die 1,9 Prozent auf nur noch knapp über 22 000 Punkte. Schon in der Vorwoche hatte der Leitindex, belastet vor allem von den Autowerten, 1,9 Prozent an Wert eingebüßt. Auch gestern lagen Autoaktien wie BMW, VW, Porsche und Mercedes zwischen drei und vier Prozent im Minus, auch Zulieferer wie Continental verloren überproportional.
■ Was Anleger jetzt beachten sollten
Die Turbulenzen an den Weltbörsen spüren auch Kleinanleger in ihren Depots. Vor allem die beliebten Indexfonds, die den MSCI-World abbilden, haben in den vergangenen Wochen stark gelitten, da die USA und dort wiederum die US-Technologie-Riesen darin ein starkes Gewicht haben. Viele der bislang erfolgsverwöhnten Anleger erleben erstmals eine längere Strecke mit negativen Renditen und zweifeln an ihrem Investment.
Wer einen Sparplan auf einen Indexfonds unterhält und – wie immer bei Aktienengagements dringend empfohlen – langfristig orientiert ist, braucht sich nicht zu sorgen, meinen die Finanzexperten der Stiftung Warentest. „Mit einem weltweit anlegenden Aktien-ETF kann man das Börsengeschehen einfach ignorieren“, raten sie. Börsencrashs könnten Anleger aussitzen. Anders verhält es sich natürlich, wenn das Geld aus der Sparanlage in absehbarer Zeit gebraucht wird. Dann kann es sinnvoll sein, zu verkaufen und die zuletzt aufgelaufenen Verluste hinzunehmen, meint die Anlageberaterin Stefanie Kühn in der Wochenzeitung „Die Zeit“.
Wer seinen ETF schon länger bespart, hat dennoch einen satten Gewinn gemacht. In den vergangenen zehn Jahren waren laut Stiftung Warentest im Schnitt Renditen von zehn Prozent im Jahr drin. Wer mindestens 13 Jahre in einen weltweit anlegenden Aktienfonds sparte, hat in der Vergangenheit nie Verlust gemacht.
Anleger, die sich unabhängiger von den USA machen möchten, können zusätzlich oder alternativ einen Indexfonds mit Europa-Fokus besparen (zum Beispiel auf den EuroStoxx 600). Oder sie wechseln zum MSCI World ex USA (also die MSCI World-Aktien ohne US-Aktien) oder zum MSCI World Equal Weighted, der jedes Unternehmen aus dem MSCI World gleich gewichtet. Damit wird der US-Anteil von 70 auf 40 Prozent gedrückt.
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