BMW: Wie es auch anders geht

von Redaktion

Roboter vermessen und verschweißen die Karosserien. © Armin Weigel/BMW

Stolz auf die neue Fabrik: Werkleiter Armin Ebner, Landrätin Tanja Schweiger und Bürgermeister Harald Stadler (v. l.).

Neutraubling – Manchmal lohnt es sich, abzuwarten, um einen Eindruck zu vertiefen. Die prominenten Gäste bei der Öffnung der neuen Karosseriefabrik in Neutraubling (Oberpfalz) waren bereits gegangen. In kleinen Gruppen standen BMW-Mitarbeiter in Gespräche vertieft, bevor sie wieder in ihren Arbeitsalltag zurückkehrten. Kein lautes Auftrumpfen war zu hören, nur ruhige Gespräche im freundlichen Ton. Da passt ein Team zusammen. Und es passt auch zu dem, was Werkleiter Armin Ebner vorher gesagt hat: „Erfolg ist eine Mannschaftsleistung.“

Eigentlich sind es zwei Erfolge, auf die das BMW-Werk Regensburg, zu dem die neue Fabrik gehört, zu Recht stolz sein kann: Der erste: Das Werk, das mit 342 521 Autos der Reihen X1 und X2 im Jahr 2024 so viele Fahrzeuge produziert hat wie kein anderes BMW-Werk in Europa, wurde als Fabrik des Jahres ausgezeichnet. „Die Innovationskraft und Dynamik, mit der das Werk Regensburg die Transformation zur iFactory gemeinsam mit der gesamten Belegschaft umsetzt, ist beeindruckend“, zitierte Ebner aus dem Urteil der Jury.

Der zweite: Die zusätzliche Karosseriefabrik wurde unter der Leitung von Karin Erbertseder schneller verwirklicht als je ein solches Projekt zuvor. „Jeder muss mitmachen“ nennt Ebner eine Voraussetzung dafür. So wurden die Leitungen für Druckluft, für Wärme und für Kühlung bereits verlegt, während die Halle noch für Logistikzwecke in Betrieb war und bevor die künftigen Produktionsabläufe im Detail geplant waren. Alle acht Meter ein Übergabepunkt. „Einfach machen“, sagt Werkleiter Ebner. Sein Schmunzeln verrät, dass er das durchaus im doppelten Wortsinn meint.

Die Lösung erwies sich später sogar als kostengünstiger als eine maßgeschneiderte. Und die Halle ist bereits so für künftige Veränderungen gerüstet.

Dass die Teams von BMW dazu mit externen Partnern Hand in Hand arbeiten mussten, ist Voraussetzung für das vorgelegte Tempo. Doch auch eine andere Instanz hat vorbildlich mitgespielt. Die Bürokratie.

„Zuerst liegen die Unterlagen monatelang in der Gemeinde, und dann monatelang im Landratsamt“, beschreibt Landrätin Tanja Schweiger (Freie Wähler) den üblichen Kriechgang der Dinge. Doch hier lief es anders. Neutraublings Bürgermeister Harald Stadler (Freie Wähler) lud alle Beteiligten ins Rathaus ein und so wusste jeder gleich, wo er ansetzen konnte.

Ein Mitarbeiter des Landratsamts sei eigentlich schon in Urlaub gewesen, erinnert sich Stadler. Er wollte die Sache aber unbedingt vorher erledigt wissen. Vom ersten Meeting bei BMW zu den Plänen bis zum Hochlauf der Produktion verging nur knapp mehr als ein Jahr.

Nun läuft die Sache. Viele Menschen braucht man dazu nicht. Längst haben Roboter den Auto-Rohbau übernommen. Kein Mensch kann in dieser Präzision schweißen. Dennoch arbeiten auf den 40 000 Quadratmetern der neuen Fabrik rund 150 Menschen. Aus gestapelten Blechteilen werden in vielen Einzelschritten ganze Auto-Karosserien. Die dann noch ins Regensburger Werk gebracht werden müssen. Ein kurzer Weg, denn Regensburg und Neutraubling trennt an dieser Stelle nur eine Straße. Das Regensburger Werk verfügt ebenfalls über einen Karosseriebau, dessen Kapazität aber für die zusätzlichen Autos nicht ausreichte.

Seit seiner Eröffnung 1987 hat das BMW-Werk Regensburg viel zur wirtschaftlichen Entwicklung der früher armen Oberpfalz beigetragen. Sichere und zukunftsfähige Arbeitsplätze und Gewerbesteuer sind aber nicht alles. Es kommt auch auf das Klima an. Alexander Sencar, der für die lackierte Karosserie verantwortlich ist, hat in fast allen deutschen BMW-Werken gearbeitet und auch im mexikanischen Werk San Luis Potosi. Sein Urteil über den Standort fällt klar aus: „Regensburg ist super.“

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