„Bitterer Tag für die Weltwirtschaft“

von Redaktion

München/Berlin – Fast alle Waren, die aus der EU in die USA gehen, werden in Zukunft mit 20 Prozent Zoll belegt. So will es der US-Präsident Donald Trump. Das wird teuer für die Exportwirtschaft in Europa, aber auch für die USA selbst. Davon sind die meisten Ökonomen überzeugt.

Die Reaktion an den Kapitalmärkten erfolgte prompt: Der deutsche Aktienindex Dax rauschte nach mehreren schwachen Tagen zwischenzeitlich fast um drei Prozent nach unten. Die US-Börsen verloren noch dramatischer: Die Technologiebörse Nasdaq an die fünf Prozent. Auch der Dollar verlor, die Krisenwährung Gold stieg auf ein Rekordhoch.

Das Institut der deutschen Wirtschaft befürchtet enorme wirtschaftliche Schäden. Die neuen Zusatzzölle dürfen nach Simulationen in der vierjährigen Amtszeit Trumps in Deutschland Schäden in Höhe von rund 200 Milliarden Euro anrichten, in der EU etwa 750 Milliarden Euro – „für Deutschland eine ökonomische Katastrophe“, so das IW. „Dass die Höhe des Zolls an den Haaren herbeigezogen ist, macht es nicht besser.“ Dabei schadeten die Zölle vor allem auch Trumps eigenen, eher einkommensschwachen Wählern, die unter steigenden Preisen besonders leiden.

Trumps Berechnungen hält auch die Außenwirtschaftsexpertin des Münchner ifo-Instituts, Lisandra Flach, nicht für nachvollziehbar. „Das, was wir gesehen haben, hat nichts mit Reziprozität zu tun. Die Zolldifferenz zwischen den USA und der EU beträgt durchschnittlich nur 0,5 Prozentpunkte – im Vergleich zu der angekündigten Zollerhöhung von 20 Prozent“, erklärt Flach.

„Der deutsche Handel leidet gleich dreifach“, so die ifo-Expertin: Erstens, weil Deutschland weniger in die USA exportiert, zweitens, weil Deutschland aufgrund der geringeren Wettbewerbsfähigkeit Chinas weniger nach China exportiert, und drittens durch einen Anstieg im Wettbewerb in Deutschland, wenn beispielweise China nach neuen Märkten sucht, um die zuvor in die USA exportierten Produkte zu verkaufen. „Ein bitterer Tag für die Weltwirtschaft“, resümiert Flach.

Nach ersten Berechnungen des ifo-Instituts würden die neuen Zölle das BIP in diesem Jahr um 0,3 Prozent reduzieren. Einige Schlüsselbranchen wie Auto und Maschinenbau wären besonders stark betroffen. „Da Deutschlands Wirtschaft bereits stagniert, ist es möglich, dass die US-Zölle das Wirtschaftswachstum in Deutschland unter die Nulllinie drücken“, sagt ifo-Präsident Clemens Fuest. „Wenn die USA bei den angekündigten Zöllen bleiben, ist das der größte Angriff auf den Freihandel seit dem 2. Weltkrieg“, sagt Fuest.

„Dieser Zollhammer führt die Welt zurück in die handelspolitische Steinzeit“, erklärte Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks. Der Präsident des Außenhandelsverbands BGA, Dirk Jandura, sprach von einem „Frontalangriff auf den Welthandel“. Der Verband der Automobilindustrie rechnet mit immensen Auswirkungen. Die Maßnahmen „markieren einen fundamentalen handelspolitischen Einschnitt“, sagte VDA-Präsidentin Hildegard Müller. Dieser Protektionismus werde nur Verlierer produzieren.
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