Kreditkarte, Handy- oder Mietvertrag: Mit negativem Schufa-Eintrag kann das schwierig werden. © Andriy Popov
München – Eines der größten wirtschaftlichen Geheimnisse Deutschlands wird gelüftet. Die Schufa legt offen, wie sie die Kreditwürdigkeit der Bundesbürger berechnet. Jede und jeder kann künftig kostenlos jenen persönlichen Scorewert einsehen, der auch an Unternehmen weitergeleitet wird. Die Schufa zeigt auch, wie er sich zusammensetzt. Zudem wird das Angebot radikal vereinfacht.
Um die Auskunftei kommt kaum jemand herum. Wer sich Geld leihen, einen Mobilfunkvertrag unterschreiben oder online einkaufen will, benötigt eine Schufa-Auskunft. Meist läuft das im Hintergrund. Vor allem Banken nutzen die Informationen, um über Kredite oder Girokonten zu entscheiden. Seit Jahrzehnten ist der Score der Kreditauskunft umstritten. Zu undurchsichtig, klagen vor allem Verbraucherschützer.
Die Schufa hat mehr als 50 verschiedene Scores, die unterschiedlich ermittelt werden. Insgesamt berücksichtigt das Unternehmen mehr als 250 Einzelkriterien. Zusätzlich gibt es seit zwei Jahren einen sogenannten Basisscore, den Verbraucher abrufen können, um zu sehen, wie kreditwürdig sie sind. Er ist eine Art Durchschnitts-Score, zeigt die Lage allerdings nur annähernd.
Jetzt soll alles anders werden. Die sechs wichtigsten Scores, etwa für Banken, Sparkassen, Handel und Telekommunikation, will die Schufa durch einen einzigen ersetzen, wie Tanja Birkholz, Vorstandsvorsitzende der Auskunftei, sagt. Berechnet wird er auf Basis von zwölf Kriterien wie Zahlungsstörungen, Kreditrestlaufzeiten, ältester Bankvertrag. Der Basisscore verschwindet ganz. Auch wenn alles einfacher wird, soll die Genauigkeit nicht leiden.
„Der neue Score wird verständlich, aussagefähig und gut vorhersehbar“, verspricht Birkholz. „Wir haben uns bewusst dagegen entschieden, Modelle mit künstlicher Intelligenz zu nutzen.“ Sie hätten eine höhere Prognosegüte, seien aber nicht erklärbar. Und das soll der neue Score auf jeden Fall sein. Birkholz hofft, dass sie ihn dann spätestens im vierten Quartal auch großflächig einsetzen.
Die Verbraucher werden spätestens zum Übergang im vierten Quartal auf der Webseite der Schufa oder in einer Schufa-App ihren Score abrufen können. Sie müssen einen Zugang einrichten und sich digital über die Ausweis-App ausweisen – das sicherste Verfahren laut Schufa. Die App zeigt dann den persönlichen Score als Punktzahl an. Unter dem Wert ist dann aufgelistet, welche Kriterien für den Score wichtig sind und wie viele Punkte die Person, die anfragt, dort jeweils hat. In einem weiteren Schritt wird erklärt, warum das Kriterium wichtig ist und wann welche Punktzahl vergeben wird.
Die Transparenz-Offensive dürfte nicht ganz freiwillig sein. Zuletzt hatten unter anderem einige Gerichtsurteile etwa des Europäischen Gerichtshofes schon daraufhin gedeutet, dass künftig mehr Offenheit nötig ist. Die Schufa arbeitet seit 2022 daran, ihr eher negatives Image los und verbraucherfreundlicher zu werden.