New York – An den Börsen geht der Trump-Crash weiter. Nachdem die USA für China die Zölle auf 104 Prozent erhöht haben, brachen die Aktienkurse am Mittwoch weltweit ein. Der deutsche Dax fiel um rund drei Prozent, der japanische Nikkei um vier Prozent, auch die US-Börsen starteten im Minus. Im Hintergrund der Aktienmärkte zeichnet sich jedoch eine weitere Verschiebung ab, die womöglich sogar noch folgenreicher ist: Weltweit stoßen Großanleger US-Staatsanleihen ab, weshalb deren Kurse einbrechen und die Renditen im Gegenzug steigen.
So schnellten die Renditen für 10-jährige US-Staatsanleihen in nur fünf Tagen von weniger als 3,9 Prozent auf am Mittwoch in der Spitze 4,5 Prozent nach oben – an den sonst eher trägen Bondmärkten eine massive Korrektur, die den rasanten Vertrauensverlust in die Regierung von Donald Trump dokumentiert. Denn an der Rendite der laufenden US-Staatsanleihen orientieren sich auch die Zinsen, die Investoren verlangen, wenn sich der amerikanische Staat frisches Geld leihen will. Je höher diese steigen, desto teurer werden Kredite für die USA.
„Die Länder, mit denen sich Trump anlegt, sind am Ende des Tages gleichzeitig auch die größten Geldgeber der USA“, erklärt Jochen Stanzel vom Broker CMC Markets. Mit rund 120 Prozent sind die an der Wirtschaftsleistung gemessenen Staatsschulden in den USA fast doppelt so hoch wie in Deutschland. Von den 36 Billionen Dollar an amerikanischen Schulden liegt laut US-Finanzministerium ein Viertel im Ausland. Der größte ausländische Gläubiger ist Japan mit 1,1 Milliarden Dollar, dahinter folgt schon China mit 769 Milliarden und ein großer Teil des Restes liegt in Europa.
„Da die USA in den nächsten Jahren Billionen von Dollar refinanzieren müssen, wäre ein Kurswechsel der Geldgeber eine Katastrophe“, warnt Stanzel. Kehren Anleger US-Anleihen den Rücken, würde das auch den Dollar als globale Leitwährung belasten und im Extremfall Hedgefonds, Versicherer, Pensionskassen oder Fondsgesellschaft ins Wanken bringen, die jeweils Abermilliarden an US-Schulden halten.
Bisher war so ein Vertrauensverlust in die USA undenkbar, US-Anleihen galten als sicherer Hafen in Krisenzeiten. Doch nicht nur die Zollpolitik, sondern auch Gerüchte, dass die US-Administration US-Anleihen unter Zwang in zinslose Darlehen mit 100 Jahren Laufzeit tauschen will, sorgen unter Investoren für Unruhe. Dazu passt, dass auch Gold deutlich teurer geworden ist. Das Edelmetall gilt als Krisenwährung und profitiert meist in Finanzkrisen. Am Mittwoch stieg der Goldpreis um mehr rund drei Prozent auf 3070 Dollar je Feinunze und näherte sich damit seinem Allzeithoch von 3150 Dollar, den der Goldpreis nach den Zollankündigungen von Donald Trump erreicht hatte.
A. HÖSS