Die Zollspirale dreht sich weiter: Gestern kündigte US-Präsident Donald Trump an, die Zölle gegen China auf 125 Prozent zu erhöhen. Zuvor hatte Peking einen Vergeltungszoll von 84 Prozent auf alle US-Importe angekündigt. © afp
Brüssel/Peking/Washington – Die EU-Staaten haben den Weg für erste Gegenzölle zwischen zehn und 25 Prozent als Reaktion auf die von US-Präsident Donald Trump angeordneten Zölle freigemacht. Kommende Woche treten unter anderem Sonderabgaben für Jeans und Motorräder aus den USA in Kraft.
■ Gegenzölle in mehreren Stufen
Weitere Gegenzölle sollen dann Mitte Mai und Ende des Jahres folgen – das betrifft unter anderem Lebensmittel wie Rindfleisch, Geflügel oder Zitrusfrüchte wie Orangen oder Grapefruits. Anfang Dezember sind dann noch Nüsse und Sojabohnen an der Reihe.
Die ersten Zölle treffen nach EU-Angaben ein Handelsvolumen von 3,9 Milliarden Euro. Am 15. Mai sollen dann Zölle auf Waren im Wert von 13,5 Milliarden erhoben werden und die dritte Welle trifft ein Volumen von 3,5 Milliarden.
■ Whiskey bleibt nun doch verschont
Entgegen ursprünglicher Planungen gibt es vorerst keine Zusatzzölle auf amerikanischen Whiskey und andere alkoholische Getränke. Als Grund gilt vor allem die Lobbyarbeit von Ländern wie Frankreich und Italien. Trump hatte nach Bekanntwerden der EU-Planungen mit Gegenzöllen von 200 Prozent auf Wein, Champagner und andere alkoholischen Getränke aus EU-Staaten gedroht, sollte die EU das Vorhaben umsetzen. Bei den geplanten EU-Sonderzöllen handelt es sich nicht um die Reaktion auf die am Mittwochmorgen in Kraft getretenen sogenannten wechselseitigen Zölle, sondern auf bereits vor rund einem Monat verhängte neue US-Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte. Diese US-Maßnahmen treffen nach EU-Angaben Exporte im Wert von 26 Milliarden Euro.
■ China schlägt härter zurück
Im Vergleich zur Reaktion aus China ist das EU-Vorgehen moderat. Zunächst hatte Peking auf Trumps Ankündigung zu den gestern in Kraft getretenen Sonderabgaben mit Gegenzöllen in Höhe von 34 Prozent reagiert. Daraufhin erhöhte Washington die Abgaben auf chinesische Produkte nochmals deutlich: auf insgesamt 104 Prozent.
Auf diese weiteren US-Zölle in Höhe von 50 Prozent will die Regierung in Peking Gegenzölle im gleichen Umfang einführen und die zunächst auf 34 Prozent angelegten Sonderzölle auf alle US-Einfuhren nun auf 84 Prozent erhöhen. Sie sollen am heutigen Donnerstag in Kraft treten, teilte die chinesische Führung mit.
Damit erreicht der Handelskonflikt der beiden größten Volkswirtschaften der Welt eine weitere Eskalationsstufe. China ist verglichen mit anderen Ländern, die mit den USA Handel betreiben, von besonders hohen Zöllen betroffen.
EU zeigt sich verhandlungsbereit
Bei der Verkündung der ersten Gegenzölle zeigt sich die EU-Kommission verhandlungsbereit: „Diese Gegenmaßnahmen können jederzeit ausgesetzt werden, wenn die USA einem fairen und ausgewogenen Verhandlungsergebnis zustimmen.“