INTERVIEW

„Auf uns kommt ein Drama zu“

von Redaktion

Wirtschaftsminister Aiwanger über die Gefahren durch die US-Zölle

München – Ein großer Teil der bayerischen Exporte landet in den USA – bisher. Doch Donald Trumps Zölle lasten schwer auf den Unternehmen im Freistaat. Was der bayerische Wirtschaftsminister dagegen tun will:

Herr Aiwanger, Donald Trumps Zölle treffen die bayerische Wirtschaft hart. Wie groß ist der Schaden?

Was auf uns zukommt, ist ein Drama. Jährlich werden Waren im Wert von 29 Milliarden Euro aus Bayern nach Amerika exportiert – ungefähr die Hälfte davon aus den Branchen Automobil und Maschinenbau. Der 5er- und der 7er-BMW, die in Dingolfing gefertigt werden, gehen in großer Stückzahl in die Vereinigten Staaten. Auch Audi ist schwer betroffen. Zudem besteht die Gefahr, dass sich aufgrund der Zölle weniger Industrie bei uns ansiedeln will und abwandert. Absicht der Amerikaner ist ja auch, dass europäische Industrie direkt in die USA umsiedelt. Wir müssen also alles tun, um unseren Industriestandort günstiger zu machen. Steuern, Kosten, Bürokratie runter, Digitalisierung und Automatisierung, um den Standort angesichts der höheren Kosten effektiver zu machen.

Wie sollten Deutschland und Europa jetzt reagieren?

Es ist sehr wichtig, dass wir in konstruktive Gespräche mit den USA kommen und versuchen, die Zölle möglichst weit wieder herunterzukriegen. Ich sehe schon die Möglichkeit, dass man mit dem US-Präsidenten Donald Trump einen Deal finden kann, wenn er Vorteile darin sieht. Ein kleines Beispiel aus Bayern: Auf unser Holz gibt es bisher keine US-Zölle, weil die Amerikaner nicht wollen, dass die Baupreise bei ihnen steigen. Ich glaube: Wenn man Trump einen gesichtswahrenden Ausweg lässt und ihm etwas anbietet – zum Beispiel auch ein deutliches Aufwachsen der europäischen Verteidigungsausgaben – sind Einigungen möglich, die einen Handelskrieg verhindern.

Reicht aus Ihrer Sicht, was die schwarz-rote Koalition an Wirtschaftsunterstützung plant?

Was angekündigt wurde, wäre ja schon ohne US-Zölle nötig gewesen, um wieder besser ins Spiel zu kommen, weil wir nicht mehr wettbewerbsfähig waren. Die kraftvolle Wende bringt das in der Wirtschaft noch nicht. Aber vielleicht hat die Zolldebatte an dieser Stelle sogar noch ihr Gutes, wenn sie der neuen Regierung gleich zu Beginn aufzeigt, wie sehr wirtschaftlich der Kittel brennt. Wir bräuchten jetzt dringend massive Steuersenkungen Richtung 25 Prozent statt 30 Prozent. Das wurde leider versäumt.

Was kann das im internationalen Vergleich kleine Bayern selbst tun?

Bayern hat 30 Außenhandelsvertretungen – mehr als jedes andere Bundesland. Ich reise im Sommer in die USA nach North Carolina und South Carolina, wo es auch ein großes BMW-Werk gibt. Insgesamt sind über 700 bayerische Firmen in Amerika vertreten, die dort hunderttausende Arbeitsplätze anbieten – und somit auch Einfluss haben. Ich sehe es als meine Aufgabe, die Netzwerke dort zu stärken und zu pflegen und die gute Qualität bayerischer Produkte aufzuzeigen, auch wenn sie in Zukunft etwas teurer werden könnten.

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