Donald Trump´s Zollpolitik hat das Wachstum der USA dramatisch einbrechen lassen. Er selbst verspricht baldige Besserung. © Benno Schwinghammer/dpa
Für die gebeutelte deutsche Wirtschaft könnte das Mini-Wachstum im ersten Quartal ein Lichtblick sein – wäre da nicht der Zollstreit. Auch der Rest Europas blickt mit bangem Blick nach Washington und den Fortgang der konfrontativen Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump. Deutschland droht 2025 das dritte Rezessionsjahr in Folge – das gab es noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik.
Dabei überraschten die ersten drei Monate des Jahres positiv: Nicht nur in Europas größtes Volkswirtschaft Deutschland wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) leicht mit einem Plus von 0,2 Prozent zum Vorquartal. Auch in der Europäischen Union (plus 0,3 Prozent) und im Euroraum insgesamt (plus 0,4 Prozent) legte die Wirtschaftsleistung deutlicher zu als erwartet.
Hierzulande sorgten kauffreudige Verbraucher für die leichte Erholung. Private Konsumausgaben und Investitionen fielen nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes höher aus als im Vorquartal. Die Inflation in Deutschland ist abgeebbt, während die Löhne gestiegen sind. Daher haben die Menschen unterm Strich mehr Geld in der Tasche. Im April lag die Inflationsrate hierzulande dank billigerer Energie noch bei 2,1 Prozent – nach 2,2 Prozent im März. Sinkende Zinsen und damit günstigere Kredite sind zudem ein Anreiz für Anschaffungen.
Noch im Schlussquartal 2024 war die deutsche Wirtschaft um 0,2 Prozent geschrumpft. „Das Plus gegenüber dem vierten Quartal sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die deutsche Wirtschaft nicht vor einer langjährigen, kräftigen Erholung steht“, ordnet Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer ein. Zwar dürften die geplanten gigantischen Milliardensummen für Verteidigung und Infrastruktur die Konjunktur im kommenden Jahr anschieben. Viele Unternehmen vermissten aber „einen wirtschaftspolitischen Neustart, der nach der jahrelangen Erosion der Standortqualität notwendig wäre“, sagt Krämer.
In den USA deuten die Zeichen derweil klar auf Abschwung: Die US-Wirtschaft ist unter Präsident Donald Trump in den ersten drei Monaten des Jahres unerwartet geschrumpft. Der Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) betrug 0,3 Prozent auf das Jahr hochgerechnet, wie das Handelsministerium mitteilte. Trump machte seinen Vorgänger Joe Biden für die Entwicklung verantwortlich. Experten sehen dagegen „erste Bremsspuren“ der Zollpolitik des Präsidenten. Im Vergleich zum Vorquartal schrumpfte das BIP der USA den Angaben zufolge um 0,1 Prozent. Das Handelsministerium führte die Entwicklung auf deutlich erhöhte Importe vor Trumps erwarteten Zollankündigungen Anfang April zurück.
Trump schrieb im Onlinedienst Truth Social, der Rückgang habe „nichts mit den Zöllen zu tun“. Die US-Bürger müssten geduldig sein. Bald werde das Land „boomen, aber wir müssen den Biden-Überhang loswerden“, betonte der Republikaner. Unter Biden hatte die US-Wirtschaft zuletzt deutlich zugelegt. Im letzten Quartal 2024 betrug das Wachstum 2,4 Prozent.
Die schwache Wirtschaft erhöht den Druck auf Trump, wieder Wachstum hervorzubringen. Er scheint jedoch Fed-Chef Jerome Powell in der Verantwortung zu sehen – und forderte diesen erneut auf, die Leitzinsen zu senken: „Er sollte die Zinsen senken. Ich glaube, ich verstehe viel mehr von Zinsen als er“, sagte Trump bei einem Auftritt im Weißen Haus.
Erst kürzlich hatte Trump offen über die Absetzung Powells nachgedacht. Die Börsen waren daraufhin eingebrochen. Eine unabhängige Zentralbank gilt als unerlässlich für eine gesunde Volkswirtschaft.
Gleichwohl dürfte Powells Spielraum für Zinssenkungen durch Trumps Zollpolitik gesunken sein: Im Schlepptau der schwachen Wirtschaft ist die Zahl der Arbeitslosen in den USA gestiegen. In der vergangenen Woche legten sie um 18 000 auf 241 000 zu, wie das Arbeitsministerium in Washington mitteilte. Volkswirte hatten nur mit 223 000 Hilfsanträgen gerechnet.