Trump will „Neustart“ mit China

von Redaktion

Hinter verschlossenen Türen: In der Residenz der Schweizer Vertretung der Vereinten Nationen in Genf sprachen die USA und China am Wochenende über Zollfragen. © FABRICE COFFRINI/AFP

Genf – Die USA haben sich nach Angaben des Weißen Hauses bei den Gesprächen in Genf mit China im Zollstreit geeinigt – und damit einen möglichen Durchbruch im festgefahrenen Handelskonflikt erzielt. Details blieb Washington allerdings schuldig. Die chinesische Seite äußerte sich nach dem Ende der Gespräche zunächst nicht.

Das Weiße Haus veröffentlichte eine Mitteilung, die mit „USA kündigen China-Handelsabkommen in Genf an“ überschrieben war. Konkreter wurde die Mitteilung nicht, lediglich Zitate von US-Finanzminister Scott Bessent und dem US-Handelsbeauftragten Jamieson Greer zum Abschluss der zweitägigen Gespräche in der Schweiz wurden wiedergegeben. Greer sprach ebenfalls von einem „Deal“, Bessent hingegen von „substanziellen Fortschritten“. Einzelheiten sollten am Montag mitgeteilt werden.

US-Präsident Donald Trump hatte bereits vor Abschluss der Gespräche auf seiner Onlineplattform Truth Social von einem Neubeginn in den Handelsbeziehungen beider Länder gesprochen. Das sei „ein vollständiger Neustart“, erklärte er. Trump hat die Beziehungen zu China nach seinem Amtsantritt mit massiven Zöllen auf chinesische Produkte auf die Probe gestellt. Sie liegen zurzeit bei 145 Prozent. China reagierte mit 125 Prozent Zöllen auf US-Produkte. Das Kräftemessen zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt hat Auswirkungen auf die gesamte Weltwirtschaft, mit besonders verheerenden Folgen für Entwicklungs- und Schwellenländer.

Beiden Ländern drohen im Zollkonflikt wirtschaftliche Probleme. Die Amerikaner importierten 2024 Waren im Wert von fast 440 Milliarden Euro aus dem Reich der Mitte. Ein großer Teil davon sind Smartphones, Laptops und Elektronik, vieles wird in China für US-Firmen wie Apple produziert. Mit den Zöllen werden viele Produkte für US-Verbraucher deutlich teurer. Deshalb wachsen auch im Inland die Zweifel an der Handelspolitik der US-Regierung. Einige der gemäßigteren US-Regierungsvertreter wie Bessent und Handelsminister Howard Lutnick hätten „erkannt, dass China besser gerüstet ist, um mit diesem Handelskrieg umzugehen als die USA“, sagte der Ökonom Gary Hufbauer vom Peterson Institute.

Die USA verkaufen etwa Sojabohnen, Flugzeugteile, Mikrochips und Maschinen nach China, die Exporte hatten 2024 einen Wert von 144 Milliarden Euro. Anders als für die Amerikaner könnten die Zölle für die Verbraucher in China nicht zu steigenden, sondern zu fallenden Preisen führen. Das liegt daran, dass chinesische Firmen ihre Produkte wegen der Zölle künftig lieber in China verkaufen könnten, statt sie zu exportieren. Das würde den Preiskampf im Inland verschärfen. Auch sinkende Preise halten Ökonomen für gefährlich, da Firmen dadurch weniger einnehmen, was Löhne und Arbeitsplätze bedrohen kann. Chinas Notenbank kämpft schon seit Längerem gegen deflationäre Tendenzen an und hat deshalb bereits die Zinsen gesenkt.

USA und China suchen weitere Deals

Am Donnerstag hatte Trumps Regierung eine erste Handelsvereinbarung mit Großbritannien verkündet. China konnte seinerseits im April seine Exporte in alle Welt überraschend kräftig um 8,1 Prozent zum Vorjahr steigern. Das dicke Plus belegt nach Angaben von Experten, dass China viele Ausfuhren nach Südostasien umgeleitet hat, um die hohen US-Zölle zu umgehen. Peking wirbt außerdem im Moment aktiv um andere Handelspartner. Der „übergroße Markt“ Chinas biete mehr Möglichkeiten für Produkte aus Lateinamerika und der Karibik, sagte ein hochrangiger Beamter des Außenministeriums am Sonntag. Bei einem Forum mit Regierungsvertretern von lateinamerikanischen und karibischen Staaten (CELAC) kommende Woche in Peking sollen Kooperationen bei Rohstoffen, Nahrungsmitteln und Infrastruktur beschlossen werden.
AFP/DPA/HÖSS

Artikel 3 von 4