Kein Geld für tausende Wohnungen

von Redaktion

Wohnungsbau in München: Bestehende Projekte werden noch fertiggebaut, für Neubauten erhalten viele sozial-orientierte Firmen aber offenbar keine Fördergelder mehr. © Marcus Schlaf

München – Wer bei einem Mitgliedsunternehmen des Wohnungsverbands VdW zur Miete lebt, zahlt im bayerischen Durchschnitt eine Monatsmiete von 7,23 Euro je Quadratmeter. Selbst in München sind es nur 8,33 Euro. „Das ist die Hälfte dessen, was man am Markt verlangen könnte“, sagte Verbandsdirektor Hans Maier gestern in München. „Am Markt gingen auch 16,66 Euro.“

Dass die Mieter bei den VdW-Unternehmen im Freistaat vergleichsweise günstig wohnen, hat einen einfachen Grund: Im Verband sind keine privatwirtschaftlichen Wohnungsunternehmen organisiert, sondern gemeinnützige. Das sind etwa kommunale und kirchliche Firmen sowie Wohngenossenschaften, die im Verband die Mehrheit stellen.

Nur bauen diese sozial-orientierten Firmen immer weniger neue Wohnungen, wie Verbandschef Maier gestern in München berichtete. Demnach ist der Neubau bei den VdW-Unternehmen im vergangenen Jahr um ein Fünftel auf 3566 Wohnungen zurückgegangen. Noch heftiger war der Einbruch bei den Sozialwohnungen, dem sogenannten geförderten Wohnungsbau: 1822 geförderte Wohnungen haben die Unternehmen gebaut, 42 Prozent weniger als noch ein Jahr zuvor.

Es gebe junge Genossenschaften, sagte Maier, die würden gerne bauen, bauten aber nicht, da sie keine Gewissheit über die zugesicherte Förderung hätten. Maier sprach von einem „Förderstopp“ zu Beginn des Jahres, der für viele überraschend gekommen sei. Grund dafür sei eine „massive Überzeichnung der Fördermittel“ gewesen.

2024 gab es demnach einen regelrechten Ansturm auf die Fördergelder, 700 Millionen Euro standen in Bayern für die Einkommensorientierte Förderung (EOF) bereit. Beantragt wurden allerdings 1,9 Milliarden Euro, also deutlich mehr, als Geld zur Verfügung stand. Wegen dieses Antragstaus würde auch für 2025 keine neue Förderung mehr bewilligt, kritisierte Maier, auch für 2026 fehle die Planungssicherheit. Der „Förderstopp“ betreffe aktuell über 90 Verbandsmitglieder mit knapp 4950 Wohnungen in Neubauprojekten.

Dass es zu dieser Förderkrise kommen konnte, erklärt sich Maier so: Als nach Beginn des Ukraine-Krieges der gesamte Wohnungsbau in die Krise schlitterte, entdeckten private Investoren den sozialen Wohnungsbau für sich, hier gab es noch Renditen zu holen. 2024 sei fast die Hälfte der Fördermittel aus diesen Töpfen an privatwirtschaftlich organisierte Wohnungsfirmen geflossen – viele soziale Wohnunternehmen wie Genossenschaften gingen leer aus. Zwar werden die Wohnungen jetzt wohl trotzdem gebaut, allerdings von privaten Investoren – und das sieht Maier kritisch: Teilweise müssten die Wohnungen nur für 25 Jahre an Menschen mit niedrigem Einkommen vermietet werden – nach Ablauf dieser Belegungsbindung hätten Investoren freie Hand. Sozial-orientierte Unternehmen würden dagegen langfristig zu „fairen Preisen“ vermieten, betonte Maier und forderte von der bayerischen Staatsregierung, diese Fristen deutlich zu erhöhen, denn das würde bei Privatinvestoren die Attraktivität schmälern.

Gleichzeitig hofft Maier auf die neue Bundesregierung. Im Koalitionsvertrag von Union und SPD stehe „viel Gutes drin“, sagte Maier. „Wir sehen das als großen Wurf.“ Unter anderem nannte Maier die Stärkung des sozialen Wohnungsbaus sowie Erleichterungen beim Bau und bei der Planung von Gebäuden. Entscheidend sei aber, dass die Vereinbarungen aus dem Koalitionsvertrag auch umgesetzt würden.

Die Zeit drängt: Gestern veröffentlichte auch das Landesamt für Statistik in Fürth aktuelle Zahlen zum Wohnungsbau in Bayern. Und demnach hat sich die Lage im vergangenen Jahr weiter zugespitzt: 2024 wurden in Bayern laut den Statistikern gut 55 000 Wohnungen fertiggestellt – 16,4 Prozent weniger als im Jahr zuvor.

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