USA: Neustart mit China

von Redaktion

Der Handelskonflikt führte in China (hier: Hafen von Qingdao) bereits zu stark sinkenden Container-Buchungen. © XinHua/dpa

Genf – China und die USA haben bei ihren Handelsgesprächen in Genf einen Durchbruch erzielt. Die Unterhändler beider Länder verständigten sich am Montag darauf, ihre gegenseitigen Zölle ab Mittwoch vorerst um jeweils 115 Prozentpunkte zu senken. „Wir haben eine Einigung über eine 90-tägige Pause erzielt“, sagte US-Finanzminister Scott Bessent. Die Zeit soll genutzt werden, um weiter zu verhandeln. Die Zölle für die meisten chinesischen Ausfuhren in die USA gehen damit auf 30 Prozent zurück, wie der US-Handelsbeauftragte Jamieson Greer sagte. Peking senke zugleich seine Aufschläge auf US-Importe auf zehn Prozent.

Die Gespräche in Genf über das Wochenende waren die ersten direkten Kontakte auf Regierungsebene zwischen Peking und Washington seit Wochen. US-Präsident Trump hatte sich im Vorfeld bereits zuversichtlich gezeigt und einen „vollständigen Neustart“ in den Handelsbeziehungen der beiden größten Volkswirtschaften der Welt in Aussicht gestellt.

Die Europäische Union sieht in der Verabredung der USA und Chinas im Handelskonflikt eine Entwicklung in die richtige Richtung. Bayern mahnte nun auch eine Deeskalation im Handelsstreit zwischen den USA und Europa an. „Es wäre falsch, sich von den neuen US-Zöllen provozieren zu lassen und Vergeltungszölle zu beschließen. Die bayerische Autoindustrie darf nicht Opfer eines Zollkrieges werden“, sagte Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler).

US-Präsident Donald Trump will mit Zöllen dafür sorgen, dass Firmen ihre Produktion in die USA verlagern und damit den Standort stärken. Besonders China warf er unfairen Handel vor. Peking und Washington hatten seit der Eskalation im Handelsstreit im April jeweils demonstrativ Stärke signalisiert. Doch jüngste Wirtschaftsdaten Chinas zeigten bereits, dass der Handel mit den USA im April heftig eingebrochen war. Auf der anderen Seite standen in den USA starke Preissteigerungen von vielen Konsumgütern zu befürchten, die in China gefertigt wurden.

Mit seiner Handelspolitik hatte Trump für massive Unsicherheit und heftige Kurseinbrüche an den Börsen gesorgt. Die nun verkündete Einigung wurde von den Anlegern mit großer Erleichterung aufgenommen. Der deutsche Aktienindex kletterte zwischenzeitlich Richtung Rekordhoch. Besonders Autoaktien wie BMW, Mercedes und Volkswagen profitierten zeitweise mit Kursgewinnen zwischen vier und knapp sieben Prozent. Im Tagesverlauf gaben die Kurse meist wegen Gewinnmitnahmen wieder nach.

Noch Anfang April war das deutsche Börsenbarometer bis auf knapp 18 490 Punkte abgesackt, nachdem Trump massive Zollpakete bekannt gegeben und China mit Gegenmaßnahmen reagiert hatte. Seitdem hat der Leitindex in einer kräftigen Erholungsbewegung wieder um rund 29 Prozent zugelegt. Seit Jahresbeginn liegt er bereits wieder fast 20 Prozent im Plus. Auch der Ölpreis stieg gestern kräftig und der Dollar legte im Vergleich zum Euro und zum japanischen Yen zu. Als „sichere Häfen“ bekannte Investments wurden hingegen belastet. Der Preis für Gold fiel deutlich um 91 Dollar auf 3233 Dollar je Feinunze.

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