Dem Luxus von morgen auf der Spur

von Redaktion

Was für den einen ein Traumurlaub ist (hier zum Beispiel auf den Malediven), ist den neuen Luxusreisenden womöglich schon längst zu langweilig. © dpa

München – „Vieles, was früher Luxus war, ist heute für alle selbstverständlich“, sagt Oliver Kreipe, Deutschlands einziger Trendforscher für Luxusreisen, der für Airtours, eine Marke des Reisekonzerns TUI, arbeitet. „Meditation und Yoga zum Beispiel.“ Das klingt noch nicht besonders extravagant. Deshalb zuallererst: Was ist Luxus? Der Buchbutler, der im Cambridge University Arms Hotel hilft, den richtigen Lesestoff auszuwählen, oder Diamantstaub-Peeling im Spa? „Was jemand als Luxus empfindet, ist höchst subjektiv“, sagt Kreipe. „Luxus ist die Abweichung vom alltäglichen Lebensstandard. Wer Drei-Sterne-Hotels gewöhnt ist, empfindet vier Sterne als Luxus.“

Das setzt allerdings keine Trends. Es gehe nicht darum, dass etwas teuer ist. „Goldene Wasserhähne gelten vielleicht in China, Dubai und Indien als Statussymbole und deshalb als Luxus“, sagt Kreipe. „Wir sind in Europa deutlich weiter, leben heute mehr den erfahrungsorientierten Konsum.“ Und der kann teuer sein, weil er Grenzen sprengt.

„Wenn ein Reisebüro Schwierigkeiten hat, auf der Erde etwas für die Kunden zu finden, bietet sich das All an“, sagt der Reisedetektiv. „Von 2026 an kann man mit einem Ballon auf 30 Kilometer Höhe steigen“, sagt Kreipe. „In der Stratosphäre gibt es dann Sterneküche zum Beispiel vom angesagten ,Alchemist´ in Kopenhagen. Das gibt schon einen Eindruck fürs Leben.“ Im Alchemist werden schon mal 50 Gänge nebst Geschichten und Videos über mehrere Stunden serviert.

Anbieter Space Perspective aus den USA testet gerade die entsprechenden Heliumballons. Die angehängte Kapsel verspricht Wifi und Space Spa. Eine Tour kostet 125 000 Dollar. Zephalto aus Frankreich will ebenfalls 2026 starten, Flugdauer sechs Stunden, 170 000 Euro pro Person. Die Kabine des Wasserstoffballons bietet Platz für sechs zahlende Gäste. Abgehoben? „Grenzen gibt es beim Luxus praktisch nicht“, sagt der Reisedetektiv.

Ein Trend, der möglicherweise schneller für normalverdienende Urlauber kommen wird als Stratosphärenflüge, hat wie Yoga mit Gesundheit zu tun. „Menschen sind glücklich, wenn es ihnen gesundheitlich gut geht“, erklärt der Luxusforscher. Das Streben nach einem gesunden Körper werde auch für die Luxusbranche wichtiger. Stichwort Longevity. Das ist ein Kunstwort, das sich aus den englischen Begriffen für „langes Leben“ zusammensetzt. Dabei geht es darum, die Zellregeneration anzukurbeln. Nötig dafür: Epigenetiktests, die das biologische Alter ermitteln, ein individuelles Programm mit Kältekammern, Sport, besonderer Essensplan – „Guter Schlaf ist auch wichtig, die richtige Raumtemperatur, das Licht.“ Luxushotels hätten bereits Top-Spas, ein Top-Behandlungsteam, das Angebot müsse nur umgestellt werden, meint Kreipe. „Wichtig: Das sind keine Kliniken, das sind immer noch Urlaubshotels.“ Der Trend begann 2022 in den USA kurz nach der Pandemie. „Während Corona hatten die Menschen Zeit, über sich nachzudenken“, sagt der Trendforscher. „Das Thema Longevity lag in der Luft.“

Doch nicht alles, was neu und teuer ist, ist auch ein Trend. Manches, was gut läuft, verschwindet auch schnell wieder. „,Das will ich auch‘ zeigt sich zum Beispiel jetzt in Thailand mit dem White-Lotus-Tourismus“, sagt er. „Leute buchen, weil sie die Drehorte der Serie sehen wollen.“

„Die nächste große Nummer im Filmtourismus wird der Peloponnes in Griechenland“, ist sich Kreipe sicher. Dort hat Oscarpreisträger Christopher Nolan gerade mit internationalem Staraufgebot die Odyssee gedreht. Der Film des Oppenheimer-Regisseurs soll im Juli 2026 in die Kinos kommen. Reisen auf den Peloponnes sind vielleicht nicht so luxuriös wie Sterneküche in der Stratosphäre, aber versprechen spannende Tage. Was doch wieder passt, denn: „Zeit ist der absolute Luxus.“

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