BMW: „Wir können China-Tempo“

von Redaktion

BMW-Chef Oliver Zipse (links) und der scheidende Vorsitzende des Aufsichtsrats, Norbert Reithofer. © Stephan Schaar

Auf der BMW-Hauptversammlung im Olympiapark zeigte sich: Die Aktionäre haben das Präsenz-Formatvermisst . „Eine Präsenz-HV. Wie schön. Endlich“, sagte zum Beispiel Aktionärsschützerin Daniela Bergdolt. © Christof Rührmair/dpa

München – Als Abschiedsgruß für Norbert Reithofer nutzte BMW auf der Hauptversammlung die vollen Vorteile des Präsenz-Formats, zu dem der Autobauer seine Aktionäre zum ersten Mal seit fünf Jahren wieder eingeladen hatte: Als Dank für den scheidenden Aufsichtsratschef und langjährigen Vorstand fuhr ein BMW i3 durch die für das Aktionärstreffen gemietete Olympiahalle. Das mutige i3-Projekt aus der Reithofer-Zeit hatte die Münchner in die Elektro-Ära geführt. Die gut 3000 Anteilseigner in der Halle sahen aus nächster Nähe, wie der Penzberger sich nach 38 Jahren unter großem Applaus gerührt verabschiedete, ähnliche viele folgten der Übertragung im Internet.

Doch trotz Reithofer-Abschied, dem der bei Aktionären ebenfalls anerkannte Ex-Finanzchef Nicolas Peter an die Spitze des Aufsichtsrates folgt, war bei der BMW-Hauptversammlung nicht alles eitel Sonnenschein. Mehrmals riefen Klimaschützer ihren Protest in die Halle, ließen sich aber nach Sekunden routiniert abführen. Ein Mann im weißen T-Shirt warf Papierflieger in die Menge. Schwerer als das lasteten jedoch die wirtschaftlichen Schwierigkeiten auf der Veranstaltung: ein Rückruf wegen Bremsen-Mängeln und schwacher Absatz in China brachten den Münchnern 2024 Probleme. Die BMW-Aktie stürzte ab, Umsatz und Gewinn brachen ein, die Aktionäre mussten deshalb am Mittwoch für 2024 zähneknirschend eine Dividendenkürzung akzeptieren. Und über allem schwebt nun auch noch der Zollkonflikt.

Das Bremsen-Problem habe man mittlerweile im Griff, versicherte Konzernchef Oliver Zipse den Aktionären. Doch er räumte ein, dass die Branche sich in einem „Technologierennen“ befinde, das zum existenzbedrohenden „Ausscheidungsrennen“ werde. BMW sei dafür jedoch gut aufgestellt. Der Konzern investiere jedes Jahr Milliarden und sehe sich selbst für den Problemmarkt China, wo heimische Hersteller die Deutschen vor allem in der E-Mobilität und bei der Digitalisierung abhängen, gut aufgestellt. BMW habe 2024 in China rund 100 000 E-Autos verkauft, modifiziere Modelle wie den iX3 gezielt für den chinesischen Markt und schließe Partnerschaften mit chinesischen KI-Entwicklern wie DeepSeek. „Wir können China-Tempo“, versprach Zipse, der übrigens trotz Zollkonflikt optimistisch ist: Er gehe davon aus, dass es noch in diesem Jahr eine Einigung mit den USA gebe.

Hoffnung macht BMW vor allem der für den im Herbst geplante Start der Neuen Klasse, der nächsten Elektro-Generation aus Bayern. Dafür wurden extra eine Fabrik in Ungarn und ein Batteriewerk im niederbayerischen Irlbach-Straßkirchen errichtet. Die ersten beiden Serienfahrzeuge der Reihe – ein SUV, eine Limousine – ließ BMW ebenfalls durch die Olympiahalle rollen, getarnt und mit Foto-Verbot belegt. Eines wird in Ungarn gebaut, das andere „dort drüben“, sagte Zipse und zeigte Richtung Münchner Stammwerk. „Wir bauen es komplett um. Für die modernste Industrieproduktion mitten in der Stadt.“

Wie oft die BMW-Aktionäre auch bei künftigen Hauptversammlungen die Vorstände und die neuen Modelle aus nächster Nähe betrachten können, ist jedoch nicht ganz klar. Der Konzern ließ sich von seinen Anteilseignern bewilligen, dass er auch in den kommenden fünf Jahren rein virtuelle Hauptversammlungen abhalten kann, sofern er das für sinnvoll hält. Das kam nicht nur bei Aktionärsschützern nicht gut an. Viele Anteilseigner betonten, wie wichtig ihnen die Veranstaltung vor Ort ist, immer wieder gab es Szenen-Applaus für das Präsenzformat.

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