Was menschliche Roboter können

von Redaktion

In BMW-Werken schuftet der 70 Kilo schwere und 1,70 Meter große „Figure 02“. © bmw

Der Weltraum-Humanoide „Justin“ vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt kann zum Beispiel auf fremden Planeten eine erste Kommunikationsbasis einrichten. © DLR

Garmi kommt aus Garmisch, Garching und München und wurde von einer Abteilung der TU München entwickelt. Er soll Pflegekräfte entlasten. © Andreas Heddergott/TUM

Kochen, wischen, Wäsche waschen, Fenster putzen und staubsaugen – nach einer anstrengenden Woche hat keiner mehr Lust, sich um den Haushalt zu kümmern. Das muss vielleicht auch bald nicht mehr sein, denn in Zukunft könnten humanoide Roboter diese Aufgaben übernehmen. Der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, Bertram Brossardt, sieht das als enorme Chance. „Wir sind überzeugt: Die humanoide Robotik bietet ein riesiges Wertschöpfungspotenzial für unsere Industrie und die Zukunftsfähigkeit unseres Standorts“, erklärte er auf einem Kongress zur humanoiden Robotik im Haus der Bayerischen Wirtschaft.

Humanoide Roboter sind Maschinen, die ein menschenähnliches Aussehen haben und sich wie Menschen bewegen. Unternehmen wie BMW nutzen sie bereits. Bei der Autoproduktion werden monotone Arbeiten am Fließband durch den Roboter übernommen, die hunderte Male dieselbe Bewegung präzise ausführen, ohne müde zu werden, erklärt BMW-Roboter-Experte Nikita Aleshin.

Auch in der Raumfahrt sind humanoide Roboter vielseitig einsetzbar. Vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelte Roboter können Satelliten anfliegen, diese greifen, warten, betanken und wieder einsatzfähig machen, während sie von Astronauten von der Erde aus gesteuert werden, so Alin Albu-Schäffer, Direktor des Instituts. Damit die Raumfahrer auf fernen Planeten nicht bei null anfangen müssen, sollen die Maschinen außerdem Solarmodule und Kommunikationsstationen aufbauen. Später sollen die Roboter Außeneinsätze übernehmen, darunter etwa die Reinigung und Wartung von Solarpaneelen.

Aber auch in der Pflege werden humanoide Roboter eine wichtige Rolle einnehmen. Im Alltag eines Pflegeheims kann ein Roboter in viele Rollen schlüpfen. Hier kann er mit einem eingebautem Tablett und Getränkehalter Mahlzeiten servieren, Medikamente vergeben, die Termine der Bewohner verwalten und mit ihnen kommunizieren. Nicht nur im Seniorenheim, sondern auch zu Hause kann ein humanoider Roboter die Selbstständigkeit der Rentner möglichst lange unterstützen.

Somit können humanoide Roboter dazu beitragen, den Fachkräftemangel zu entschärfen und Beschäftigte zu entlasten. Nach Brossardts Einschätzung hat „die Technologie das Potenzial, den Fachkräfteengpässen in Deutschland spürbar entgegenzuwirken“.

Da, wo herkömmliche Roboter an ihre Grenzen stoßen, kommen Humanoide weiter. Auf Beinen anstatt auf Rädern sind die Roboter um einiges flexibler und können in einer beliebigen Arbeitsumgebung eingesetzt werden, ohne dass diese auf sie eingestellt sein muss. Damit kann auch ein humanoider Roboter Kisten umräumen oder Paletten verschieben.

Der Einsatz von Robotern und die technischen Neuerungen sorgen aber für Bedenken vonseiten der Verbraucher. Viele befürchten, dass humanoide Roboter menschliche Pflegekräfte ersetzen werden. Allerdings sind Roboter als Ergänzung und Unterstützung des Pflegepersonals gedacht und nicht, um diese zu ersetzen. In erster Linie sollen die Roboter routinemäßige und physisch anstrengende Aufgaben übernehmen, damit den Pflegern mehr Zeit für das Zwischenmenschliche bleibt. Pflegeroboter können sich zwar mit den Bewohnern des Heims austauschen, die emotionale Bindung und Nähe aber nicht ersetzen. „Eigentlich möchte niemand von einem Roboter gepflegt werden“, so Albu-Schäffer.

Künstliche Intelligenz gilt als treibende Kraft für humanoide Roboter, sagte Brossardt. Obwohl in den letzten Jahren große Fortschritte in der Entwicklung gemacht worden sind, sind die Roboter noch nicht für den häuslichen Gebrauch vollständig ausgereift. Trotz der guten motorischen Fähigkeiten der Maschinen kommen sie noch nicht an die menschlichen Bewegungsfähigkeiten heran.

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