Die Baubrache hofft auf einen Aufschwung. © Frank Hörmann, SVEN SIMON/IMAGO,
München – Nach jahrelanger Krise am Bau kehrt in der Branche allmählich wieder die Zuversicht zurück. „Wir haben die Trendwende erreicht“, sagte der Präsident des Landesverbandes Bayerischer Bauinnungen, Georg Gerhäuser, gestern in München. Allmählich gehe es wieder aufwärts.
Gerhäuser stützt seine Hoffnung auf die jüngsten Ergebnisse der Konjunkturumfrage der Innungen im Freistaat. Demnach rechnen nur noch 25 Prozent der befragten Unternehmen in den kommenden sechs Monaten mit einer Verschlechterung ihrer Geschäftsentwicklung – vor einem Jahr waren es noch 44 Prozent. Durchschnittlich elf Prozent der Betriebe hoffen inzwischen auf eine Verbesserung ihrer Geschäftslage und 64 Prozent – also fast zwei Drittel – erwarten zumindest gleichbleibende Geschäfte. „Die größte Zuversicht ist im Wohnungsbau spürbar“, sagte Gerhäuser. Und durch alle Bausparten beurteilten die Unternehmen ihre Auftragsbestände besser als im Jahr zuvor.
Noch steckt die Branche allerdings im Tief. Insbesondere im Wohnungsbau ist die Lage aus Sicht der Unternehmen nicht zufriedenstellend. „Der Wohnungsbau leidet weiterhin an dem investitionsfeindlichen Klima“, sagte Gerhäuser und verwies auf hohe Zinsen, hohe Preise für Baumaterial sowie eine Lücke bei den Förderprogrammen für Einfamilienhäuser und Sozialwohnungen.
Vergangene Woche hatte bereits der Wohnungsverband VdW darauf aufmerksam gemacht, dass zu Jahresbeginn für staatlich geförderte Wohnungen, sogenannte EOF-Wohnungen, die Geldtöpfe auf einmal leer waren, nachdem Privatinvestoren das Segment für sich entdeckt hatten – Baugenossenschaften erhielten in der Folge keine Gelder mehr (wir berichteten). Gerhäuser kritisierte nun, dass auch die Bayern-Heim als Wohnungsunternehmen des Freistaat Bayern ebenfalls Fördergelder abgegriffen hatte.
Neben frischem Fördergeld für EOF-Wohnungen sieht Gerhäuser einen weiteren Hebel, um schnell neue Wohnungen zu bauen: Aktuell sei in Bayern der Bau von 77 000 neuen Wohnungen genehmigt, es würde aber nicht gebaut – etwa weil die Finanzierung nicht stehe. Fördermittel oder steuerliche Anreize könnten dafür sorgen, dass der Bau startet.
Dass sich in der Branche die Stimmung wieder gebessert hat, führte Gerhäuser gestern unter anderem auch auf das 500 Milliarden Euro schwere Infrastrukturpaket zurück, das noch der alte Bundestag beschlossen hatte und von der Bundesregierung unter Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) nun umgesetzt werden soll – hier geht es um Straßen, Schienen und Wasserwege. Der Wohnungsbau soll nach dem Willen der Bundesregierung ebenfalls wieder Schwung erhalten. Im Koalitionsvertrag stehe „viel Gutes“ drin, sagte Gerhäuser. Bundesbauministerin Verena Hubertz (SPD) hatte bereits einen „Bau-Turbo“ angekündigt, der in den ersten 100 Tagen umgesetzt werden soll. Beispielsweise soll das Volumen der Städtebauförderung verdoppelt werden.
Innungs-Präsident Gerhäuser sagte gestern: „Wir müssen jetzt vom Reden ins Tun kommen.“ Denn trotz der sich abzeichnenden Trendwende im Baugewerbe ist seiner Ansicht nach keineswegs ausgemacht, dass der Aufschwung nachhaltig ist. Gerhäuser betonte: „Wir haben ein zartes Pflänzchen, und das braucht jetzt dringend Wasser.“