In Vierteln wie München-Milbertshofen ist der Ausländeranteil hoch. Dennoch: Im überhitzten Wohnungsmarkt hat man es ohne deutschen Pass schwer. © Wolfgang Maria Weber, Imago
Wiesbaden/München – Mietervertreter haben es lange vermutet, nun ist es nachgewiesen: Ausländer zahlen höhere Mieten als Deutsche. Im Jahr 2022 kassierten Vermieter von ihnen 7,75 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter im Monat – 9,5 Prozent mehr, als Deutsche bezahlen müssen. Das berichtete das Statistische Bundesamt am Mittwoch auf Basis von Zahlen aus der Zensusumfrage im Jahr 2022. Außerdem besitzen Menschen ohne deutschen Pass deutlich seltener eine Eigentumswohnung oder ein Haus. Vier von fünf Ausländern wohnen zur Miete, bei Deutschen ist es nur jeder zweite.
Höhere Preise in Ballungsräumen
Ein Teil der höheren Mieten lässt sich dadurch erklären, dass Menschen ohne deutschen Pass oft in Ballungsräumen wohnen und meist kleinere Wohnungen haben. Für beides gelten tendenziell höhere Quadratmeterpreise, wie die Statistiker ebenfalls darlegten. Jeder vierte Ausländer lebt in einer Wohnung mit weniger als 60 Quadratmetern Fläche, bei Deutschen ist es nur knapp jeder achte. Insgesamt haben ausländische Haushalte im Schnitt 86 Quadratmeter zur Verfügung, deutsche Haushalte 110 Quadratmeter.
Außerdem liefen ihre Mietverträge nicht ganz so lange wie jene deutscher Staatsbürger. Doch auch die kürzere Mietdauer könne nicht der alleinige Grund für die Differenz sein, so die Statistiker. So müssen auch Ausländer, die 20 Jahre oder länger dieselbe Anschrift haben, 9,1 Prozent höhere Mietausgaben einplanen als Bundesbürger – bei einem Mietvertrag, der weniger als ein Jahr alt ist, sind es jedoch nur 3,5 Prozent.
Benachteiligung auch in München
Laut Mieterverein München gibt es aus der bayerischen Landeshauptstadt keine exakten Aufschlüsselungen, welche Nationalitäten wie viel für ihre Unterkunft bezahlen. Die Zahlen des Statistikamtes erscheinen Monika Schmid-Balzert jedoch sehr plausibel. „Wir wissen aus unserer Rechtsberatung und aus Studien, dass Menschen, die keinen deutschen Pass haben oder einen ausländisch klingenden Namen haben, benachteiligt werden“, bestätigt die stellvertretende Geschäftsführerin vom Mieterverein München. Das sei ein Problem. „Das sind Menschen, die wir für eine funktionierende Stadtgesellschaft brauchen: Es sind IT-Fachleute, Busfahrer oder Küchenhilfen.“
Übrigens sei nicht nur die Höhe der Miete ein Beleg für die Ausgrenzung auf dem Wohnungsmarkt. Menschen würden aufgrund ihres Namens oder ihrer Hautfarbe häufig erst gar keinen Besichtigungstermin oder einen Mietvertrag erhalten. „Es ist also ungleich schwerer für sie, in einem überhitzten Wohnungsmarkt wie München eine bezahlbare Wohnung zu finden“, sagt Schmid-Balzert. Erfolge eine Absage allein wegen der Herkunft, sei das aber ein Verstoß gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz. „Dagegen können sie sich wehren“, betont Schmid-Balzert.
Dennoch bleiben die Türen auf dem Wohnungsmarkt für Menschen ohne deutschen Pass häufig verschlossen, berichtet die Mietervertreterin. Um überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben, würden sie aus Verzweiflung oft Notlösungen akzeptieren müssen und etwa in überteuerten möblierten Wohnungen oder Zimmern auf Zeit landen. Mit solchen als Übergangslösungen deklarierten Wohnkonzepten können Vermieter Regeln zum Mieterschutz und die Mietpreisbremse häufig umgehen, weshalb sie noch teurer sind.