Wirtschaft wächst doppelt so stark wie erwartet

von Redaktion

Vorzieheffekte im schwelenden Handelsstreit – Privater Konsum steigt um 0,5 Prozent

Besonders die Exporte, etwa von Autos und Arzneien, stützten im ersten Quartal die Wirtschaft. © Daniel Bockwoldt/dpa

Wiesbaden – Unerwarteter Rückenwind inmitten der Konjunkturflaute: Die kriselnde deutsche Wirtschaft ist im ersten Quartal mit 0,4 Prozent doppelt so stark gewachsen wie zunächst geschätzt. Das teilte das Statistische Bundesamt mit. Steigende Exporte und höhere Konsumausgaben der Verbraucher sorgten für Auftrieb beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) zum Vorquartal.

Grund für das höhere Wachstum sei die „überraschend gute konjunkturelle Entwicklung im März“, erläuterte die Präsidentin des Statistischen Bundesamtes, Ruth Brand. In einer ersten Schätzung war die Wiesbadener Behörde noch von einem Plus von 0,2 Prozent ausgegangen. „Vor allem die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe sowie die Exporte entwickelten sich besser als zunächst angenommen.“

Besonders die Exporte, etwa von Autos und Arzneien, stützten im ersten Quartal die Wirtschaft. „Vorzieheffekte im schwelenden Handelskonflikt mit den USA dürften daher zu der positiven Entwicklung beigetragen haben“, schrieben die Statistiker. Die privaten Konsumausgaben stiegen zudem um 0,5 Prozent zum Vorquartal. Mit der abflauenden Inflation und deutlich gestiegenen Löhnen in einigen Branchen haben viele Menschen mehr Geld in der Tasche. Auch wuchsen die Investitionen sowohl in Bauten (plus 0,5 Prozent) als auch in Ausrüstungen (plus 0,7 Prozent).

Zuletzt hatten sich die positiven Nachrichten zur deutschen Wirtschaft gemehrt. In der Industrie sorgen steigende Auftragszahlen für etwas mehr Zuversicht, und die Stimmung in der Wirtschaft hellt sich auf: Im Mai stieg der Ifo-Index den fünften Monat in Folge. Nach Einschätzung von Ifo-Präsident Clemens Fuest fasst die deutsche Wirtschaft langsam wieder Tritt.

Den zarten Aufschwung zu Jahresbeginn hatten viele Ökonomen erwartet. Mit der sprunghaften Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump haben sich die Aussichten für die exportstarke deutsche Industrie jedoch deutlich verschlechtert. Trotz des Hoffnungsschimmers zum Jahresbeginn droht der deutschen Wirtschaft 2025 somit das dritte Jahr ohne Wachstum in Folge – das gab es noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik. Zuletzt wurden die Prognosen für die deutsche Wirtschaft reihenweise gesenkt.

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