EZB hat Zinsen seit 2024 halbiert

von Redaktion

EZB-Chefin Christine Lagarde verkündete am Donnerstag schon den achten Zinsschritt seit Mitte 2024. Spekulationen über einen Jobwechsel erteilte sie eine Absage. © Kirill Kudryavtsev/AFP

Frankfurt – Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den für Banken und Sparer wichtigen Einlagenzins um weitere 0,25 Prozentpunkte auf 2,0 Prozent hergesetzt. Damit hat die Notenbank den Einlagenzins seit Beginn ihrer Serie an Zinssenkungen im Juni 2024 halbiert. Für Firmen wird es damit tendenziell billiger, sich für Investitionen Geld zu leihen. Das kann die Konjunktur ankurbeln. Sparerinnen und Sparer jedoch müssen mit noch niedrigeren Tages- und Festgeldzinsen rechnen.

Mit dem aktuellen Zinsniveau sei die Notenbank „gut aufgestellt“, um durch die aktuelle Unsicherheit zu steuern, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde in Frankfurt. Die EZB komme bei ihrem Zinssenkungszyklus zu einem Ende. Doch es blieben Unsicherheiten – etwa, was den Ausgang des Zollstreits zwischen der Europäischen Union und den USA angehe. Auch Ökonomen gehen davon aus, dass die EZB die Leitzinsen vorerst kaum noch senken wird. „Wir sind langsam am Ende der Zinstreppe nach unten angekommen“, sagt Dekabank-Chefvolkswirt Ulrich Kater. „Ein oder maximal zwei Schritte könnten noch folgen, dann hat die EZB ein neues Gleichgewicht erreicht.“ Der Direktor des Frankfurter Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung SAFE, Florian Heider, hält eine weitere geldpolitische Lockerung nicht für notwendig: „Eine weitere Stimulation der Wirtschaft durch niedrige Zinsen ist im Moment nicht angebracht. Viele wirtschaftliche Probleme sind struktureller Natur.“

Zollstreit mit Trump Gift für Konjunktur

Dass der EZB-Rat bei seiner Juni-Sitzung die Zinsen senken würde, war von vielen Analysten und Ökonomen erwartet worden. Denn die Inflation im Euroraum ist deutlich zurückgegangen. Damit fällt ein Argument für höhere Zinsen weg. Im Mai fiel die Teuerungsrate nach einer ersten Schätzung des Statistikamts Eurostat auf 1,9 Prozent und damit unter die EZB-Zielmarke. Die Notenbank strebt für den Währungsraum mittelfristig eine Rate von 2,0 Prozent an. Zugleich belastet der Zollstreit mit US-Präsident Donald Trump die Konjunktur.

Dieses Jahr traut die EZB der Wirtschaft im Euroraum trotz des Zollstreits 0,9 Prozent Wachstum zu. Für 2026 erwartet die Notenbank einen Anstieg des Bruttoinlandsproduktes um 1,1 Prozent. Während die Unsicherheit um die Handelspolitik Investitionen und Exporte belasten dürfte, werden steigende öffentliche Ausgaben für Verteidigung und Infrastruktur das Wachstum mittelfristig stützen, so die EZB-Einschätzung. Zudem könnten Verbraucher dank steigender Löhne mehr Geld ausgeben und Unternehmen sich günstiger finanzieren.

Für die Bauherren bedeuten die Zinssenkungen bisher aber nur moderate Erleichterung. Trotz Halbierung der Leitzinsen liegen 15-jährige Immobilienkredite mit 3,7 Prozent immer noch relativ nah an ihrem Zehnjahres-Hoch von 4,4 Prozent aus dem Herbst 2023. Das zeigen Zahlen von Interhyp. Die Zinsen, die Kunden für Tagesgeld bekommen, haben hingegen nie auch nur annähernd die Höhe der Leitzinsen erreicht. Im März 2024 lagen sie bei 1,75 Prozent und sackten bis heute auf 1,27 Prozent ab. Bei Festgeld gab es einen Zinsrückgang von im Schnitt 3,39 Prozent im November 2023 auf heute 2,0 Prozent. Laut dem Vergleichsportal Verivox hat es noch nie einen so starken Einbruch der Zinsen gegeben.

Jüngsten Spekulationen über einen vorzeitigen Rückzug von der EZB-Spitze trat Lagarde entgegen. Sie sei „entschlossen“, ihre Amtszeit zu Ende zu bringen, betonte die Französin. Zuletzt hatte es Berichte gegeben, wonach Lagarde Klaus Schwab als Leiter des Weltwirtschaftsforums (WEF) ablösen könnte. Lagardes achtjährige Amtszeit bei der EZB läuft bis Ende Oktober 2027.

Artikel 6 von 7