INTERVIEW

Massiv investiert wird in München und Nürnberg

von Redaktion

Produktionschef: 700 E-Trucks schon verkauft – „Mannschaft steht voll dahinter“

MAN stellt in München jetzt auch batterieelektrische Lkw her. Im Interview erklärt Produktionschef Michael Kobriger, wie der Umbau gelungen ist – und was es jetzt für einen schnellen Hochlauf klimafreundlicher Fahrzeuge braucht.

Herr Kobriger, MAN fängt jetzt mit der Serienproduktion seiner E-Trucks in München an. Wie viel Jahre Vorarbeit waren dafür nötig?

Ich benutze das Wort selten – aber das ist wirklich ein historischer Augenblick für uns, auf den wir in der Produktion rund vier Jahre lang hingearbeitet haben. Und die Teams in der Entwicklung sogar noch länger.

Bisher hat Ihr Konzern etwa ein Jahrhundert lang nur Dieselmotoren gebaut. Da sind sicher noch einige Mitarbeiter skeptisch, ob E-Mobilität wirklich die Zukunft für MAN ist, oder? Ist das so? Und wie überzeugen Sie die?

Die Mannschaft steht voll dahinter. Denn sie weiß, das ist die Zukunft. Wer möchte nicht an der emissionsfreien Zukunft arbeiten? E-Mobilität ist generell für die Beschäftigten nicht völlig neu. Wir haben ja beispielsweise schon seit vielen Jahren elektrische Stadtbusse im Einsatz – unter anderem auch hier in München – und sind Marktführer in Europa. In Summe hat MAN das breiteste Angebot für E-Mobilität – und die Kolleginnen und Kollegen hier und an den anderen Standorten sind voll davon überzeugt.

In der Belegschaft braucht es jetzt auch viele Hochvolttechniker und andere Qualifikationen. Sind die alle neu angeheuert? Oder umgeschult? Und geht das so einfach?

Wir setzen in der Produktion erster Linie auf Qualifikation. Beispiel München. Hier haben wir 5000 Beschäftigte in Hochvolt geschult – oder dafür sensibilisiert. Je nach Job. Am Band bauen Kolleginnen und Kollegen, die vorher nur den Diesel produziert haben, jetzt E-Trucks – und Verbrenner. Sie können beide Welten. Zudem bilden wir speziell Hochvolttechnik seit einigen Jahren selbst aus. Die eigenen Talente sind oft die besten. Ich sage nur Thomas Müller.

Wie viel investieren Sie in die E-Mobilität? Und wie viel davon landet hier in Bayern?

Wir haben allein in die Entwicklung unserer E-Lkw rund 400 Millionen Euro investiert. Und um unsere Werke fit für E-Mobilität zu machen, fließt in diesem Jahrzehnt eine ganze Milliarde Euro – der Großteil davon in Bayern. Schwerpunkt war hier zweifelsohne der Aufbau einer eigenen Batteriefertigung an unserem Standort in Nürnberg.

Was passiert, wenn die Nachfrage doch nicht so groß ist, wie Sie erwarten?

Zunächst einmal: Das Feedback der Kunden ist ausgezeichnet. Die ersten Fahrzeuge der Vorserie haben bereits deutlich mehr als zwei Millionen Kilometer in Europa für unsere Kunden absolviert. Auch in den Vergleichstests der Fachpresse steht unser E-Truck ganz oben auf dem Treppchen. 700 E-Trucks sind schon verkauft – und wir sehen aktuell eine große Dynamik bei den Auftragseingängen. Aber ja, wir brauchen unbedingt vernünftige Rahmenbedingungen der Politik und Planungssicherheit beim Thema Maut und Förderungen – insbesondere auf Bundesebene.

Selbst das Aufstellen von Ladesäulen für Lkw auf Betriebshöfen ist schwierig, Genehmigungen und Anschlüsse dauern oft ewig. Haben Sie Hoffnung, dass sich das mit der neuen Bundesregierung verbessert?

Deutschland ist unser wichtigster Markt. Für uns ist es besonders wichtig, dass es mit der öffentlichen und nicht-öffentlichen Ladeinfrastruktur rasch vorangeht. Insbesondere unsere Kunden brauchen da schnell Unterstützung beim Aufbau ihrer Depot-Ladeinfrastruktur. Wir setzten da große Hoffnungen in die neue Bundesregierung. In Bayern haben wir stets ein offenes Ohr in der Staatskanzlei für unsere Belange und vor allen die unserer Kunden.

Betrieblich genutzte E-Autos soll man künftig besser abschreiben können. Gilt das auch für E-Lkw? Und braucht es dort mehr Förderung durch den Staat?

Eine solche Abschreibung gilt auch für E-Lkw, sie ist aber für unsere Kunden nur in weitaus geringerem Maße hilfreich, als bei Pkw-Flotten. Insbesondere an den Bedarfen der vielen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in der Branche gehen die Sonderabschreibungen vorbei. Eine Förderung, insbesondere für KMU, braucht es daher unbedingt. Die Lkw-Maut wurde Ende 2023 erhöht. Das bringt erhebliche Einnahmen für den Staat. Wir haben uns mit anderen Herstellern und Verbänden immer dafür eingesetzt, dass die Hälfte der sieben Milliarden Euro Mehreinnahmen durch die Maut in die Förderung von E-Lkw und den Ausbau der Ladeinfrastruktur geht. Das ist fundamental wichtig für den weiteren Hochlauf der E-Mobilität.

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