Ölpreis-Alarm wegen Hormus

von Redaktion

Bei den Bombardements wurde auch eine Raffinerie südlich von Teheran getroffen. Weitaus dramatischer als der Ausfall iranischen Öls wäre aber eine Schließung wichtiger Handelsrouten. © ATTA KENARE, AFP

München – Der kriegerische Konflikt zwischen Israel und dem Iran hat die Ölpreise kräftig steigen lassen. Ein Barrel (159 Liter) der US-Sorte WTI kostete zuletzt fast 74 Dollar, nachdem noch Ende Mai unter 60 Dollar dafür gezahlt wurden. Und das ist nach Einschätzung von Marktbeobachtern noch lange nicht das Ende der Fahnenstange, wenn eintritt, was ein iranischer General andeutet: Eine Sperrung der Straße von Hormus. „Die Schließung wird derzeit geprüft, und Iran wird mit voller Entschlossenheit die angemessene Entscheidung treffen“, sagte der Abgeordnete und Brigadegeneral Ismail Kosari nach Angaben der Zeitung „Entekhab“.

Die Sperrung der strategisch bedeutenden Meerenge zwischen dem Iran und dem Oman hätte gravierende Auswirkungen auf den weltweiten Ölmarkt, denn ein gutes Fünftel allen weltweit gehandelten Rohöls wird über diese Route transportiert. Kommen keine Tanker mehr durch, schlägt das unmittelbar auf den Ölpreis, und damit auf die Preise für Heizöl und Benzin durch. Analysten der italienischen Großbank Unicredit befürchten, der Ölpreis könnte dann über 100 Dollar steigen, mache Experten sehen sogar Preise jenseits von 120 US-Dollar je Barrel.

Der Iran könnte versucht sein, durch eine Sperrung den Druck auf die internationale Staatengemeinschaft zu erhöhen. Was aber die Großmächte USA und China auf den Plan rufen dürfte, denn beide können sich keine Ölpreisexplosion leisten. In China lahmt die Wirtschaft und in den USA ist eine energiegetriebene Inflation das Letzte, was US-Präsident Trump gebrauchen kann. Die Schließung der Meerenge könnte also zu einer weiteren Eskalation führen. Zumal eine Blockade durch den Iran nur unter Verletzung fremder Hoheitsrechte möglich wäre. Ein großer Teil des Gewässer gehört zum Oman.

In der deutschen Wirtschaft mehren sich die Sorgen. Der Außenhandelsverband BGA warnt vor den weitreichenden Folgen der Auseinandersetzung im Nahen Osten auf die Weltwirtschaft und insbesondere auf die Exportnation Deutschland. Gestern kehrte etwas Ruhe am Ölmarkt ein, die Preise gingen zeitweise sogar leicht zurück. Positiv wurde gewertet, dass Israel bisher die Energieexportanlagen des Iran nicht ins Visier genommen habe, was bedeuten könne, dass das Land „Donald Trumps Wunsch“ nach niedrigeren Ölpreisen respektiere, erklärte der SEB-Analyst Bjarne Schieldrop.

Die Meerenge von Hormus passieren täglich normalerweise 30 bis 40 Tanker mit zusammen rund 20 Millionen Barrel Öl an Bord. Auch Gas und Flüssiggas wird über diese Route verschifft.

Die Handelsschifffahrt in der Region ist schon seit Längerem gefährdet. Die Huthi-Miliz, die mit dem Iran verbündet ist, greift seit Ausbruch des Gazakriegs im Herbst 2023 immer wieder Schiffe an. Auch in der Nähe der Straße von Hormus und in angrenzenden Golf von Oman gab es solche Vorfälle, wie der Verband Deutscher Reeder berichtet. Darunter seien Festsetzungen und Kaperungen gewesen. Der Reederverband hofft auf Deeskalation, und auf wieder freie und sichere Seewege.COM, DPA

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