„Fachleute“ in Politik und Medien empfehlen, die kostengünstige regenerative Energieerzeugung noch viel schneller auszubauen. Das sei zum Vorteil der Stromkunden, und Deutschland wäre viel schneller CO₂-frei.
Eine Veröffentlichung der vier Übertragungsnetzbetreiber kommt für das Jahr 2023 jedoch zu einem völlig anderen Ergebnis.
Zulasten der Stromkunden und Steuerzahler haben die Investoren von regenerativen Erzeugungsanlagen im Jahr 2023 im Durchschnitt aller Erzeugungsformen 26,6 Cent je eingespeister Kilowattstunde (kWh) erhalten. Nach dem sogenannten Marktprämienmodell waren es sogar 31,3 Cent pro kWh. Das ist zumindest sehr überraschend.
Man darf nicht vergessen, dass zusätzlich zu diesen Zahlungen an die Betreiber noch die Netzentgelte von 9 bis 15 Cent pro kWh von den Stromkunden zu tragen sind.
Die regenerative Energieeinspeisung macht einen umfangreichen Netzausbau in Deutschland erforderlich – sowohl in neue Übertragungs- als auch Verteilungsnetze. Nach letzten Schätzungen von McKinsey und der Bundesnetzagentur müssen dafür bis 2035 Investitionen in Höhe von 450 bis 550 Milliarden Euro getätigt werden. Das wird die Netzentgelte – und damit die Stromkosten – weiter erhöhen.
Schließlich sind nach Aussagen der neuen Wirtschaftsministerin neue Gaskraftwerke mit einer Kapazität von 20 GW geplant. Das entspricht etwa 16 Kernkraftwerken. Sie sind erforderlich für Zeiten, in denen der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint.
Von der teuren Idee, diese Gaskraftwerke mit Wasserstoff zu betreiben, ist man wohl wieder abgekommen. Das bei der Verbrennung entstehende CO₂ soll nun in Gesteinsschichten verpresst werden. Die für all dies erforderlichen Kapital- und Betriebskosten werden die Stromkosten massiv weiter in die Höhe treiben. Hinzu kommen die Kosten für Batterieanlagen zur Stromspeicherung und zur Netzstabilisierung.
Ein kleiner Lichtblick zur Kostensenkung besteht darin, dass nach 20 Jahren Vertragslaufzeit die am höchsten subventionierten regenerativen Erzeugungsanlagen jeweils aus der Förderung auslaufen.
In den jüngsten Ausschreibungen der Bundesnetzagentur wurden folgende Fördersätze bezuschlagt: Biomasse mit durchschnittlich 17 Cent pro Kilowattstunde, Solar in der Freifläche mit fünf Cent, Solar Aufdach mit zehn Cent und Windkraft an Land mit sieben Cent. Offshore-Windkraft bekommt gar keine Förderung mehr.
Die hohen Subventionen für Altanlagen sind jedoch nicht der entscheidende Grund für die hohen Vergütungen im Jahr 2023 von durchschnittlich 26,6 Cent bzw. 31,3 Cent pro kWh. Entscheidend sind vielmehr die Kosten für die inzwischen geschaffenen Überkapazitäten an regenerativen Erzeugungsanlagen, wenn der Wind weht und die Sonne scheint.
Der Spitzenlastbedarf in Deutschland beträgt derzeit etwa 65 bis 70 GW. Demgegenüber liegt die investierte Kapazität an regenerativen Erzeugungsanlagen Ende 2024 bereits bei 190 GW. Nach den Planungen der Bundesnetzagentur soll diese Kapazität bis 2030 auf 368 GW ausgebaut werden.
Das ist völlig überdimensioniert – denn alles muss bezahlt werden. Das Kostenrisiko dieser Überkapazitäten tragen Stromkunden und Steuerzahler.
Die Betreiber von regenerativen Stromerzeugungsanlagen werden nämlich auch dann bezahlt, wenn die vier Übertragungsnetzbetreiber zum Schutz der Netzstabilität gezwungen sind, die Einspeisung dieser Überkapazitäten teilweise abzuregeln.
All das sind schlechte Aussichten – sowohl für den Industriestandort Deutschland als auch für den Bundeshaushalt. Die Haushaltsstromkunden müssen sich auf noch höhere Stromrechnungen einstellen.
Es gäbe aber einige Stellschrauben, die man für eine bezahlbarere Stromversorgung drehen könnte. So ist der Einsatz von Wasserstoff in der Strom- und Wärmeversorgung kaum wirtschaftlich. Dasselbe gilt für das Verlegen von Stromkabeln als Erdkabel, statt der wesentlich günstigeren Freileitungen. Außerdem ist Förderung der regenerativen Stromerzeugung nicht weiter zu rechtfertigen. Gleiches gilt für die Entschädigung von regenerativen Kraftwerken, wenn diese netzbedingt abgeregelt werden. Zuletzt wäre es sinnvoll, die geplanten 20 GW Gaskraftwerke nicht zu bauen. Stattdessen sollten die vorhandenen Kohle- und Gaskraftwerke weiterbetrieben werden. Denn auch das CO2 aus Kohlekraftwerken ließe sich abscheiden.