Die beiden Messechefs Reinhard Pfeiffer (links) und Stefan Rummel auf der Bauma, der größten Messe der Welt. Der Vertrag der beiden läuft bis 2029. © Marcus Schlaf
München – Als Stefan Rummel und Reinhard Pfeiffer im Juli 2022 ihr Amt als Chefs der Messe München antraten, konnte die Lage kaum düsterer sein. Das Coronavirus grassierte, Masken und Abstandsregeln waren Alltag, Messen wurden abgesagt. Der Umsatz der Messe München war um die Hälfte eingebrochen, jeder vierte Mitarbeiter der defizitären Gesellschaft hatte gerade seinen Job verloren. Die große Frage damals: Wird es jemals wieder gigantische Messen mit zehntausenden Besuchern aus aller Welt geben?
Pfeiffer und Rummel waren bei ihrem Amtsantritt optimistisch – und haben Recht behalten. Das zeigt auch die gestern vorgelegte Bilanz für das Messejahr 2024. 488 Millionen Euro Konzernumsatz hat die Messe München vergangenes Jahr erzielt und 70 Millionen Euro Gewinn. Ein Rekord. Insgesamt 16 eigene Messen mit 1,3 Millionen Besuchern gab es in Riem, etwa die Electronica, die Umweltmesse IFAT oder die Sportmesse ISPO. Hinzu kamen 93 Gastveranstaltungen sowie die zehn Adele-Konzerte mit 730 000 Fans. Publikum und Aussteller waren dabei noch internationaler als in der Zeit vor der Pandemie. Auch im Ausland hat die Messe München längst Fuß gefasst. 1,2 Millionen Besucher zählten die Aktivitäten der Münchner in China, Indien oder den USA. Allein die Münchner Messen in Shanghai spielten einen Rekordumsatz von 128 Millionen Euro ein.
Gutes Duo mit klarer Aufgabenteilung
Verantwortlich dafür ist neben dem starken Messeportfolio auch das Führungsduo Pfeiffer und Rummel: Reinhard Pfeiffer, Jahrgang 1963, trägt stets Anzug und schreibt Notizen in ein kleines Büchlein, das er meist bei sich trägt. Der Jurist hat schon im Wirtschaftsministerium gearbeitet, er pflegt das klassische „Sie“ ebenso wie den Kontakt zur Politik und er ist stark mit China und anderen Wachstumsländern verdrahtet. Der knapp 15 Jahre jüngere Stefan Rummel kommt aus der Wirtschaft und war viel international unterwegs. Er war bereits früh unternehmerisch tätig, hat Beratungserfahrung und war bei Bertelsmann. In seinem Büro mit Blick auf den Messesee hat der leidenschaftliche Hobbymusiker eine Gitarre an der Wand hängen und er ist mit allen Mitarbeitern per „Du“.
Gegensätze, die sich aber ergänzen, betonen die beiden. Diskussionen um Sachthemen gebe es immer, berichtet Pfeiffer, Streit nie. „Wir schätzen den lebhaften Austausch, in dem jeder seine Sicht einbringt – das bereichert unser Geschäft. Man muss einander ernst nehmen und ehrlich zueinander sein.“ Auch Rummel sieht das so. „Jeder lässt den anderen seine Stärken ausspielen, dennoch tragen wir die Verantwortung immer gemeinsam.“ Klare Aufgabenteilung gibt es trotzdem. Rummel kümmert sich etwa um die Unternehmensstrategie, das Personal sowie die Immobilienmesse Expo Real, die Bauma und die Umweltmesse IFAT. Pfeiffer beackert die Gebiete Finanzen, Marketing, Gastveranstaltungen und hat die Bau sowie Technikmessen wie die Automatica und die Electronica unter seinen Fittichen.
Aufbruchstimmung in den Messehallen
Was für beide klar ist: Messe hat Zukunft. Nach Krisenjahren und Konjunkturflaute spüre man die Aufbruchstimmung in den Messehallen regelrecht. Schon im ersten Halbjahr 2025 waren bei Megamessen wie der Bau, Bauma oder der Automatica schon 1,3 Millionen Besucher in München – so viel wie im gesamten Vorjahr. Die Messe erwartet deshalb für 2025 einen Besucherrekord von 2,5 Millionen und einen weiteren Rekordumsatz von über 500 Millionen Euro allein in München. Auch das weltpolitische Chaos fürchten die Münchner nicht. „Gerade in Zeiten globaler Krisen braucht es Vernetzung statt Isolation“, so Rummel und Pfeiffer. „Messen sind da als Plattform von Austausch und Begegnung wichtiger denn je.“
Glaubt man der Messe, lebt auch die Stadt gut von ihr. Weil Besucher Hotels buchen, Taxi fahren oder Essen gehen, wurden nach Berechnungen der Messe letztes Jahr 3,4 Milliarden Euro mehr in München erwirtschaftet. Laut den Messechefs könnten es dieses Jahr fünf Milliarden werden.