RTL greift nach Sky Deutschland

von Redaktion

Augenhöhe mit Netflix – Zentrale in Unterföhring mit 2000 Beschäftigten soll bleiben

Bei der letzten Auktion der Deutschen Fußball Liga sicherte sich Sky die meisten Live-Spiele der 1. Liga und alle Partien der 2. Liga. Unser Bild zeigt Sky-Experten Lothar Matthäus vor dem Klassiker Bayern gegen Dortmund 2024. © Bernd Thissen/dpa

München/Köln – Riesige Bewegung auf dem Streamingmarkt: RTL will den Medienkonzern Sky Deutschland kaufen. Das teilten beide Unternehmen mit. Mit der Übernahme, der noch Wettbewerbshüter zustimmen müssen, will RTL Deutschland seine Position bei Unterhaltung, Sport und Nachrichten im deutschsprachigen Markt ausbauen. Die Marken sollen für sich weiter bestehen bleiben. Der Standort von Sky in Unterföhring mit rund 2000 Beschäftigten soll erhalten bleiben.

Bertelsmann-Chef Thomas Rabe – die RTL Group zählt zum Konzernportfolio – sagte zu den Plänen: „Das bringt uns auf Augenhöhe mit den amerikanischen Plattformen, vor allem Netflix und Amazon Prime.“

In den nächsten Tagen werde das Geschäft bei der Europäischen Kommission angemeldet, hieß es mit Blick auf die Wettbewerbshüter. Nach dem Vollzug werde RTL-Deutschland-Chef Stephan Schmitter der Vorstandschef des gemeinsamen Unternehmens. Sky Deutschland wird Teil von RTL Deutschland.

Sky Deutschland zählt bislang zum US-Unternehmen Comcast. Der Kaufpreis liegt bei 150 Millionen Euro in bar. Hinzu kommt eine variable Gegenleistung, die an den Aktienkurs der RTL Group gekoppelt ist. Mit Bekanntwerden des Deals stieg die RTL-Aktie um gut 13 Prozent.

Wenn die Übernahme erfolgt, würde die börsennotierte RTL Group im deutschsprachigen Raum jede Menge frei empfangbare TV-Sender, Bezahlsender und Streaming-Portale vereinen – daneben noch Magazine und Audio integrieren. Es wären zusammengenommen rund 11,5 Millionen zahlende Streaming-Abonnenten.

Die Wurzeln von Sky liegen im einstigen Medien-Imperium von Leo Kirch. Unter dem Namen Premiere war der Bezahlsender lange Monopolist für Live-Übertragungen der Fußball-Bundesliga. Mehr denn je steht die Fußball-Bundesliga im Mittelpunkt, nachdem Sky 2021/2022 die Rechte für die Champions League an DAZN und Amazon verloren hatte.

Zum Standort Unterföhring, wo 2000 Menschen arbeiten, bekennt sich das Unternehmen weiter. Bertelsmann-Chef Rabe sagte über Sky: „Das Geschäft war vor ein paar Jahren defizitär und soll in diesem Jahr die Gewinnschwelle erreichen.“ Wird es bei Sky Stellenabbau geben? Dazu sagte Rabe: „Wir werden uns alle großen Bereiche in dem dann zusammengeführten Unternehmen anschauen, Verwaltung, Marketing, Tech, Inhalte alles, um mit Augenmaß Synergieeffekte zu erzielen. Wir werden gute Lösungen finden.“

Arbeitnehmervertreter zeigen sich vorsichtig optimistisch: „Die journalistischen Angebote von RTL und Sky sind keine wirkliche Konkurrenz zueinander, deshalb würde es mich wundern, wenn es hier größere Personaleinschnitte gibt“, sagte Matthias von Fintel, Bereichsleiter Medien von Verdi, auf Anfrage unserer Zeitung. Allerdings sei denkbar, dass RTL in der Verwaltung spart und Aufgaben zusammenlegt. MAS, DPA

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