IAA: Stadt wird zu Festivalgelände

von Redaktion

Mitten in der Stadt: Schon 2021 und 2023 nutzte die IAA Freiflächen für Aussteller. Einige Anwohner und Politiker beschwerten sich damals, das Konzept wird trotzdem ausgeweitet. © dpa

München – Die IAA soll ganz München zu einem „Festivalgelände“ machen. Das sagte am Dienstag Hildegard Müller vom Autoverband VDA, der die Automesse gemeinsam mit der Messe München ausrichtet. An dem im September stattfindenden Branchentreffen gebe es großes Interesse seitens der Aussteller, so die Veranstalter, die Vorbuchungen lägen über denen der Vorausgaben. Damit werde die IAA noch größer und internationaler.

Einige deutsche Hersteller haben demnach deutlich größere Stände als 2023. VW zum Beispiel und BMW. Die Münchner stellen auf ihrer Heimatveranstaltung ihre lang angekündigte nächste Elektro-Generation vor, die „Neue Klasse“. Mit Hyundai und Kia sind zwei koreanische Branchengrößen zurück in München. Daneben sind aber vor allem die Chinesen auf dem Vormarsch. Nicht nur BYD ist in der Landeshauptstadt, auch Neulinge wie Aito, Changan, Dongfeng, GAC, Leapmotor oder Xpeng haben sich angekündigt. Und auch amerikanische Techriesen wie Google sind nun dabei. Mehr als die Hälfte der Aussteller kommen aus dem Ausland – ein Rekord.

IAA nutzt sieben Plätze in der Stadt

Der Andrang hat Folgen: Das in der Pandemie ersonnene Konzept der Freiflächen für Aussteller wird ausgeweitet. Wie schon 2023 wird die Branche auf sechs zentralen Münchner Plätzen präsent sein: Königsplatz, Odeonsplatz, Ludwigstraße, Max-Joseph-Platz, Wittelsbacher-Platz, Residenzhöfe und Marienplatz. Hinzugenommen wird wegen der großen Nachfrage der nördliche Teil der Ludwigstraße bis zum Geschwister-Scholl-Platz, wo eine Bühne für Vorträge und Shows stehen wird. Abends werden wichtige Wahrzeichen der Stadt nun erstmals für die Messe angestrahlt. 220 Testfahrzeuge werden im Verkehr unterwegs sein, ein Viertel mehr als 2023. Im Englischen Garten wird zudem geradelt und – ebenfalls neu – auf der A94 autonom gefahren. Witzig: Die TU München wird zusammen mit dem TÜV Süd prüfen, ob autonome Fahrzeuge den deutschen Führerscheintest bestehen.

Auch wenn es bei der IAA mitunter um Fahrräder, öffentlichen Nahverkehr und Mobilität allgemein gehen wird: Das Auto spielt nach wie vor die Hauptrolle. Die Autobranche sei ein „Anker“ für die deutsche Wirtschaft und ein Wohlstandsgarant, sagte Hildegard Müller. Die IAA zeige als Aushängeschild der Branche, „was wir können“, so die VDA-Chefin. Und auch für die Stadt München und ihre Bewohner sei sie ein Plusgeschäft, ergänzte Stefan Rummel, Co-Chef der Messe München. Die Messe spiele für die Isar-Metropole einen dreistelligen Millionenbetrag ein. Man habe wegen der Nutzung der Freiflächen an die Bürger Informationsflyer verschickt, biete Infotermine, eine Hotline und Anlaufstellen, so Rummel. „Ich bin mir sicher, dass es auch für die Anwohner eine tolle Veranstaltung wird.“

Kritik aus dem Bezirksausschuss

Die Vertreter der Stadt sind dennoch geteilter Meinung. Es sei gut, dass die IAA „dort stattfindet, wo es die Menschen betrifft: Auf der Straße“, sagte die Münchner SPD-Chefin Anne Hübner, Parteikollegin von Oberbürgermeister Dieter Reiter. Die Automesse bringe Bewegung in die Stadt. Die Grünen im Bezirksausschuss (BA) Maxvorstadt sind dagegen sauer und verweisen auf Anwohnerbeschwerden. Für eine kommerzielle Veranstaltung, die massive Einschränkungen bedeute, werde kostenlos öffentlicher Grund zur Verfügung gestellt, schimpfte BA-Chefin Svenja Jarchow-Pongratz. Sie hält das Messegelände in Riem, „das aus gutem Grund dort etabliert wurde“ und wo die IAA ebenfalls Hallen nutzt, für den besseren Ort für die Veranstaltung. Ihr Fazit: „Wir möchten die IAA so nicht in der Innenstadt.“

Dennoch: Die Automesse könnte trotz heftigem Werben aus Frankfurt in München bleiben. Der Stadtrat hat das Freiflächen-Konzept – ursprünglich für das Pandemie-Jahr 2021, die Ausgabe 2023 und die IAA 2025 vereinbart – bereits für weitere Jahre abgesegnet. Und Messe-Chef Rummel hofft, dass mit dem VDA bald ein Vertrag für die IAA 2027 unterschrieben ist.

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