Meilenstein für Hochleistungs-Chips

von Redaktion

Wacker-Chemie-Chef: „Wir produzieren das reinste Material der Welt in Burghausen“

Ministerpräsident Markus Söder (4. v. r.) und Wacker-Chef Hartel (3. v. r.) begutachten die Polysilicium-Brocken. © Wacker

Burghausen – Computerchips werden immer leistungsfähiger. Damit das geht, müssen sie aus immer reinerem Polysilicium gefertigt werden. Wacker Chemie hat gestern im Stammwerk Burghausen eine neue Veredelungsanlage eröffnet, die das reinste Material der Welt fertigen kann.

„Die Chips in unseren Smartphones haben heute mehr Rechenleistung als der Rechner Deep Blue, der 1997 den Schachweltmeister Garri Kasparow besiegt hat“, erklärte Wacker-Chef Christian Hartel die Technologiesprünge. Und Wacker ist ganz vorn dabei: Jeder zweite Computerchip auf der Welt ist aus Polysilicium des Münchner Konzerns. Ein großer Teil davon wird in Burghausen hergestellt. Je reiner das Material, desto leistungsfähigere Chips lassen sich daraus fertigen. „Unser Polysilicium ist das reinste von Menschenhand gefertigte Material“ so Hartel. „Die Verunreinigung entspricht einem Zuckerwürfel im Walchensee“.

Jetzt hat Wacker noch einen draufgesetzt: Mit der neuen Etching-Next-Anlage wird nicht nur die Kapazität für Halbleiter-Polysilicium um 50 Prozent erhöht, das Material kann auch noch reiner werden. Denn für die Polysiliciumgewinnung wird das gereinigte Material in Stäben gezogen. Vor dem Transport werden diese in faustgroße Brocken gebrochen (siehe Foto). Die werden dann von den Chip-Herstellern eingeschmolzen und in die gewünschte Form gegossen.

Trotz aller Vorsicht entstehen an den Bruchkanten der Brocken leichte Verunreinigungen. In der neuen Ätzlinie reinigt Wacker die Oberflächen mit einem speziellen Säurebad. Das wieder ultra-reine Polysilicium wird im Reinraum verpackt und versandt. Die gesamte Ätzlinie, die modernste ihrer Art, hat Wacker 300 Millionen Euro gekostet, 46 Millionen kamen zusätzlich von EU, Bund und Freistaat. Das Werk schafft 150 neue Arbeitsplätze.

„Die Anlage ist essenziell, um unseren Marktanteil zu halten und vielleicht sogar ein Stück auszubauen“, sagte Wacker-Chef Christian Hartel unserer Zeitung. „Je reiner und je spezieller das Material ist, desto mehr hat man auf der Preisseite einen Hebel.“ Damit lasse sich Halbleiter-Silicium – im Gegensatz zum weniger anspruchsvollen Silicium für PV-Anlagen – auch bei den hohen Energiepreisen in Deutschland profitabel fertigen.MAS

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