Wiesbaden – Die deutsche Wirtschaft geht kraftlos in das neue Zoll-Zeitalter mit den USA. Nach dem unerwarteten Mini-Wachstum zum Jahresauftakt ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal geschrumpft: Es fiel 0,1 Prozent niedriger aus als im Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt mitteilt.
Beides geht nach Einschätzung von Ökonomen auf den Zollstreit mit den USA zurück: „Zuerst gab es Vorzieheffekte bei der Produktion. Im zweiten Quartal wurde dann hauptsächlich abgewartet, wie sich die außenwirtschaftlichen Bedingungen entwickeln“, sagt etwa Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater. Er mahnt zur Selbsthilfe: „In dem Maß, in dem sich die Weltmärkte verschließen, muss sich die wirtschaftliche Dynamik auf den eigenen Wirtschaftsraum in Deutschland und Europa konzentrieren. Das geht nur, wenn Hindernisse wie Regulierung, Bürokratie und hohe Abgaben verringert werden.“
Im europäischen Vergleich hängt Deutschland im Frühsommer zurück: Weil andere Länder wie Frankreich oder Spanien besser abschnitten, ist die Wirtschaftsleistung im Euro-Raum im zweiten Quartal um 0,1 Prozent gestiegen, wie parallel die europäische Behörde Eurostat berichtet.
Die neuen Zölle belasten den Außenhandel schwer, meint Geraldine Dany-Knedlik, Konjunkturchefin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. Entscheidend für einen stärkeren Aufschwung seien daher die geplanten Milliarden-Investitionen aus dem Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaschutz. Spürbare Impulse erwarte sie aber erst im kommenden Jahr.