Lohnt sich Solar ohne Förderung?

von Redaktion

Solaranlagen sind bei Eigentümern sehr beliebt. © Uli Deck/dpa

München – Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche hat mit einem Interview für einiges Aufsehen gesorgt: „Neue, kleine PV-Anlagen rechnen sich schon heute im Markt und bedürften keiner Förderung“, so Reiche in der „Augsburger Allgemeinen“. Doch stimmt das wirklich – und was würde ein Förderstopp für die Energiewende bedeuten?

Solarenergie hat in Deutschland eine steile Karriere hingelegt. Inzwischen sind rund 100 Gigawatt Leistung installiert, die 2025 bisher 20 Prozent der verbrauchten Stroms erzeugt haben. Rund die Hälfte der Anlagen steht auf privaten Dächern. Solaranlagen bekommen eine garantierte Einspeisevergütung, wenn sie Strom ins öffentliche Netz schicken, die Eigentümer ihn also nicht selbst verbrauchen. Wenn die Einspeisevergütung über den Marktpreisen an der Strombörse liegt, wird die Differenz aus dem Staatshaushalt bezahlt.

Die Einspeisevergütung von derzeit 7,86 Cent pro Kilowattstunde ist aber nur als Ergänzung gedacht. Weil Strom aus dem Netz mit rund 30 Cent pro Kilowattstunde relativ teuer ist, ist der Eigenverbrauch immer attraktiver. Deshalb lohnt sich meist auch ein Batteriespeicher, mit dem sich der Großteil des Solarstroms selbst verbrauchen lässt.

Keine Chance ohne E-Auto

Ob sich eine PV-Anlage für Privatpersonen auch ohne Förderung rentiert, hat das Verbraucherportal Finanztip berechnet. Das Ergebnis: Eine Anlage mit zehn Kilowatt Leistung lohnt sich ohne Förderung nur, wenn man viel Strom selbst verbrauchen kann. Denn eine solche Anlage bringt im Jahr zwischen 10 000 und 15 000 Kilowattstunden (kWh) Strom. Wer nur 3000 kWh verbraucht – das entspricht einem gewöhnlichen Vierpersonen-Haushalt – hat laut Finanztip ohne Einspeisevergütung keine Chance, dass sich die Investition amortisiert. Mit Batteriespeicher sind die Solarplatten zumindest nach 31 Jahren profitabel – zu lang für die meisten Eigentümer.

Ganz anders sieht es aus, wenn die Eigentümer auch ein E-Auto und eine Wärmepumpe haben. Mit 8000 kWh Eigenverbrauch rentiert sich eine PV-Anlage auch ohne Speicher und Förderung nach 23,2 Jahren. Mit Speicher sind es sogar nur noch 17,3 Jahre. Das entspräche einer ansehnlichen Rendite von 5,8 Prozent pro Jahr.

Bei einem Ende der Einspeisevergütung würden PV-Anlagen also nur für einen kleinen Teil der Haus-Eigentümer attraktiv bleiben, die voll auf Elektrifizierung setzen.

Kosten und Nutzen von Solarstrom

Solarstrom stand zuletzt häufig in der Kritik, weil er im Sommer öfter für Überschüsse sorgt, die nicht verbraucht werden können. Das zeigt sich an den Marktpreisen: Im sonnigen Juni war Solarstrom nur 1,86 Cent pro kWh wert, zeigt die Datenbank Energy Charts. Eine große Differenz zur Einspeisevergütung von 7,86 Cent. Zum Vergleich: Im regnerischen Juli lag der Marktwert bei 5,92 Cent, im Januar bei 11,51.

Trotz der Überschüsse wäre ein Förderstopp jetzt ein Fehler, sagt Andreas Bett, Leiter des Fraunhofer Instituts für solare Energiesysteme: „Die aktuelle Diskussion um Stromüberschüsse ist eine Scheindebatte: Neue PV-Anlagen bekommen bei Stromüberschüssen schon gar keine Einspeisevergütung mehr. Außerdem müssen große Anlagen vom Netzbetreiber steuerbar sein.“ Es brauche jetzt mehr Solarstrom, nicht weniger: „Unsere Simulationen zeigen ganz klar, dass der Strombedarf zum Beispiel durch die aktuell ansteigende E-Mobilität steigen wird.“ Und ohne Förderung würde weniger zugebaut: „Ohne Einspeisevergütung würden sich die Menschen kleinere Anlagen aufs Dach bauen, um nur noch den Eigenbedarf zu decken“, so Bett. „Man muss das gesamtsystemisch sehen: Das Teure sind Anfahrt und Montage, nicht die PV-Module. Durch die Förderung werden zusätzliche Module verlegt, die damit lokal relativ günstig Strom für die umliegenden Häuser produzieren.“ Statt einem Ausbaustopp schlägt Bett technische Lösungen vor: „Um den Solarstrom vollständig zu nutzen, müssten mehr Großbatteriespeicher genehmigt und der Ausbau der digitalen Stromzähler vorangetrieben werden.“

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