Giesinger Satelliten gegen Waldbrände

von Redaktion

Mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz versuchen die Münchner Tüftler in den Wärmebildern Muster zu erkennen. © Ororatech

München – Das Gerät ist nicht viel größer als ein Schuhkarton und doch kann es mit zwei Infrarotkameras einen Bereich von 400 Kilometer abscannen. Es handelt sich um Nanosatelliten, von denen das Münchner Start-up Ororatech bereits zehn im Orbit hat. Das Ziel: Waldbrände vom Weltall aus schon zu erkennen, wenn sie grade erst am Entstehen sind.

Das geschieht bisher häufig erst mit erheblicher Verzögerung. Wenn bereits Flammen lodern oder Rauch aufsteigt, werden die Feuer zum Beispiel von Beobachtungstürmen aus gesichtet. Oft führen auch Zufälle zur Entdeckung, etwa wenn Piloten Flammen oder Rauchschwaden vom Flugzeug aus erspähen.

Oft ist es für eine optimale Bekämpfung des Feuers dann schon zu spät. Brandkatastrophen wie jüngst in Kalifornien verursachen Milliardenschäden, töten Menschen und Tiere und setzen riesige Mengen von Kohlendioxid frei – mehr davon sogar als der weltweite Autoverkehr. Und jährlich wird eine Fläche von der zehnfachen Größe Deutschlands durch die Feuer verwüstet.

Dabei sind die eigenen Satelliten aus München-Giesing noch nicht mal das Kernstück von Ororatech. „Ausgangspunkt und Herzstück von Ororatech ist unsere Software“, sagt Firmenchef Martin Langer. „Mit ihr haben wir zunächst Wärmebilder von vorhandenen Erdbeobachtungssatelliten ausgewertet. Mithilfe Künstlicher Intelligenz suchen wir in den Wärmebildern Muster, mit denen wir nicht nur kleine Brandherde aufspüren, sondern auch bereits Informationen über die Art des entstehenden Feuers liefern können.“

Theoretisch. In der Praxis überstreifen die vorhandenen Satelliten die Erde aber nur mit großen zeitlichen Lücken. Für die zuverlässige Entdeckung von Buschfeuern in Echtzeit reicht das noch nicht aus. Um diese Zeiträume zu überbrücken, wurde das junge Unternehmen 2022 auch zum Satellitenbauer.

Dabei geht es nicht nur um Früherkennung. Die Bilder liefern auch wertvolle Informationen für die Brandbekämpfung. „Bei einem verheerenden Waldbrand in Attika konnten die Einsatzkräfte mithilfe unserer Software ein Übergreifen auf die Metropole Athen verhindern“, erzählt Langer.

Das von vielen Waldbränden betroffene Griechenland gehört bereits zu den Kunden von Ororatech, so wie beispielsweise auch Kanada oder Australien. Doch nicht nur staatliche Institutionen haben Interesse an diesen Dienstleistungen. Neben der Versicherungswirtschaft nennt Langer die Stromnetzbetreiber, die alles daran setzen Schäden an ihren Leitungen zu vermeiden.

„Aber auch Landwirte können unsere Daten nutzen“, fügt Axel Roenneke, Leiter des operativen Geschäfts, hinzu. „Wenn wir ihnen Informationen zu Oberflächentemperaturen geben, können sie besser entscheiden, wann, wo und wie viel sie bewässern sollten.“

Die wirtschaftlichen Aussichten sind also nicht schlecht. Neben den Einnahmen aus laufenden Verträgen lebt das junge Unternehmen allerdings wie alle Start-ups noch vom Geld der Investoren, mit dem ein Teil des laufenden Betriebs finanziert wird. Doch Roenneke zeigt sich auch hier optimistisch: „Wir rechnen damit, schon bald die Gewinnschwelle zu erreichen. Voraussichtlich bereits im nächsten Jahr.“

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