Offshore-Windparks, hier vor Borkum, sollten auch vor der US-Ostküste entstehen. Donald Trump will das verhindern. © dpa
München – Kurz vor der Fertigstellung hat US-Präsident Donald Trump einen Baustopp des Offshore-Windparks Revolution Wind vor der Küste New Yorks durchgesetzt. Für den dänischen Projektierer Ørsted stehen damit 1,5 Milliarden Dollar (1,3 Milliarden Euro) unmittelbar im Feuer. Offizieller Grund für den Baustopp: Sorgen um die nationale Sicherheit – näher ausgeführt wird das nicht.
Bekannt ist aber, dass Trump erklärter Windkraftgegner ist. Er findet Windräder hässlich und hält Windstrom für unwirtschaftlich. Bereits im Januar 2025 – die USA produzierten damals mit rund 13 Millionen Barrel pro Tag so viel Öl wie kaum je zuvor – ließ Trump den Energienotstand ausrufen, um mehr Bohrlizenzen zu verteilen. Gleichzeitig kündigte er an, keine Genehmigungen für neue Windparks zu vergeben – und laufende Projekte zu „überprüfen“. Das hat Ørsted jetzt zum schlechtesten Zeitpunkt getroffen: Der Windpark Revolution sollte in den demokratisch regierten Bundesstaaten Connecticut und Rhode Island schon bald 350 000 Haushalte mit Strom versorgen. Laut Ørsted ist der Park zu 80 Prozent fertig.
Inwieweit Trump mit dem aktuellen Baustopp bei Revolution Wind auch Druck auf Dänemark ausüben will, um seinem Ziel näherzukommen, Grönland einzuverleiben, ist unklar. Ein Indiz dafür ist, dass Ørsted zu 50,1 Prozent dem dänischen Staat gehört. Fakt ist: Der Aktienkurs von Ørsted kollabierte nach dem Baustopp – das Königreich ist damit der größte Verlierer.
Dabei haben die dänischen Offshore-Pioniere die Windkraft auf See quasi erfunden und groß gemacht. In Großbritannien baut Ørsted mit Hornsea 3 gerade einen Offshore-Windpark, der so viel Strom produzieren wird, wie ein großes Atomkraftwerk. In Deutschland hat Ørsted erst jüngst den ersten Offshore-Windpark ohne Subventionen vollendet. Und in den USA galten die Ostküstenstaaten als Wachstumsmarkt. Auch die deutsche RWE und die spanische Iberdrola wollten viel Geld in große Projekte investieren – bis der Wind nach Trumps Wiederwahl drehte.
Trumps Anti-Windkraft-Politik alarmiert auch deutsche Hersteller: Die Turbinen im Windpark Revolution stammen von Siemens Gamesa, der Windkraftsparte des Münchner Dax-Konzerns Siemens Energy. Laut Ørsted sind 45 von 65 Gamesa-Turbinen bereits installiert.
Immerhin stammen die Turbinen nicht aus einem eigens für die US-Windparks errichteten Werk in den Vereinigten Staaten, die Turbinen für Revolution Wind hat Siemens Energy in Europa gefertigt und über den Atlantik exportiert. Eine Unternehmenssprecherin betonte: „Die überwiegende Mehrheit unserer aktuellen Offshore-Projekte befindet sich in Europa, wo wir auch die größte Marktnachfrage sehen.” Insoweit kann das Risiko für Siemens Energy durch den Stopp von Revolution als gering eingeschätzt werden – zumal das Offshore-Geschäft nur einen Bruchteil zum Gesamtumsatz von Siemens Energy beisteuert, insgesamt ist der Konzern auf Wachstumskurs, auch in den USA.
Und bislang ist Revolution der einzige Windpark in den USA, der von einem Stopp betroffen ist. In einem weiteren Projekt von Ørsted an der US-Ostküste gehen die Arbeiten offenbar weiter. Vor Long Island im Bundesstaat New York soll ein Park namens Sunrise entstehen, noch befindet sich der Bau in einem frühen Stadium. Die 95 Turbinen soll auch hier Siemens Gamesa liefern. Die Netztechniksparte von Siemens Energy will außerdem eine Offshore-Konverterstation bauen, um den Wechselstrom der Windräder für den Transport an Land in Gleichstrom zu verwandeln. Zu einem denkbaren Szenario, dass auch der Bau von Sunrise von Trump gestoppt werden könnte, wollte sich Siemens Energy nicht äußern.
Selbst ohne die USA dürften europäische Turbinenbauer genug Nachfrage finden: Großbritannien und Taiwan setzen auf Offshore-Wind, um sich von Gas-Importen unabhängiger zu machen. Polen sucht Ersatz für die Kohle, so auch Deutschland und Australien. Und Klimaschutz ist in vielen Ländern, anders als in den USA, ein Staatsziel mit Verfassungsrang.
Wie es in den USA weitergeht ist dagegen ungewiss. Der deutsche Versorger RWE deutete aber an, dass es eine Zeit nach Trump geben wird. Auf Anfrage hieß es: „Unsere drei US-Offshore-Windprojekte befinden sich allesamt in einem frühen Entwicklungsstadium, für keines wurde eine Investitionsentscheidung getroffen, noch mit dem Bau begonnen. Die Pachtverträge für die Flächen laufen bis 2060.“