Zoll-Segen für US-Firmen

von Redaktion

US-Großhändler profitieren vom durch die Zölle gestiegenen Preisniveau. US-Verbraucher bezahlen die höheren Margen, Exporteure verlieren Marktanteile. © Marcus Brandt/dpa

Hamburg – Etliche US-Unternehmen nutzen laut einer Studie die massiv gestiegenen Importzölle auch zur Maximierung der eigenen Gewinne. „Insbesondere bei Kaffee, Getränken, Unterhaltungselektronik, Bekleidung, Sportartikeln, Spielzeug und Schmuck sind die Endverbraucherpreise in den USA stärker gestiegen als die Importkosten“, sagte der Leiter der Unternehmensforschung bei Allianz Trade, Ano Kuhanathan.

Nach Schätzungen des Kreditversicherers dürften Verbraucher für Waren wie Möbel 3,6 Prozent und für Autos, Bekleidung, Schmuck und Schuhe bis zu 2,3 Prozent mehr bezahlen, als aufgrund der Importkosten zu erwarten gewesen sei. Selbst beim Wein zahlten Verbraucher fast ein Prozent mehr, als die Importpreise suggerieren würden.

Gewinne im US-Einzelhandel

Entsprechend seien die Gewinne im US-Einzelhandel teils deutlich gestiegen. Die operativen Margen der US-Großhändler kletterten demnach im zweiten Quartal auf 3,7 Prozent – nach nur 1,8 Prozent im ersten Quartal. Die Lebensmitteleinzelhändler wiederum steigerten ihre Gewinne von 3,5 auf 4,6 Prozent. Im Gegensatz dazu verzeichneten amerikanische Discounter im vergangenen Quartal kaum Veränderungen in ihrer Rentabilität.

Dies zeige, „dass Teile der Lieferkette höhere Preise einfach weitergeben – zumindest über einen gewissen Zeitraum – um ihre eigenen Gewinne zu bewahren oder auszubauen“, sagte Kuhanathan. Er geht davon aus, dass aufgrund der Marktstruktur insbesondere US-Großhändler ihre höheren Margen länger durchsetzen können und so doppelt profitieren.

„Die eindeutigen Verlierer im Handelskrieg sind US-Verbraucher und ausländische Exporteure. Sie zahlen in den meisten Fällen am Ende die Zeche“, erklärte Kuhanathan. Dies betreffe 77 Prozent der Fälle.

US-Unternehmen übernähmen dagegen für nur weniger als ein Viertel der Produkte höhere Kosten – hauptsächlich im Agrar- und Lebensmittelsektor wie beispielsweise Süßigkeiten, Kekse und Milchprodukte. Dies dürfte auf den starken inländischen Wettbewerb und die preissensiblen Verbraucher in diesen Kategorien zurückzuführen sein. In einigen Fällen führten der Wettbewerb und die Kostenübernahme durch die Importeure der Studie zufolge dazu, dass die tatsächlichen Preissteigerungen unter den Prognosen geblieben seien, etwa bei Arzneimitteln.

Deutschland verliert Exportüberschuss

Obwohl Deutschland vor allem Chemieerzeugnisse und Maschinen exportiert, spürt es die Wirkung der Zölle deutlich: Der Exportüberschuss ist in den ersten sieben Monaten des Jahres stark gesunken. Von Januar bis Juli überstieg der Wert der deutschen Warenexporte den der Importe um 32,7 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Freitag mitteilte. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum verschlechterte sich die Außenhandelsbilanz so um 21,2 Prozent.

Die deutschen Exporte in die USA gingen um 5,3 Prozent auf 89,9 Milliarden Euro zurück, während die Importe aus dem Land um 2,2 Prozent auf 55,3 Milliarden Euro stiegen. Die USA waren damit weiterhin der wichtigste Abnehmer deutscher Produkte – mit dem größten Exportüberschuss.

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